Bundesweit erste Heisenberg-Professur für katholische Theologie

Die KU erhält erstmals eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Heisenberg-Professur: Der Theologe Prof. Dr. Martin Kirschner ist zum Inhaber der Professur für Theologie in Transformationsprozessen der Gegenwart ernannt worden.

Sie ist gleichzeitig die bundesweit erste Heisenberg-Professur im Bereich der katholischen Theologie. Dieses Förderinstrument, das die DFG im Jahr 2005 eingeführt hat, ermöglicht es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich als Professorin bzw. Professor an einer deutschen Hochschule zu etablieren. Zugleich bietet sie der jeweiligen Hochschule damit Gelegenheit für eine Profil- und Strukturbildung. Die DFG finanziert Heisenberg-Professuren für fünf Jahre mit einer Zwischenevaluation nach drei Jahren. Anschließend wird die Professur von der Universität weitergeführt. Voraussetzung für die Bewilligung sind hohe wissenschaftliche Qualität des Wissenschaftlers sowie ein überzeugendes Konzept der Universität für deren strukturelle Entwicklung. Benannt ist das Heisenberg-Programm, welches auch Stipendien für Forschungsvorhaben vergibt, nach dem Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg.

Prof. Dr. Martin Kirschner (42) studierte Katholische Theologie und Politikwissenschaft in Trier und Tübingen. 2005 promovierte er bei Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Hünermann und wirkte als dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter am theologischen Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil mit. Er habilitierte 2011 im Fach Dogmatik zum Thema „Gott – größer als gedacht: Eine Studie zur theologischen Rationalität im Rückgang aus Anselm von Canterbury“. Im vergangenen Jahr wurde er mit zwei Forschungsvorhaben in das Heisenberg-Programm der DFG aufgenommen.

Der vierfache Vater erhielt 2009 in Tübingen die Weihe zum ständigen Diakon. „Das Spannungsfeld von Theologie und gesellschaftlicher Realität, von Spiritualität, Familie, kirchlichem und politischem Engagement ist eine wichtige Basis für meine akademische Arbeit“, erklärt Kirschner. Die Widmung seiner Professur „Theologie in Transformationsprozessen der Gegenwart“ spiegele massive Umbrüche wider, welche die gesamte Gesellschaft umfassten und nicht nur auf die katholische Kirche beschränkt seien. Diese Entwicklungen werfen zahlreiche Querschnittsfragen auf, die er in Kooperation mit Kollegen anderer Disziplinen innerhalb und außerhalb der Theologie ergründen will. Dabei geht es ihm sowohl um wissenschaftliche Fragestellungen und gesellschaftliche Problemlagen als auch darum, die Konflikte im religiösen Feld und „den Wandel der Sozialgestalt von Kirche“ zu bearbeiten. Vor diesem Hintergrund wünsche er sich in der Kirche einen konstruktiven Dialog zwischen Theologie, Kirchenvolk und Amt mit mehr Mut und Konfliktfähigkeit, der sich den Außenperspektiven einer (post-)säkularen Zeit öffne. „In unserer Gesellschaft treten theologische Fragen mit Macht in den Vordergrund, ohne dass die Antworten darauf bereits vorhanden wären“, so Kirschner. Als Beispiele nennt Kirschner die zunehmende Polarisierung und politische Desintegration der europäischen Gesellschaften, die Herausforderung von Flucht und Migration, die kulturellen Konflikte innerhalb der Religionsgemeinschaften sowie die Herausforderung, theologische Aufklärung, religiöse Bildungsprozesse und interreligiösen Dialog angesichts eines Terrors im Namen Gottes voranzutreiben. Deshalb brauche es die Offenheit, den Mut und die Neugier füreinander, so dass religiöse und nichtreligiöse Menschen sowie Vertreter der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen sich diesen Fragen stellen – mit dem Ziel des Dialogs und interdisziplinärer Kooperation.

Hierzu hat er bereits Forschungsvorhaben mit Unterstützung der DFG auf den Weg gebracht, welche sich grundlegend mit einer Theologie der Namen Gottes und mit Möglichkeiten eines substantiellen interreligiösen Dialogs beschäftigen. Darüber hinaus will er sich mit Konflikten beschäftigen, sie sich aus der Pluralität der Glaubensverständnisse und Glaubensstile ergeben. „Diese brechen innerhalb der Glaubensgemeinschaften und quer zu den Konfessionsgrenzen auf und berühren auch immer das Verhältnis zu Freiheit und Pluralismus“, so Kirschner.