Beweise statt Gewohnheit: Erkenntnisse der Hirnforschung für den Sprachunterricht nutzen

Mythen und Traditionen des Sprachunterrichts anhand von neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung hinterfragen – das war das Ziel der Tagung „Focus on Evidence“, die Prof. Dr. Heiner Böttger (Professur für Didaktik der Englischen Sprache und Literatur an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt) gemeinsam mit seiner Kollegin Prof. Dr. Michaela Sambanis (FU Berlin) an der KU ausrichtete. Vor Ort folgten 66 Experten für sprachliche Bildung den fünf namhaften Referentinnen und Referenten, hinzu kamen rund 500 Teilnehmer, die weltweit per Livestream der Tagung folgten.

Thematische Schwerpunkte der Konferenz lagen auf „Sprache hören und richtig verstehen“, „Literacy“,  „Mehrsprachigkeit“ und „Sprachförderung“. Zu den Vortragenden der Tagung gehörten renommierte Experten aus den Neuro- und Kognitionswissenschaften: Prof. Dr. David Poeppel (New York University/Max Planck-Institut Frankfurt/Main), Prof. Dr. Friedemann Pulvermüller (Freie Universität Berlin), Prof. Dr. Rita Franceschini (Freie Universität Bozen), Prof. Dr. Steffi Sachse (Pädagogische Hochschule Heidelberg) sowie Prof. Dr. Manfred Spitzer vom Universitätsklinikum Ulm. Sie alle präsentierten in Eichstätt ihre Forschungsergebnisse und diskutierten mit rund sechzig eingeladenen Experten für Sprachausbildung über die Umsetzung dieser neuen Erkenntnisse im Sprachunterricht. Gemeinsam mit den Wissenschaftlern sollten Übersetzungs- und Transfermöglichkeiten der referierten Befunde diskutiert werden, um auf diesem Weg konkrete, evidenzbasierte Handlungsimpulse für den Fremdsprachenunterricht generieren zu können.

Die Veranstalter verfolgten für ihre Tagung ein neues Konzept: Die Fragen nach den Vorträgen wurden nicht unmittelbar von den einzelnen Teilnehmern und Experten vor Ort gestellt, sondern nach kurzem Austausch über eine virtuelle Plattform zunächst digital gesammelt und sortiert. Anschließend wurden sie von den Moderatoren Böttger und Sambanis an die Referenten weitergegeben und somit beantwortet. Alles diente dem direkten Transfer des Gehörten und Gesehenen auf sprachliche Lernsituationen. Ein Konzept, das sich durchaus bewährte, da die Fragen nach wirklicher Relevanz und Bedeutung ausgewählt wurden und somit die Diskussion so zielgerichtet gestalten werden konnte. Auch wurde auf diese Weise besonders auf Umsetzungsmöglichkeiten für die Didaktik und Methodik des (Fremd-) Sprachenunterrichts eingegangen. „Das Konzept fand ich ausgesprochen durchdacht und hilfreich“, so ein Teilnehmer, „ich hatte das Gefühl, dass wir als Experten der Praxis mit unseren Fragen ernstgenommen wurden und durch die Referenten konkrete Handlungsimpulse erhalten haben.“

Besonderes Highlight von „Focus on Evidence“ war die Teilnahme von „Mr. Volkswagen“ Carl H. Hahn, dem Schirmherrn der Veranstaltung. Seine Keynote-Ansprache mit deutlichen Worten zum hohen und defizitären Bedarf an früher Sprachförderung deutschlandweit beeindruckte und begeisterte die Anwesenden gleichermaßen. Hahn wohnte der gesamten Veranstaltung bei und resümierte: „Von Eichstätt, seiner Katholischen Universität und den Teilnehmern der Tagung bin ich höchst beeindruckt.“

Der Tagungsband zum Symposium wird voraussichtlich bereits im Februar erscheinen.