„Eine Perle in der bayerischen Hochschullandschaft“

Die Teilnahme am Dies Academicus der KU war am Dienstag zugleich für den neuen bayerischen Wissenschaftsminister Markus Blume sein Antrittsbesuch – und das noch nicht einmal 80 Tage nach Amtsbeginn. Blume würdigte die KU als „Perle der bayerischen Hochschullandschaft“. Die Auszeichnung als beliebteste Universität Deutschlands zeige, dass die KU ziemlich viel richtigmache. „Die KU ist auch besonders, weil sie ein spezielles Profil hat. Sie ist eine kirchliche Universität. Es ist gut, in diesen Zeiten ein festes Fundament und Einrichtungen zu haben, die nicht ,Flachwurzler‘ sind“, betonte Blume. Nicht nur durch ihre Struktur sei die KU ein „Tiefwurzler“, sondern auch durch ihr Handeln – sei es durch konkrete und große Hilfsbereitschaft für die Ukraine, das Eintreten für Toleranz sowie ihr Engagement für Schöpfungsverantwortung und Nachhaltigkeit.

Im Hinblick auf das künftige bayerische Hochschulgesetz schilderte Blume, dass kirchliche Hochschulen dadurch ebenso von Initiativen des Freistaates partizipieren sollen wie die staatlichen. Zudem versicherte der Minister: „Selbstverständlich stehen wir zur Partnerschaft im Konkreten was die Ausstattung angeht. Wenn es Möglichkeiten gibt, die Dinge noch einmal neu, anders oder mehr zu denken, dann sind wir gerne dazu bereit.“

Beer
Prof. Dr. Peter Beer, Vorsitzender des Stiftungsrates

Über zwei Jahre hinweg musste pandemiebedingt der Dies Academicus als Höhepunkt des akademischen Jahres ausfallen. Mit der Feier, die sonst rund um den Katharinentag im November stattfindet, konnte nun endlich wieder an diese Tradition angeknüpft werden. Vorsorglich war der Dies Academicus auf das Sommersemester verschoben worden. Die große Resonanz auf den Festakt und die anschließende Feier im Eichstätter Hofgarten bei frühsommerlichen Temperaturen zeigen, dass auch die Gäste diesen Tag sichtlich genossen haben. „Nichts kann eine persönliche Begegnung ersetzen“, betonte deshalb auch Prof. Dr. Klaus Stüwe, Vizepräsident für Internationales und Profilentwicklung, bei seiner Begrüßung in der Aula der Universität. Für den kirchlichen Träger der KU umschrieb der Vorsitzender des Stiftungsrates, Prof. Dr. Peter Beer, die Rolle der KU: „Es gilt, auf Basis einer konkreten Sinn- und Werteorientierung religionssensibel im akademischen Diskurs positive Beiträge für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung zu leisten.“ Die KU stelle sich dieser Aufgabe kontinuierlich und „leistet viel, weil sich viele einbringen, sich viele engagieren und zu Weiterentwicklung bereit sind“. Man könne nur etwas zum Wandel beitragen, wenn man selbst zum Wandel bereit sei.

Gradl
Miriam Gradl, Vorsitzende des Studentischen Konvents

Mit Blick auf die Rückkehr zum Präsenzbetrieb im laufenden Sommersemester unterstrich die Vorsitzende des Studentischen Konvents, Miriam Gradl, dass das vielseitige Campusleben eine der größten Stärken der KU sei: „Hier werden nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgebildet, sondern Persönlichkeiten. Nirgendwo sonst stehen das Engagement und der Mensch so sehr im Mittelpunkt wie hier.“ Gradl plädierte in ihrer Rede für eine bessere Verkehrsverbindung zwischen den beiden Standorten der KU in Eichstätt und Ingolstadt. Ein Schritt in diese Richtung wäre die Einrichtung eines Semestertickets, an dem zusammen mit der Studierendenvertretung der THI seit langem gearbeitet werde. Es brauche dafür jedoch ein Commitment der Hochschulen, Städte, Landkreise und Verkehrsbetriebe. Gerichtet an Minister Blume appellierte sie: „Wir brauchen ein 365 Euro-Ticket für Bayern, nicht nur für Auszubildende und Schülerinnen und Schüler, sondern auch für Studierende. Wir sind zuversichtlich, dass uns dies mit guter Zusammenarbeit auf allen Ebenen gelingen kann.“

KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien blickte in ihrer Ansprache zurück auf die Herausforderungen der Corona-Zeit: „Es war eine intensive Zeit – mit sich ständig ändernden Vorschriften, Angst und Unsicherheit, auch Polarisierung etwa beim Thema Impfung. Studierende, die ihre Universität nicht in Präsenz erleben durften – besonders hart für die Studienanfänger.“ Die KU habe einen Digitalisierungsschub durchlaufen, zunächst mit einem schnellen Umstellen auf digitale und hybride Formate, aber bereits im zweiten Semester auch mit einem Umdenken und neuen kreativen Didaktik-Konzepten. Zugleich hätten sich auch Forschende mit ihrer Expertise in Debatten und gesellschaftliche Fragestellungen rund um die Pandemie einbringen können. Besonders würdigte sie den Einsatz der Corona-Taskforce unter Leitung von Dr. Christian Klenk, Leiter der Hochschulkommunikation.

