Durch eine Simulation eine Klimakonferenz erleben und verstehen

Regelmäßig sind die internationalen Klimakonferenzen Thema in den Schlagzeilen: „Klimaziele verfehlt“, „Konferenz vor dem Scheitern“ oder „Einigung unter schweren Vorzeichen“ lautet dann das Fazit. Aber wie kommt es zu diesen Ergebnissen und was passiert hinter den verschlossenen Türen der Konferenzräume? Diesen Fragen spürten nun drei Simulationen in Ingolstadt nach. Die Teilnehmenden konnten am Zukunftscampus der KU und im Sitzungssaal des Ingolstädter Rathauses selbst Klimakonferenzen abhalten und direkt sehen, welche Auswirkungen ihre Angebote, ihre Kompromissbereitschaft aber auch ihr Widerstand haben könnten. Während die Veranstaltung sich am Montag an interessierte Bürgerinnen und Bürger richtete, kamen am Dienstag und Mittwoch Schülerinnen und Schüler zum Zug. Organisiert wurden die Simulationen, die von „die Multivision e.V.“ durchgeführt wurden, von der Stadt Ingolstadt, der Audi Stiftung für Umwelt GmbH und der KU.

In einer Verhandlungsrunde

Bevor es losgehen konnte, wurden die Teilnehmenden in sechs Gruppen, die jeweils ein Land oder eine Interessengruppe darstellten, eingeteilt. Mit der Übernahme ihrer Rolle sollten die Teilnehmenden eigene Überzeugungen beiseitelegen und die vorgegebenen Ansichten der verschiedenen Länder übernehmen. Ziel war es schließlich, die globalen Klimaverhandlungen möglichst realitätsnah nachzustellen. Das fiel nicht allen auf Anhieb leicht, schließlich einte sie der Wunsch, das Klimaziel zu erreichen. Vor allem die Schülerinnen und Schüler ließen sich aber spielerisch auf ihre neuen Rollen ein und hatten sichtlich Spaß daran, ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. 

Die Position der USA in der Simulation ist bestimmt durch Diskussionen rund um Ölpolitik, innerstaatliche Konflikte, Migration und globale Machtverhältnisse. Die USA-Gruppen konnten sich entscheiden, ob sie das Land vor oder unter Präsident Trump spielen wollten, und damit das Konfliktpotenzial zusätzlich erhöhen. Die Europäische Union legt ihren Fokus dagegen auf die Auswirkungen des Ukrainekrieges, Energieversorgung, Atomkraftdebatten und Inflation. Eine Gruppe repräsentierte weitere Industrienationen wie Kanada, Australien oder Japan, die besonders stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind. China geht es in der Simulation vor allem darum eigene Strategien zu fossilen Energien zu entwickeln, Ernährungssicherheit für die eigene Bevölkerung sicherzustellen und konkrete Handlungsmaßnahmen festzulegen. Für Indien stehen Themen wie extreme Hitze, soziale Ungleichheit und geopolitische Spannungen im Mittelpunkt, während die Länder des globalen Südens in Afrika, Asien und im Nahen Osten dringende Fragen zu Klimafinanzierung, Wasser- und Ernährungssicherheit sowie zum Umgang mit Klimamigration klären wollen. Auch konnten die Länder des globalen Südens das beste Angebot machen, um mittels Begrenzung der Abholzung und ambitionierten Maßnahmen zur Aufforstung als globale CO2-Senker zu wirken.

Bei der Klimakonferenzsimulation

Bei jeder Simulation wurden drei Verhandlungsrunden durchgeführt. Zunächst setzten sich die Gruppen zusammen, um ihre Angebote festzulegen und intern zu verhandeln. Auch hier wurden die Rollen bis ins Detail nachgestellt. Das zentrale Ziel der Simulation war es, durch gemeinsame Beschlüsse die globale Erderwärmung bis 2100 auf höchstens 2 Grad Celsius zu begrenzen sowie jährlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar in einen internationalen Klimafonds einzuzahlen, um gefährdete Länder zu unterstützen.

Nach den Verhandlungsrunden kamen die Delegierten wieder zusammen und stellten ihre Angebote vor. Diese wurden anhand ausgewählter Parameter in das Simulationsprogramm eingetragen, so dass die Delegierten direkt die Auswirkungen sehen und diese mit in die nächste Verhandlungsrunde nehmen konnten. Während die Erwachsenen am Montag nach drei Runden eine Erwärmung um maximal 2,1 Grad bis 2100 erreichten, gelang es den Schülerinnen und Schülern die Erwärmung im gleichen Zeitraum auf 2 Grad zu begrenzen und damit ihr Ziel zu erreichen. In allen Fällen waren hierzu aber ambitionierte Maßnahmen nötig, darunter die Stabilisierung und Reduktion von Treibhausgasemissionen, Maßnahmen zur Begrenzung der Entwaldung und Erhöhung der Aufforstung und konkrete Beiträge zum globalen Klimafonds. In der Simulation konnten die Gruppen direkt den quantitativen Einfluss auf die Erderwärmung erkennen und auch leicht ausmachen, welche Länder, Gruppen oder Interessen eine konstruktive internationale Zusammenarbeit zur Begrenzung der Erderwärmung verhindern. Auf die nächste echte Klimakonferenz im November werden die Teilnehmenden der Simulation sicher mit ganz anderen Augen blicken und die Herausforderungen der politischen Kompromissfindung nachempfinden können.

Nachhaltige KU
SDG Circle

Die KU hat sich das Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit als festen Bestandteil in allen Bereichen des universitären Lebens, der Lehre und Forschung zu integrieren, zu leben und kontinuierlich weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang hat die KU eine Vision für eine nachhaltige Zukunft: Ökologische und soziale Verantwortung sollen Hand in Hand gehen, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, die lokal und global wirken. Als engagierte Universität arbeitet die KU deshalb eng mit vielfältigen Partnerinnen und Partnern in allen Gesellschafts- und Wirtschaftsbereichen zusammen. In ihrer Rolle als Vorreiterin will sie auch Vorbild und Impulsgeberin für eine gelingende Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele sein.