Auszeichnungen für Forschung, Lehre und Transfer beim Dies Academicus

Traditionell gehört zum Festakt anlässlich des Dies Academicus an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt auch die Auszeichnung von Absolventinnen und Absolventen, Forschenden sowie Lehrenden. Auch in diesem Jahr wurden zahlreiche Preise für besondere Leistungen vergeben.

Sutor-Preis
© Christian Klenk

Erstmalig verliehen wurde der Preis der Professor Sutor-Stiftung. Die Stiftung soll zur Profilierung der KU beitragen, indem sie die Auseinandersetzung mit Fragen sozialer und politischer Ethik in Forschung und Lehre an der Universität anregt und fördert. Nach dem Willen des Stifters, des Ehrensenators der KU, Prof. Dr. Bernhard Sutor, soll jährlich eine hervorragende Abschlussarbeit ausgezeichnet werden. Dr. Lisa Hartmann wurde die Ehre zuteil, diesen Preis als erste zu erhalten. Ausgezeichnet wurde ihre Dissertationsschrift „Eine Lobby für Familien? Interessenvertretung und Lobbyarbeit durch Familienverbände im politischen System der Bundesrepublik Deutschland“, die Prof. Dr. Klaus Stüwe, Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende Politikwissenschaft, betreut hatte. In ihrer Untersuchung analysiert Hartmann anhand des Gesetzgebungsprozesses zu „ElterngeldPlus“, welche Akteure auf dem Feld der Familienpolitik Interessen vertreten und fördert so Erkenntnisse über Interessenvertretung und Lobbying zutage, die es in dieser Konkretheit und Differenziertheit bislang nicht gab.

Nachhaltigkeitspreis

Der Preis der Förderstiftung der Brauerei Fritz Gutmann für Abschlussarbeiten zum Thema Nachhaltigkeit ging an Pia Gardeweg und Sarah Rist: Einwegverpackungen von Getränken und Speisen zum Mitnehmen belasten die Umwelt und das Stadtbild. Um das zu vermeiden, möchte Eichstätt ein Pfandsystem für Mehrwegbehälter einführen. Damit die Bürgerinnen und Bürger das System auch annehmen, haben Eichstätts Oberbürgermeister und Stadtverwaltung die Professur für Sozial- und Organisationspsychologie der KU um Empfehlungen für die bestmögliche Kommunikation und Implementierung gebeten. Betreut durch Dr. Isabel Strubel und Prof. Dr. Elisabeth Kals nahmen sich die Masterarbeiten von Gardeweg und Rist dieser Fragestellung an und identifizierten psychologische Einflussfaktoren auf die Nutzungsbereitschaft solcher Systeme.

Kocher-Preis

Mit dem Preis der Maximiliana-Kocher-Stiftung für junge Historikerinnen und Historiker wurde ein besonders begabter Student der KU für seine Masterarbeit geehrt – Andrea Pojer: Tutor, studentische Hilfskraft und Stipendiat des Max Weber-Programms. Er studierte an der KU im interdisziplinären Bachelorstudiengang Geschichte im Hauptfach, Kunstgeschichte, Latein sowie Ältere deutsche Literatur im Nebenfach; es folgte der interdisziplinäre Masterstudiengang „Aisthesis. Kultur und Medien“ und schließlich die Masterarbeit mit dem Titel „Preces ad Canonicatum. Wahrnehmungsbilder autoritativer Machtfelder des Kaisers in Italien anhand von Supplikationsverfahren am Kaiserhof (1573-1582)“, die Prof. Dr. Sabine Ullmann betreut hat. Die Studie behandelt die historischen Beziehungen zwischen Italien und dem Reich im 16. Jahrhundert.

