Nach Tuba und Mandoline haben die Landesmusikräte die Stimme zum Instrument des Jahres 2025 gewählt. Die Stimme verbindet Menschen auf der ganzen Welt und ist doch immer einzigartig. Auch an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt spielt die Stimme eine wichtige Rolle: nicht nur gesprochen in Vorlesungen und beim gemeinsamen Arbeiten. In Chören, kleineren Ensembles und solistisch wird im Fachbereich Musik sehr viel gesungen.
Die Stimme, ein Instrument? Die Entscheidung für das „Instrument des Jahres“, die alljährlich von den Landesmusikräten getroffen wird, mag im ersten Moment überraschen – doch sie fiel bewusst. Die Stimme ist das „älteste Instrument der Welt“, heißt es zur Begründung. „Die Stimme verbindet Menschen auf der ganzen Welt", teilte das Musikinformationszentrum anlässlich der Bekanntgabe mit. Die Stimme überwinde kulturelle, sprachliche und geografische Grenzen und schaffe eine Basis für Kommunikation und gegenseitiges Verständnis. „Die Stimme ist auch das erste Instrument, dessen wir uns bedienen, wenn wir als soziale Wesen miteinander umgehen, wenn wir unsere Gesellschaft gestalten oder Politik verändern wollen." Musikalisches und Soziales seien miteinander verwoben: „Es ist das Instrument, das uns zu Menschen macht“, so das Musikinformationszentrum.
Andreas Kehr
Auch in der UniMusik der KU wird viel gesungen – im Universitätschor und Kammerchor, in kleineren Ensembles und solistisch, klassisch, Rock und Pop. „Wir bilden vor allem für die Breite aus“, sagt der Leiter des Universitätschors, Andreas Kehr. „Viele unserer Studierenden werden später Lehrerinnen und Lehrer. Viele werden womöglich einen Schulchor oder Kinder- und Jugendchöre leiten.“ Auch Absolventen, die nicht in den Schuldienst gingen, würden beruflich häufig musikalisch mit anderen Menschen arbeiten, sagt Kehr und verweist auf die Studienrichtung Community Music. „Dafür ist eine gute Stimme und eine gute Gesangsausbildung wichtig.“ Kehr hat im Laufe seiner Tätigkeit als Musikdozent an der KU häufig erlebt, dass Studierende durch das Mitwirken in den Chören und Ensembles der Universität den Zugang zum Singen bekommen haben und daran auch nach dem Studium angeknüpft haben. „Das kommt öfters vor, dass ich dann Mails bekomme, in denen mir Absolventinnen und Absolventen berichten, dass sie Auftritte gehabt haben. Das freut einen dann natürlich besonders, wenn die chorische Arbeit an der Universität den Ausschlag dafür gegeben hat.“
Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Kathrin Schlemmer befasst sich wissenschaftlich mit dem Singen und der Stimme. Sie hat beispielsweise das Singen als Methode genutzt, um die Gedächtnisinhalte von Menschen sichtbar zu machen. Dadurch hat sich gezeigt, dass viele Menschen Lieder, die ihnen sehr gut bekannt sind, in einer festen Tonart im Gedächtnis gespeichert haben. „Diese Produktions-Studien habe ich mit Chormusik durchgeführt, vorher hatte das ein Kollege auch schon mit Popsongs gemacht. Es ist sehr interessant, dass man mit der Liedproduktion bestimmte Gedächtnisprozesse besser abbilden kann als beim bloßen Vergleich von gehörten Stücken“, berichtet Schlemmer.
Prof. Dr. Kathrin Schlemmer
Nicht wenige Menschen behaupten von sich, sie könnten nicht singen. Tatsächlich würden aber viele Menschen so von sich denken, obwohl sie tatsächlich singen können, sagt Schlemmer. Sie vermutet, dass das an einer alltagssprachlichen Auffassung von Musikalität liegt, nach der nur wenige Menschen für Musik „begabt“ sind, während der große Rest „unbegabt“ sei. „In der Forschung fassen wir Musikalität aber als normalverteilt auf. Das bedeutet, dass es nur eine kleine Gruppe sehr hoch bzw. sehr wenig begabter Menschen gibt, während die ganz große Mehrheit sich sowohl singend als auch hörend musikalisch verhalten kann.“ Es gebe wissenschaftliche Studien, in denen gezielt Menschen gesucht werden, die meinen nicht singen zu können. Nur ein kleiner Teil von den so identifizierten Menschen könne tatsächlich nicht singen. „Ein Grund dafür kann in der musikbezogenen Wahrnehmungsstörung Amusie liegen, die zur Folge hat, dass kleine Tonabstände schlecht wahrgenommen werden“, erklärt Schlemmer. Das erschwere das Einordnen in einen Gesamtklang. Davon seien allerdings mit vier Prozent der Menschen nur eine vergleichsweise kleine Gruppe betroffen.
Singen wirke sich psychologisch positiv aus, meint Kathrin Schlemmer, schränkt aber ein: „sofern man es genießt“. Zwanghaftes Vorsingen, etwa wenn Schüler im Stimmbruch vor der Klasse dazu genötigt werden, könne negative Folgen haben. Singen in Gruppen hingegen fördere das Gemeinschaftsgefühl, das emotionale Wohlbefinden, das dabei auftrete, wirke sich positiv auf die Menschen aus, so Schlemmer. Und beim gemeinsamen Singen mit Demenzpatienten zeige sich mitunter, dass dadurch Erinnerungen aufgefrischt werden.
Das Instrument des Jahres wird seit 2008 von den Landesmusikräten gekürt. Es steht ein Jahr lang im Fokus von Konzerten, Vorträgen und pädagogischen Angeboten. Die Aktion will Kinder, Jugendliche und Erwachsene neugierig machen und den Blick auf unterschiedliche Facetten des jeweiligen Instruments lenken. Die letzten Instrumente des Jahres waren unter anderem die Tuba (2024), die Mandoline (2023), das Drumset (2022) und die Orgel (2021).
Video: Singen an der KU
Wir haben mit Studentinnen aus dem „Nordwärts“-Ensemble der KU gesprochen, was für sie das Besonderes an der Stimme als Instrument ist. Der Leiter des Universitätschors, Andreas Kehr, spricht über das Singen in der praktisch-musikalischen Ausbildung, und Musikwissenschaftlerin Kathrin Schlemmer weist auf die positive Wirkung des Singens hin.
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