Die gesellschaftliche Rolle von Universitäten: KU bei internationaler Tagung des Vatikans

Welche Verantwortung Universitäten neben Forschung und Lehre für die Gesellschaft tragen, thematisierte eine internationalen Tagung, zu der die Kongregation für das Katholische Bildungswesen gemeinsam mit dem italienischen Wissenschaftsministerium nach Rom einlud. Zu den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt gehörte auch die Präsidentin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), Prof. Dr. Gabriele Gien. Neben vielen Workshops gehörte zum Programm auch eine Generalaudienz bei Papst Franziskus. Gien diskutierte mit weiteren Rektoren und Präsidenten aus Österrreich, Italien, Frankreich und dem Nahen Osten im Plenum über die Herausforderungen von globaler Ungleichheit und Migration sowie möglichen Antworten darauf. Gien sah auch die Universitäten dazu in der Pflicht, ihren Beitrag zur Bewältigung der Folgen von Flucht und Migration zu leisten und verwies auf die laufenden Forschungsinitiativen der KU und das große Engagement der Studierenden. Dabei sei es grundlegend, als Universität den aktiven Austausch mit der Gesellschaft voranzubringen – entsprechend der Dritten Mission der Universitäten.

Der Begriff „Dritte Mission“ beschreibt – neben Forschung und Lehre – den engen Dialog mit der Gesellschaft als dritte Kernaufgabe von Universitäten, um Wissenschaft mit und für die Menschen zu betreiben. Damit soll das Innovationspotenzial für gesellschaftliche Fragestellungen nutzbar gemacht werden, andererseits lassen sich durch den Dialog mit Kirche, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft neue Themen für Forschung und Lehre erschließen. „Diese Grundhaltung entspricht unserem Selbstverständnis als Katholische Universität, die auf wissenschaftlich fundierte Grundlage als Akteurin in der Gesellschaft und für die Gesellschaft wirken will“, so Gien, die am Rande der Tagung unter anderem Kontakte zu Universitäten in Nigeria und Indien knüpfen konnte.

Im Umfeld der Tagung begann in Rom außerdem ein internationales Studienseminar zum Thema „Peace and Development in Mediterranean Area: The Role of University Cooperation“, an dem derzeit zwei Absolventinnen der KU, Simone Leneis und Christiane Hoth, teilnehmen. Zusammen mit 23 anderen Masterstudierenden und Absolventen entwickeln sie Konzepte und Strategien, um die Kooperationen zwischen ihren Universitäten zu stärken und ein internationales Netzwerk aufzubauen.

Die Teilnehmenden stammen neben den beiden Absolventinnen der KU aus Schweden, Österreich, Israel, Palästina, Libanon und Jordanien und haben vornehmlich Wirtschafts- und Geisteswissenschaften studiert. Noch bis zum 6. Oktober entwickeln sie in Teams Ideen, wie beispielsweise der Friedensprozess im Nahen Osten vorangetrieben werden kann, wie die Flüchtlingspolitik in Europa sich entwickeln sollte oder wie nachhaltiges Handeln und Wirtschaften in unterschiedlichen Gesellschaften verbessert werden könnte. Den Projekten gehen Workshops und Vorträge von hochrangigen Akademikern und Vertretern internationaler Organisationen wie der UNO voraus, die den Teilnehmenden Input liefern. Die Organisation des internationalen Studienseminars übernimmt die Universität Roma Tre in Zusammenarbeit mit dem italienischen Ministerium für Bildung, Hochschulen und Forschung.

Für Simone Leneis und Christiane Hoth bietet die Teilnahme an dem internationalen Studienseminar nicht nur eine inhaltliche und methodische Weiterbildung. Beide betonen die interkulturellen Erfahrungen, die sie bislang in Rom sammeln können. So sei die Zusammensetzung der Teilnehmenden, die vornehmlich aus dem Nahen Osten stammen, kein Zufall, sondern von den Organisatoren bewusst intendiert. Bereits jetzt können beide positive Bilanz ziehen: „Das Studienseminar ist nicht nur ein Versuch, politische und kulturelle Grenzen zu überwinden. Es soll zur aktiven Partizipation und Vernetzung zwischen allen Teilnehmenden anregen. Wir sind als Gruppe schon jetzt eng zusammengewachsen und schmieden Pläne für gemeinsame zukünftige Projekte!“