Den Blick auf die Chancen lenken: Wie sich Regionalentwicklung robust aufstellen kann

Die Krisenfestigkeit und Zukunftsfähigkeit von Regionen diskutierten ausgewählte Experten zu Fragestellungen der Raumentwicklung und regionaler Resilienz bei einer Tagung an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt der Katholischen Universität. Gastgeber war das Zentrum für Entrepreneurship der KU mit dessen Leiter Prof. Dr. Harald Pechlaner in Kooperation mit der Initiative Regionalmanagement IRMA. Pechlaner beschrieb, dass sich Risiken durch nicht vorhersehbare Ereignisse zu Krisen entwickeln, die die Strukturen von Organisationen und Regionen schädigen können.

Doch welche Faktoren können dazu beitragen, dass Regionen konstruktiv damit umgehen? Die Leiterin der IRMA-Geschäftsstelle, Iris Eberl, betonte die Notwendigkeit regionaler Netzwerke angesichts globaler und regionaler Herausforderungen. Grundvoraussetzung dafür ist, dass sich alle Akteure einer Region nicht erst in der Krise austauschten, um ihre Fähigkeiten zusammenzubringen. Daher betonten mehrere Beiträge der Tagung die Notwendigkeit von Kommunikation, um für Krisen gerüstet zu sein. So erläuterte Dieter Behrendt vom ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung (einem der renommiertesten Einrichtungen zur Erforschung, Messung und Bewertung regionaler Krisen- und Zukunftsfestigkeit), dass die Auseinandersetzung mit Fragen der Resilienz und der Krisenfestigkeit zum einen in der Praxis der öffentlichen Verwaltung längst praktiziertes Thema sei – Notfallpläne für potenzielle Katastrophen liegen in den Schubladen der Behörden. Andererseits sei eine kompetente Kommunikation erforderlich, sodass mögliche negative Krisenszenarien richtig aufgefasst und in konstruktive Projekte und Maßnahmen überführt werden.

Dass sich auch Regionen mit einer niedrigen Arbeitslosenquote in einer Krise befinden können, schilderte Dr. Steffen Maretzke vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Diese seien häufig durch Abwanderung oder Überalterung von Schrumpfungsprozessen betroffen, denen sich die Bundespolitik in der Kommission „Gleichwertiger Lebensverhältnisse“ in einem ressortübergreifenden Dialog stelle. Die Leiterin der Ingolstädter IHK-Geschäftsstelle, Elke Christian, betonte, dass die Region Ingolstadt eine gesunde Region sei. Mit der IHK, der Handwerkskammer oder der IRMA existierten eingespielte Netzwerke, die sich auch mit Fragen der Resilienz auseinandersetzten. Und auch die Bürgermeister der Städte und Gemeinden seien täglich gefordert, Resilienz-Management zu betreiben, indem sie als Kommunikatoren die richtigen Akteure zusammenbringen und die Möglichkeiten der kommunalen Selbstverwaltung verantwortungsvoll über den Katastrophenschutz hinaus ausfüllen.

Dr. Michael Tretter, Department Manager Sustainability bei der MediaMarktSaturn Retail Group Ingolstadt, präsentierte die Vorgehensweise eines Handelsunternehmens in der Implementierung von Nachhaltigkeitspraktiken auf Unternehmensebene. Mit der Agenda 2030 und den „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen hätten Unternehmen und Nachhaltigkeitsabteilungen einen wichtigen Leitfaden und eine Argumentationsgrundlage in der intra-organisationalen Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten erhalten. Nicht zuletzt wünsche auch der Verbraucher in großer Mehrheit zunehmend Produkte, die den Grundsätzen glaubwürdiger Nachhaltigkeit entsprechen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu dem Schluss, dass ein Chancen-Management, welches die Risiken mitberücksichtigt, für die Regionalentwicklung angemessen sei. Um die Verletzbarkeit zu reduzieren und für eine Krise gerüstet zu sein, sei eine klare Kommunikationsverantwortung im Rahmen von regionalen Transformationsstrategien entscheidend.