Die Verbindung von Musik und Sprache bot viele wechselseitige Erkenntnisse, etwa auch im Hinblick auf Neurowissenschaften und den Einfluss von Emotionen. „Wenn Angst dominiert, funktioniert die Performance nicht mehr. Das gilt sowohl für Lernen einer neuen Sprache als auch das Musizieren. Erst wenn man nicht mehr kognitiv, sondern intuitiv handelt, erreicht man eine Meisterschaft“, schilderte Professor Böttger bei der Abschlussveranstaltung des Seminars. Demente Personen wiederum könnten sich leichter an Melodien oder Texte erinnern, wenn sie mit Emotionen verbunden seien. Positive Konnotationen seien hilfreich, um Erinnerungen leichter abzurufen. Aus Perspektive der Musikpädagogik ergänzte Professor Eberhard: „Phonetik, Rhythmus, Melodie und weitere Strukturen sind sowohl in Sprache als Musik gleichermaßen bedeutsam.“ Musik als Universalsprache und als verbindendes Element zwischen Menschen muss jedoch – wie im Seminar thematisiert – differenziert und kritisch betrachtet werden.
Brückenschlag zwischen Sprache und Musik: Lernprozesse fächerverbindend gestalten
Auch Aspekte von Kulturalität stellen Brücken zwischen Sprache und Musik dar. Sie öffnen, wie Böttger betonte, Wege vom Bekannten zum Unbekannten: „Musik und Sprache sind Horizonterweiterer!“ Doch auch wenn die englische Sprache und Musik global verbreitet seien, würden sie nicht automatisch überall akzeptiert, was wiederum gerade Anlass sein könne, um kulturelle Aspekte zu reflektieren. Es gelte zudem laut Professor Eberhard zum Beispiel auch, sprachfähig rund um Musik zu werden, die in ihren Texten Gewalt propagiere und Sexismus gutheiße: „Songs werden teilweise unreflektiert von Schülerinnen und Schülern übernommen. Es erscheint pädagogisch unprofessionell, solche Themenkomplexe kategorisch auszuklammern.“
Das „Sprechen über Musik“ thematisierte bei der Abschlusskonferenz des Seminars Dr. Anja Bossen, Musikpädagogin an der Universität Potsdam. Musik könne, wie sie schilderte, eine willkommene Abwechslung auch für den Sprachunterricht bieten. Denn das Ringen um Worte zur Beschreibung von Musik fördere sowohl die ästhetische Allgemeinbildung als auch die Argumentationskompetenz. „Und gerade argumentative Kompetenzen sind Grundlage für unsere Demokratie“, so Bossen. Doch gerade die Vermittlung von Diskussionskompetenzen sei nur selten Gegenstand der Ausbildung künftiger Lehrkräfte. In der Praxis zeige sich, dass metaphorische Beschreibungen von Musik vor allem für Schülerinnen und Schüler mit fremdsprachlichem Hintergrund eine Herausforderung seien. Bossen stellte hierzu verschiedene Hilfsmittel vor, etwa einen nach Rubriken gegliederten Begriffskatalog, der beim Beschreiben bestimmter Eigenschaften von Musikstücken sprachfähig mache. Auf diese Weise könne Musik etwa auch im Fremdsprachenunterricht als Impulsgeberin genutzt werden.
Außerdem berichtete kurz vor seinem Ruhestand der scheidende Musikpädagogik-Professor Dr. Wolfgang Pfeiffer über seine zehn Musicalproduktionen vor insgesamt 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauern, die er im Lauf der Jahre an der Universität Erlangen-Nürnberg zur Aufführung gebracht hat. Die Stars waren dabei vor allem Lehramtsstudierende. Organisation, Proben und die Musical-Abende verschafften den Studierenden umfassende Berufskompetenzen und einen großen Zuwachs an Persönlichkeit – ein wahres Highlight ihrer universitären Ausbildung. Professioneller Spracheinsatz im Kontext von Musik erfolgte diesbezüglich nicht nur zur Verständigung und zur Reproduktion des Librettos, sondern auch auf Ebenen der Körpersprache, des Marketings in den Social Media sowie der fachsprachlichen Kommunikation zwischen Technik, Publikum, Profis und Laien.