Das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen: Wetterrückblick auf 2020

Zwar hält der Winter die Region gerade fest im Griff, auf lange Sicht verzeichnen die Fachleute jedoch steigende Temperaturen. Das belegen auch die Messdaten der Wetterstation auf dem Eichstätter Campus der KU im Rückblick auf das Jahr 2020. Unter Leitung der Geographie-Studentin Ulrike Richter und fachlich betreut von Professorin Dr. Susanne Jochner-Oette werten Studierende des „Arbeitskreises Wetterschau“ laufend die gewonnenen Daten und kontrollieren die Funktionstüchtigkeit der Messgeräte. Das Ergebnis für 2020: „Das vergangene Jahr war in Eichstätt das zweitwärmste Jahr seit Beginn der offiziellen Messreihen, die für die nahegelegene Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Ortsteil Landershofen bis 1951 zurückreichen“, ordnet Professorin Jochner-Oette ein. Auch im gesamten Bundesgebiet liege das Jahr 2020 (10,4 °C) nach dem Rekordjahr 2018 (10,5°C) auf dem 2. Platz.

„Als Jahresdurchschnittstemperatur ermittelten wir heuer einen Wert von 10,4 °C“, erklärt Ulrike Richter. Vergleicht man diesen Wert mit der offiziellen Klimareferenzperiode (1961-1990) ergebe sich für das gesamte Jahr 2020 eine Erwärmung von 2,5 °C. Während der vergangene Winter 2019/20 eher mild ausfiel, sanken die Temperaturen am 30. November 2020 auf die Jahresminimaltemperatur von -7,5 °C. Im Jahr zuvor war dies erst Ende Dezember zu beobachten. Frosttage, also Tage an denen die Temperatur unter 0 °C sinkt, traten 2020 97-mal auf, im Jahr zuvor gab es nur 88 Frosttage. Deutschlandweit wurde die tiefste Temperatur am Funtensee im Berchtesgadener Land mit -31 °C gemessen.

In der Nacht vom 09. auf den 10. Februar 2020 erreichte Eichstätt ein Sturmtief namens Sabine, welches mit kräftigen Westwinden mit ca. 50 km/h für rund 100 Feuerwehreinsätze im gesamten Landkreis sorgte. Der Sturm entstand durch eine sogenannte Westlage, charakterisiert durch ein Tiefdruckgebiet über Skandinavien und ein Hochdruckgebiet über den Azoren. Die starken Niederschläge ab Mitte Februar ließen den Altmühlpegel derart ansteigen, dass der Fluss Mitte März sogar über die Ufer trat. Der höchste Wasserstand wurde am 13. März 2020 mit 2,89 m erreicht.

Den Niederschlag haben die Studierenden noch genauer unter die Lupe genommen: Die Jahressumme beträgt 664,6 mm und somit rund 90 mm mehr als im vergangenen Jahr, aber dennoch deutlich weniger als im Mittel für Landershofen (773 mm). Der niederschlagreichste Monat war mit 134,8 mm der Juni. Neben dem Februar waren die Sommermonate Juni und August feuchter als die Referenzperiode.

Darüber hinaus lieferten die Temperaturdaten interessante Einblicke: Das Thermometer kletterte am 31. Juli auf einen Maximalwert von 36,6 °C;  im Vorjahr waren es 39,19 °C am 25.07.2019. „Dass der Sommer weniger Rekorde als der vorherige erreichte, lässt sich gut an den klimatologischen Kenntagen erkennen“, erläutert Ulrike Richter. So gab es zwar mehr Sommertage (Tage mit Messwerten über 25 °C), dafür aber weniger heiße Tage (Tage mit Werten über 30 °C). In Bayern ist auch noch ein weiterer Kenntag wichtig: der Biergartentag. Dies sind Tage, an denen die Temperatur um 20 Uhr noch mindestens 20 °C betragen. In Eichstätt konnte man nur an neun Abenden noch gemütlich im Freien sitzen, 2019 ging das immerhin an 22 Tagen. Dafür bot 2020 rund 60 Sonnenstunden mehr. Insgesamt waren alle Monate wärmer als die Referenzperiode; Spitzenreiter war der Februar mit einer knapp 5 °C höheren Durchschnittstemperatur.

Vor allem das Zusammenspiel zwischen Temperatur und Niederschlag ist entscheidend für die Vegetation. Die Anzahl der sogenannten Vegetationstage (mittlere Temperatur größer oder gleich 5 °C) ist mit rund 250 Stück über die letzten Jahre relativ konstant geblieben sind. „Jedoch müssen insbesondere Extremwerte betrachtet werden, um die Vitalität der Vegetation einschätzen zu können“, erläutert Professorin Jochner-Oette. Diesem Themenbereich, speziell im Kontext des Klimawandels, werden sich auch zukünftig die Studierenden des Arbeitskreises widmen. Dafür werden sie unter anderem die Messreihen weiter fortsetzen, um so langfristige Entwicklungen von Wetter und Klima zu untersuchen.

Weitere Informationen und die aktuellen Messdaten stehen online zur Verfügung unter www.ku.de/wetter.