Er ist unbestritten der innovativste und schillerndste Dichter der flavischen Zeit (69-96 n. Chr.). Sein Werk überrascht zunächst in seiner Gegensätzlichkeit: Neben zwei Epen, der ausgefeilten Thebais und der unvollendeten Achilleis, stehen mit den Silvae Sammlungen von halbimprovisierten Gelegenheitsgedichten. Diese drei Werke erscheinen auf den ersten Blick so unterschiedlich wie sonst kaum ein erhaltenes Oeuvre eines lateinischen Autors. Doch nutzt Statius gerade die Gelegenheitsgedichte, um seine einzelnen Werke in Relation zu einander zu setzen. Sehr selbstbewusst verbindet Statius seine Werke miteinander und fordert seine Leserschaft dazu auf, sie als Teile eines bewusst geformten Gesamtwerks zu lesen, das Statius in den Kanon der großen Dichter vor ihm einordnet, das zugleich aber auch seine Innovationskraft deutlich werden lässt.
Ziel der Tagung war es, die Frage nach Statius’ Oeuvre als Gesamtwerk zum ersten Mal in einem größeren Zusammenhang zu beleuchten, um neue Wege sowohl zum Verständnis von Statius’ Werken als auch von der Rolle und Funktion von Gesamtwerken innerhalb der antiken Literatur zu eröffnen. Sechzehn Referentinnen und Referenten aus sechs Ländern haben sich der Frage „Statius – Schöpfer eines Gesamtwerks?“ gewidmet und das vorsichtige Fragezeichen des Tagungstitel in ihrer Schlussdiskussion durch ein Ausrufungszeichen ersetzt. Ein Sammelband soll die gewonnenen Einsichten und Erkenntnisse bündeln und der wissenschaftlichen und allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich machen.