Das öffentliche Bild von Flüchtlingen: Opfer, Helden, Feinde?

Auf Einladung des Lehrstuhl für Tourismus an der KU referiert am Montag, 24. Oktober, Prof. Dr. Heidrun Friese (Professur für Interkulturelle Kommunikation, TU Chemnitz) zum Thema „Grenzen der Gastfreundschaft – Figuren des Fremden: Feinde, Opfer, Helden“. Der Vortrag im Holzersaal der Sommerresidenz (Ostenstraße 26) beginnt um 18 Uhr.

Friese forschte mehrmals auf der italienischen Insel Lampedusa, die zur Durchgangsstation für Bootsflüchtlinge aus Nordafrika geworden ist. Erstmals was sie vor mehr als 20 Jahren dort, und kehrte 2007 wieder zurück, um die aktuelle Situation vor Ort zu erkunden. Sie untersuchte den Umgang der Inselbewohner mit dieser Situation. Obwohl die Situation vor Ort für alle Beteiligten belastend war und ist, erlebte Friese immer wieder ein hohes Maß an Gastfreundschaft, das auch ihr gegenüber gebracht wurde. Sie war jedoch nicht nur Gast bei den Einheimischen, sondern wurde als „Gast der Gäste“ auch bei den „clandestini“ eingeladen. In ihrem demnächst erscheinenden Buch „Flüchtlinge: Opfer – Bedrohung – Helden. Zur politischen Imagination des Fremden“ geht Friese den kontroversen gesellschaftlichen Imaginationen von den Geflüchteten nach: Die Figur des „Fremden“ als Bedrohung artikuliert den Rassismus des Populismus und legitimiert Sicherheitspolitiken. Humanitäres, religiös-ethisches Handeln hingegen fasst Geflüchtete als Opfer, die der Hilfe bedürfen. In einer dritten Perspektive wird das Überschreiten von Grenzen zum heroischen Akt stilisiert und antikapitalistischen Kämpfen eingeschrieben. Friese will in diesen Schlüsseldiskurs der Einwanderungsgesellschaft eingreifen und will ein anderes Bild vom Flüchtling und ein anderes Verständnis von Flucht entgegensetzen.

Der Lehrstuhl für Tourismus (Prof. Dr. Harald Pechlaner) der KU veranstaltete im vergangenen Jahr eine Fachtagung zur Frage „Brauchen wir eine Gastfreundschaftskultur?“. Also: Reicht es aus, Gastfreundschaft auf jene Fremden zu beschränken, die als zahlende Gäste Leistungen in Anspruch nehmen? Kann sich ein Land, das sich gegenüber Asylsuchenden restriktiv oder gar abweisend verhält, als gastfreundschaftlich gegenüber Touristen bezeichnen?