Dr. Andrés Jiménez Ángels Doktorarbeit im Fach Geschichte Lateinamerikas trägt den Titel „Wissenschaft, Sprache und Nationalkultur. Der Transfer der Sprachwissenschaft in Kolumbien 1867-1911“. Darin beschäftigte sich der Kulturpreisträger mit dem Transfer des historisch-vergleichenden Paradigmas zur Erforschung der Sprache aus Westeuropa nach Kolumbien. Diese vor allem in Deutschland formulierten Prinzipien der europäischen Sprachwissenschaft dienten einer kleinen Gruppe von konservativen kolumbianischen Gelehrten zur kulturellen Selbstermächtigung. Sie beanspruchten als Träger einer angeblich überlegenen Wissensform eine privilegierte Stellung bei der Pflege und Kontrolle der „einheitlichen“ und „reinen“ spanischen Sprache.
Die dadurch erlangte Autorität ermöglichte es diesen Gelehrten, sich als Kenner und Wächter der nationalen Sprache, also eines der Kernelemente nationaler Identität, zu positionieren. Die wissenschaftlich legitimierte Kontrolle von Sprache sollte eine präzise Gestaltung der noch jungen kolumbianischen Republik erlauben. Im Vordergrund stand dabei die Förderung bestimmter kultureller Symbole, die zur sozialen und politischen Modellierung einer traditionalistischen, hierarchischen und katholischen Nationalgemeinschaft beitragen sollten.