Den pädagogischen Wert von Märchen erschließen

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Bei einem Kooperationsprojekt mit der Staatlichen Fachakademie für Sozialpädagogik in Neuburg an der Donau haben Studierende der Deutschdidaktik ihre Ideen für digitalen Deutschunterricht in die Praxis umgesetzt. Auf einer virtuellen Plattform vermittelten sie angehenden Erzieherinnen und Erziehern den pädagogischen (Mehr-)Wert von Märchen.

Erzieherinnen und Erzieher müssen nicht nur mit unterschiedlichen Märchen vertraut sein, sie müssen wissen, wie sie Kindern diese näherbringen, sie pädagogisch aufzubereiten wissen und ansprechend vorzutragen lernen. Darüber hinaus müssen sie erkennen, dass Märchen durch die strikte Trennung von Gut und Böse für die Kinder eine erste und wichtige Orientierungshilfe bieten – und zwar durch Polarisierung. Das Gute gewinnt immer, das Böse verliert und insofern lohnt es sich auch, sich an Regeln zu halten, fleißig zu sein und auch dem rechten Weg zu bleiben.

„In Märchen steckt tatsächlich viel mehr als man denkt, daher ist vorab ein gewisses Maß an Wissen und Reflexion nötig: was möchte ich einem Kind mit dem Märchen mit auf den Weg geben?“, so Morgane Böhm und Caroline Jäger, beides Studentinnen der Deutschdidaktik. Ziel ihrer virtuellen Unterrichtseinheit war die Fähigkeit, Märchen Gewinn bringend im Kindergarten einsetzen zu können, was unter anderem zu eigens geschriebenen und vertonten Mini-Märchen führte. Denn auch das Vorlesen will gelernt sein. Am Ende des Kurses entstand ein Märchen-E-Book mit Texten und Audiodateien. Auf diese Weise konnten sich die Studierenden der Fachakademie gleich im lebendigen Erzählen ausprobieren und verbessern. Außerdem entwickelten Sie ein gewisses Maß an Sensibilität dafür, wie man Märchen an unterschiedliche Altersgruppen heranträgt und diesen schmackhaft macht.

„Elementarisierung heißt hier das Zauberwort“, so Martina Mayer, die sich hierbei auf das Elementarisierungsmodell des evangelischen Religionspädagogen Friedrich Schweitzer bezieht. Die Lehrkraft des Faches Literatur- und Medienpädagogik (kurz: LMP) meint damit die didaktische und pädagogische Anpassung von Inhalten an entsprechende Altersgruppen. Denn die angehenden Erzieherinnen und Erzieher können später einmal nicht nur im Kindergarten, sondern auch im Hort, der Krippe sowie im Jugendzentrum mit jungen Erwachsenen arbeiten. Die Rückmeldungen der Studierenden waren für Böhm und Jäger essentiell, um die digitale Lernumgebung weiterzuentwickeln und damit auch die Grenzen virtueller Lernumgebungen auszutesten.

Die Studentinnen äußerten sich positiv: „Im Projekt konnten wir unsere Kompetenzen im Umgang mit digitalen Tools erweitern und auch Erfahrungen sammeln, ein für den Distanzunterricht entwickeltes Konzept aus der Theorie einmal in die digitale Unterrichtsrealität zu überführen.“ Auch Schulleiter Matthias Fischer zeigte sich dem Projekt gegenüber aufgeschlossen: „Digitales Lernen ist nicht nur aktuell ein großes Thema, sondern wird auch künftig interessant bleiben. Das Kooperationsprojekt unter der Leitung von  Dr. Anna Kretzschmar bot für alle Beteiligten einen Mehrwert. Denn wir können noch einiges über digitale Lernprozesse im Allgemeinen lernen.“