Mittwoch- und Donnerstagmorgen, kurz vor 8 Uhr, herrscht in den Klassenzimmern der Maria-Ward-Realschule und der Grundschule Pappenheim große Aufregung. Denn die Studierenden der KU lassen die Atmosphäre knistern. Ein abgedunkeltes Klassenzimmer mit merkwürdigen Requisiten auf dem Tisch empfängt die Kinder, während eine gruselige Musik den Raum erfüllt: Die Schülerinnen und Schüler sind in einem Eichstätt vor ihrer Zeit, mitten in einem Detektivauftrag, gelandet.
Im Rahmen des praxisorientierten Seminars „Gamification im Deutschunterricht“ von Dr. Alexandra Tretakov (Neuere deutsche Literaturwissenschaft) und Dr. Anna Kretzschmar-Schmid (Deutschdidaktik) entwickelten die Studierenden im Sommersemester 2024 eigenständig solche spielerischen Konzepte für den Deutschunterricht ihrer jeweiligen Schulart. Sie analysierten bestehende Lernspiele, um unter anderem herauszufinden, wie Figuren mit unterschiedlichen Eigenschaften wirken oder welche Handlungsstränge spannend und lehrreich sind. Auf dieser Basis skizzierten die Studierenden eigene Ideen und Wege der analogen oder digitalen Umsetzung, die den natürlichen Spieltrieb der Kinder bestmöglich anregen und ihre Lernmotivation steigern.
Schließlich kristallisierten sich vier Spielkonzepte heraus: zwei für die Grundschule und zwei für die Realschule – für beide Schularten jeweils ein analoges und ein digitales Game. Es entstanden die beiden digitalen Exit-Rooms „Die Schatzsuche im Internat“, bei dem die Grundschulkinder als Detektive den Dieb der Klassenkasse suchen, und „Geheimnis der Wächter“, bei dem mit einer Schatzsuche die finanziell bedrohte Klassenfahrt gerettet werden soll. Zudem entwickelten die Studierenden die analogen Formate „Märchenchaos“, bei dem eine durcheinandergeratene Märchenwelt durch knifflige Aufgaben wiederhergestellt werden muss, sowie die „Oaktown-Intrige“, welche die Spielenden ins Eichstätt zur Zeit der Aufklärung entführt, wo sie sich auf die Suche nach einer unbekannten Person begeben.
Der Praxistest mit den Schülerinnen und Schülern war für die Studierenden besonders spannend und lehrreich, wie Fiona Kubowitsch schildert: „Wir waren erstaunt, wie aufmerksam und ausdauernd die Kinder dabei waren, wie gut und detailliert sie sich noch an die Rätsel erinnern konnten. Wir haben von ihnen noch sehr hilfreiche Anmerkungen erhalten, die für uns sehr überzeugend waren.“
Geplant ist nun, die Ergebnisse nach der Optimierung öffentlich verfügbar zu machen. Mit einem neuen Durchlauf des Seminarprojekts werden die bereits entwickelten Ideen der Studierenden im kommenden Wintersemester um weitere ergänzt, sodass eine umfassende Publikation entsteht. Die angedachte Veröffentlichung als Lehrkräftehandreichung soll im Sinne der Transferbestrebungen der KU dazu einladen, die generierten Materialien im eigenen Unterricht auszuprobieren.