DAAD-Preis

Der Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes für ausländische Studierende ging an Nolwenn Hoüitte de La Chesnais, die weder in Bezug auf ihr Engagement, noch in Bezug auf Länder Grenzen kennt: Sie belegte an der KU den deutsch-französischen Studiengang Politikwissenschaft und absolviert nun den Masterstudiengang. Sie organisierte unter anderem ein Begegnungswochenende zur politischen Bildung in Brüssel, ist als Hilfskraft tätig und engagiert sich als Pfadfinderin für die katholische Bewegung in Frankreich.

Den DAAD-Preis 2022 erhielt Hoora Dabbaghian und bekam ihn beim diesjährigen Dies Academicus überreicht. Die Iranerin schloss im vergangenen Jahr an der KU ihr Masterstudium „Europastudien: Sprache Literatur, Kultur“ ab – in ihrer Masterarbeit ging sie der Frage nach, wie sich die Erwartungen und Perspektiven der Europäischen Union in den vergangenen beiden Jahrzehnten verändert haben. Mittlerweile setzt sie sich beruflich für die Integration von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund ein. Bereits während ihres Studiums engagierte sie sich ehrenamtlich, indem sie andere iranische Studierende beriet.

Master-Preis

Mit dem Preis der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern Mitte wurde die beste Masterarbeit ausgezeichnet: Martha Egan setzte sich, betreut von Prof. Dr. Richard Nate, Inhaber des Lehrstuhls für Englische Literaturwissenschaft, mit Krisenerfahrungen und Bewältigungsstrategien britischer Soldaten im Ersten Weltkrieg auseinander. Sie wählte den Titel: „Searching for Solid Ground: Examining Narratives of Flanders Fields in British WWI Poetry“ („Auf der Suche nach festem Boden: Eine Untersuchung der Narrative von Flanders Fields in der britischen Lyrik des Ersten Weltkriegs“) und untersuchte, wie Lyriker sich in ihrer „war poetry“ kritisch mit kulturellen Narrativen auseinandersetzen und welche Bedeutung diese Auseinandersetzungen für die nachfolgende Erinnerungskultur besitzen.

Dissertation

Der Preis der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt ging an die beste Dissertation: Die „letzte Meile“ des Transports, die von einem Verteilzentrum zum Endkunden führt, verursacht in der Regel den größten Teil der Transportkosten. Mit innovativen Ansätzen und Metaheuristiken für Zustellprobleme auf dieser letzten Meile hat sich Dr. Stefan Voigt in seiner kumulativen Dissertation, die aus vier Einzelpublikationen besteht und von Prof. Dr. Heinrich Kuhn, Inhaber des Lehrstuhls für Supply Chain Management & Operations, betreut wurde, beschäftigt. Seine Ergebnisse können nicht nur die Kosten für diesen letzten Abschnitt reduzieren, sondern auch Nachhaltigkeit fördern, indem beispielsweise unnötige Zustellversuche vermieden werden. Die Urkunde nahm beim Festakt stellvertretend Prof. Kuhn entgegen.

Habilitations-Preis

Für seine empirischen Studien zur Mobilität der Zukunft, genauer, den Einfluss psychologischer Aspekte auf die Akzeptanz des automatisierten Fahrens und auf die Wiederentdeckung des Radfahrens, erhielt Dr. habil. Klemens Weigl den Preis der Eichstätter Universitätsgesellschaft für die beste Habilitation. Er entwickelte unter anderem neue psychometrische Fragebögen und wissenschaftliche Modelle zu latenten Faktoren. Bei seinen Studien wurde er vom Fachmentorat von Prof. Dr. Marco Steinhauser, Prof. Dr. Ivo Ponocny und Prof. Dr. Susanne Jochner-Oette begleitet. Das externe Gutachten verfasste Prof. Dr. Josef Krems.

