Dr. Robert Steinhauser in Junges Kolleg berufen

Der Psychologe Dr. Robert Steinhauser, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie der KU, ist von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in deren Junges Kolleg berufen worden. Dieses will herausragenden wissenschaftlichen Nachwuchs auf vielfältige Weise fördern – sowohl durch ein Forschungsstipendium als auch den fachübergreifenden Austausch mit erfahrenen Forschenden. Ein entscheidendes Kriterium für die Aufnahme ist der innovative, kreative Charakter eines wissenschaftlichen Vorhabens. Steinhauser will bei seinem Projekt neuronale Einblicke in das Überwachen, Erkennen und Verarbeiten sprachlicher Fehlleistungen gewinnen. Lediglich vier weitere Forscherinnen und Forscher wurden heuer in das Kolleg berufen.

Konkret beschäftigen will sich Robert Steinhauser mit der kognitiven Überwachung von Sprachproduktion, zu der bislang nur begrenztes Wissen vorliegt. „Ohne besonderen bewussten Aufwand können wir mit Sprache in unterschiedlichsten Situationen auch komplizierteste Inhalte fein abgestimmt vermitteln. Der komplexe Prozess der Sprachproduktion selbst tritt dabei in den Hintergrund und läuft automatisiert ab“, erklärt Steinhauser. Lediglich in wenigen Situationen, etwa beim Gebrauch von Fremdsprachen, mache man sich die eigentliche Konstruktion von Wörtern, Sätzen und kohärenten Texten bewusst. „Dann bemerken wir, welch hohe Anforderungen sprachliche Äußerungen an das Gehirn stellen.“ Welche Prozesse quasi hinter den Kulissen ablaufen, die unsere sprachlichen Äußerungen permanent auf ihre Korrektheit hin überwachen, soll anhand von Fehlern in der Sprachproduktion untersucht werden. Diese bieten sich an, um entsprechende Steuerungs- und Überwachungsprozesse im Gehirn zu erforschen. Dabei kooperiert er sowohl mit dem Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft der KU als auch der Neurologischen Fachklinik Kipfenberg. Denn mittels Elektroenzephalographie (EEG) soll die Gehirnaktivität sowohl bei gesunden Probanden als auch bei Patienten, die an Aphasie leiden – einer Beeinträchtigung der Sprechfähigkeit beispielsweise nach einem Schlaganfall – gemessen werden. Die Erkenntnisse des Projektes können somit nicht nur der Grundlagenforschung dienen, sondern möglicherweise auch Auswirkungen auf die Therapie und Verlaufsdiagnostik von Sprachproduktions-Aphasie haben.

Das Junge Kolleg wurde vor zehn Jahre von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften initiiert, um herausragenden wissenschaftlichen Nachwuchs während der Post-Doc-Phase zu fördern. Die im Jungen Kolleg vertretenen Forschungsprojekte zeichnen sich durch bedeutende Fragestellungen der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Natur- und Technikwissenschaften aus, insbesondere an den Schnittstellen der etablierten Wissenschaftsgebiete. Seitdem hat sich das Kolleg als renommierte Fördereinrichtung in der bayerischen Wissenschaftslandschaft etabliert: Überproportional viele Forscherinnen und Forscher verließen die Fördereinrichtung vorzeitig, weil sie einen Ruf auf eine Professur erhielten. Zahlreiche Mitglieder wurden mit hochdotierten wissenschaftlichen Preisen und Förderungen ausgezeichnet.

Mit der Mitgliedschaft ist ein Forschungsstipendium von 12.000 Euro jährlich verbunden. Wissenschaftlich bedeutende Fragen, kreative Ideen und innovative Forschungsansätze kennzeichnen die ausgewählten Projekte. Während ihrer Mitgliedschaft sind die Kollegiatinnen und Kollegiaten außerordentliche Akademiemitglieder und profitieren so von dem hochkarätigen Forum der Gelehrtengemeinschaft für den interdisziplinären, generationenübergreifenden Austausch. Die Dauer der Mitgliedschaft beträgt grundsätzlich drei Jahre, kann jedoch bis auf maximal sechs Jahre verlängert werden. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst finanziert das Junge Kolleg.

Weitere Informationen unter www.badw.de/junges-kolleg.html