Bildung mit Haltung in einer pluralen Welt: Konferenz zur Identität katholischer Schulen

Welchen Auftrag haben konfessionelle Schulen heute und wie setzen sie ihn um? An wen richten sie sich mit Ihrem Dienst? Solche grundlegenden Fragen standen im Mittelpunkt einer gemeinsamen Fachkonferenz, welche die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems in Eichstätt veranstaltete. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmern brachten dabei ihre Expertise aus den Bereichen Schulpädagogik, Schulentwicklung und Bildungsforschung ein; Impulse gaben außerdem Verantwortliche aus den Fachabteilungen des Bistums Eichstätt, des Erzbistums München sowie der Erzdiözese Wien. Vertreten waren darüber hinaus auch das Katholische Schulwerk Bayern sowie das Katholische Büro Bayern. Stellvertretend für das Präsidium der KU betonte Vizepräsident Prof. Dr. Markus Eham zum Auftakt der Veranstaltung, dass KU, KPH und die katholischen Schulen zwar unterschiedliche Prägungen mitbringen, jedoch auf einem gemeinsamen Boden stünden: "Konfessionelle Schulen kultivieren Bildung aus christlichen Werten heraus."

„Alle Beteiligten der Konferenz beschäftigen sich mit derselben Herausforderung: Wie können wir die Werte und Vorstellungen von Schulen in katholischer Trägerschaft in die Zukunft übertragen – und dies angesichts einer großen gesellschaftlichen Vielfalt“, erklärt Prof. Dr. Rainer Wenrich, Leiter des Zentrums für Lehrerbildung ZLB an der KU und Gastgeber für die Konferenz. Um dieses Themenfeld zu bearbeiten bedürfe es Allianzen, wie etwa mit der KPH Wien/Krems, mit der die KU bereits seit mehreren Jahren Kontakte rund um die Lehrerbildung pflegt. Zwar sei auch eine katholische Schule in erster Linie zunächst eine Schule. Jedoch müsse es ihr Anliegen sein, Raum für das zu bieten, was dem Individuum guttue.

Der Eichstätter Schulpädagoge Prof. Dr. Wolfgang Schönig sprach in diesem Zusammenhang bei der Konferenz von einem „bipolaren Bildungsauftrag als Lebens- und Erziehungsgemeinschaft“. Demnach sollten katholische Schulen die individuelle Persönlichkeit ihrer Schülerinnen und Schüler zur Entfaltung bringen und sie gleichzeitig dazu befähigen, zum Gemeinwohl beizutragen. Nährboden dafür sei eine reflektierte Auseinandersetzung mit Religion und Glaube. „Die Achtung von Existenz und die Vermittlung eines Menschenbildes, welches sich zum Beispiel in den päpstlichen Konstitutionen ,Laudato Si‘‘ oder ,Veritatis gaudium‘ widerspiegelt, ist im Kontext Schule keine Trivialität“, ergänzt Wenrich. Entsprechend der konfessionsübergreifenden Sichtweise dieser Dokumente praktizieren bereits die katholischen Schulen in Flandern das Modell der Dialog-Schulen, welches bei der Konferenz Prof. Dr. Lieven Boeve von der Katholischen Universität im belgischen Leuven vorstellte. Diese Einrichtungen pflegen einen bewussten Dialog mit anderen Konfessionen, um die christliche Inspiration durch den Austausch in einen neuen Kontext zu setzen.

Die Implementierung von neuen Impulsen und Reformprozessen für katholische Schulen ist zum einen ein Desiderat für die Ausbildung künftiger Lehrerinnen und Lehrer. Jedoch auch im Hinblick auf Schulleitungen gilt es, wie die Konferenz zeigte, mehr als reine Management-Fähigkeiten zu vermitteln. Ergänzend sollen Konzepte von Leadership die Verantwortlichen dazu befähigen, Kreativität in ihren Einrichtungen zu fördern und sie in innovative Konzepte zu übertragen. Der Religionspädagoge Prof. Dr. Uto Meier (KU) schilderte hierbei „Catholic Leadership“ als Ideal auf Grundlage der christlichen Soziallehre, die Menschenwürde und Fairness betonen würde – ein „Leitbild mit klaren Grenzen nach unten und einer klaren Vision nach oben“. „Gemeinsam mit der KPH Wien/Krems wollen wir daher künftig hinsichtlich Fort- und Weiterbildungsangeboten kooperieren, welche sich an Führungspersönlichkeiten von katholischen Schulen richten“, erläutert ZLB-Leiter Prof. Dr. Rainer Wenrich.