Lehre-Preis

Der Preis der Liga Bank-Stiftung für exzellente Lehre wurde heuer gleich dreimal vergeben: zum einen an Prof. Dr. Christina Pfeuffer, Juniorprofessorin für Human-Technology, für ihr innovatives Lehrkonzept im englischsprachigen Seminar „Human-Technology Interaction: Potential and Application“. Mensch-Technik-Interaktionen können Schwierigkeiten mit sich bringen. Mit diesen haben sich die Studierenden im Seminar erst theoretisch auseinandergesetzt, um dann darauf aufbauend Ideen für ein selbstgewähltes neues oder verbessertes Technikprodukt zu entwickeln. Sie unterstützten sich gegenseitig in mehreren Feedbackrunden und konnten ihre Erkenntnisse in einer Posterkonferenz teilen. So sollten Studierende befähigt werden, ihr Vorgehen und ihre eigenen Bewertungskriterien auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse kritisch zu hinterfragen und selbst weiterzuentwickeln.

Auch Dr. Thomas Brunner, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft von Prof. Dr. Thomas Hoffmann und stellvertretender Leiter des Zentrums für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der KU, wurde mit einem Preis der Liga Bank-Stiftung für seine exzellente Lehre geehrt.  In seinem Seminar „Applied Linguistics: Creating a Linguistik Podcast“ planten, erstellten und veröffentlichten Studierende Gesprächspodcasts zu aktuellen Themen aus der Englischen Linguistik. Er räumte den Studierenden dabei besonders viel Selbstbestimmtheit ein, um ihre Selbstkompetenz und ihre Fähigkeit zum Zeitmanagement zu fördern.

Für das Cross-Sciences-Seminar „Music & Language – A Seven Bridges Road“ wurden Daniel Eberhard und Heiner Böttger ebenfalls mit dem Preis der Liga Bank-Stiftung für exzellente Lehre ausgezeichnet. Die Professoren für Musik- beziehungsweise Englischdidaktik konzipierten erstmalig ein fächerverbindendes und wissenschaftsübergreifendes Seminar mit einem abschließenden Symposium und einer Lehrkräftefortbildung. Ausgehend vom Song „A Seven Bridges Road“ der Eagles wurden neben fachinhaltlichen Perspektiven zu den Verbindungen aus Musik und Sprache auch Interkulturalität, Mehrsprachigkeit sowie Friedens- und Demokratieerziehung thematisiert – Gastvorträge reicherten die Lehre an.

Bickhoff-Preis

Die Maximilian-Bickhoff-Universitätsstiftung zeichnete mit ihrem Preis für die Konzeption und Durchführung eines internationalen Kolloquiums das Projekt „Die zeitgenössische Kunst als Segment im interreligiösen Dialog. Chancen, Impulse, Provokationen“ von Dr. Martin Fuß aus. Er ist Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Fundamentaltheologie der Theologischen Fakultät. Im Herbst 2023 wird er ein internationales und interdisziplinäres Kolloquium mit begleitender Kunstausstellung ausrichten. So wird die zeitgenössische Kunst selbst als Gesprächspartner mit ins Spiel gebracht und ihre Bedeutung im interreligiösen Dialog herausgearbeitet.

Transfer-Preis

Der Preis der KU für Wissenstransfer und Wissenschaftskommunikation ging an ein Projekt, das der Forschung an unserer Universität auf bisher nicht gekannte Weise Wahrnehmung in der Öffentlichkeit verschafft hat: Das DFG-Projekt „Sensitivität HochAlpiner Geosysteme gegenüber dem Klimawandel ab 1850“ unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Becht (Lehrstuhl für Physische Geographie) hatte bereits in mehreren TV-Dokumentationen von unter anderem ZDF, Arte oder National Geographic mediale Auftritte. Die Kommunikation über das Projekt geht damit weit über klassische Pressearbeit, wissenschaftliche Veröffentlichungen und Präsentationen auf Tagungen hinaus. Durch den Citizen Science Ansatz werden außerdem die örtliche Bevölkerung sowie Stakeholder in den Forschungsprozess miteinbezogen, was den Wissenstransfer zusätzlich steigert.