Gien
KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien

Nicht erst in Folge der Pandemie habe sich die KU auf den Weg gemacht, die digitale Transformation und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft in den Blick zu nehmen – verbunden etwa mit der erfolgreichen Einwerbung von sieben Tenure-Track-Professuren und der Gründung des Mathematischen Instituts für Maschinelles Lernen und Data Science. „Bei uns sind Köpfe und Menschen in Bewegung. Das hat auch das BMBF erkannt, als es erneut bei der Ausschreibung der innovativen Hochschule unserem Projekt ,Mensch in Bewegung‘ den Zuschlag erteilte – übrigens ist die KU die einzige Universität in Bayern, die zweimal gefördert wurde“, unterstrich Gien. Zudem sei die KU weiterhin Deutschlands einzige Emas-Plus zertifizierte Universität und habe gerade erneut die Auszeichnung der UNESCO „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ erhalten.

Das Bildungskonzept der KU lege neben der Vermittlung des Fachwissens einen Fokus auf die Persönlichkeitsbildung, zu der Mut, Verantwortung, Solidarität, Respekt, kritisches Denken und ein Blick über den Tellerrand  gehörten – etwa bei einem großen Internationalen Bildungsprojekt. Zusammen mit dem Jesuiten-Orden und deren Projekt Jesuit World Wide Learning baue die KU in Flucht- und Krisenländern digitale Lernformate auf, die den Menschen vor Ort Partizipation an Bildung ermöglichen. Zugleich ließen solche Projekte erfahren, welche großartigen Chancen in der Digitalisierung von Wissenschaft und Bildung stecken.

„Weil wir enge Beziehungen in die Ukraine pflegen, beschäftigt uns der dortige Krieg hautnah. Die ukrainischen Studierenden bilden unter unseren ausländischen Studierenden die zweitgrößte Gruppe, viele von ihnen leben im Collegium Orientale“, so Gien. Engagierte Mitarbeiter und Studierende hätten sich auf den Weg zur Grenze gemacht und Geflüchtete abgeholt, Sach- und Geldspenden gesammelt, einen Transport mit medizinischen Hilfsgütern organisiert, Sprachkurse für Geflüchtete gestartet. „Diese Art der Verbindung von Wissenschaft und Engagement ist sicher eine der Besonderheiten der KU.“

Podiumsdiskussion
Podiumsdiskussion mit (v.r.) Prof. Dr. Andrea Gawrich, Prof. Dr. Thomas Kremer, Prof. Dr. Leonid Luks, Mykola Vytiskyi und Moderatorin Daniela Olivarez.

Vor diesem Hintergrund prägte der Krieg in der Ukraine auch den Festakt des Dies Academicus, den die Schola des Collegium Orientale musikalisch eröffnete. Die aus der Ukraine geflüchtete Choreographin Daryna Fadieieva präsentiert eine Tanzperformance mit einem Seminar von Studierenden, das sie erst seit kurzem anbietet. Zudem stand anstelle eines klassischen Festvortrages die Podiumsdiskussion „Der Krieg in der Ukraine – politische, theologische und historische Perspektiven“ auf dem Programm. Die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Andrea Gawrich schilderte, dass sich Russland in Richtung eines totalitären Regimes bewege, für das Demokratie eine Bedrohung darstelle. Garwich hat an der Universität Gießen die Professur für Internationale Integration mit besonderem Bezug auf das Östliche Europa inne. Diese Bedrohung sehe Putin für Länder wie die Ukraine gegeben, die er zu seinem Herrschaftsbereich rechne. Aktuell habe die Situation in der Ukraine den Charakter eines Vakuums, in dem derzeit noch kein Ausweg oder ein Mediator in Sicht sei. In diesem Zusammenhang erläuterte Prof. Dr. Thomas Kremer, Inhaber der Stiftungsprofessur für Theologie des Christlichen Ostens an der KU, dass derzeit eine ökumenische Kooperation mit dem russischen Patriarchat derzeit nicht funktioniere. Jedoch könne man durchaus auch Papst Franziskus die Rolle eines Vermittlers zutrauen, da er zugleich auch als Staatsoberhaupt das Gespräch suchen könne. Für Prof. Dr. Leonid Luks, emeritierter Inhaber des Lehrstuhls für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der KU, hat „Putin Russland aus der Moderne gekickt“. Der russische Präsident habe zudem eine ungeheure Angst vor russischen Protestbewegungen, der etwa mit der Gleichschaltung von Medien begegnet worden sei. Der ukrainische Journalistikstudent Mykola Vytiskyi plädierte dafür, nicht aufzugeben, die russische Bevölkerung weiter zu erreichen. Er erlebte den Beginn des Krieges während eines Praktikums in seiner Heimat bei Radio Free Europe/Radio Liberty.

Meier
Dr. Bertram Meier, Bischof von Augsburg

Vor dem Festakt fand zum Auftakt des Dies Academicus ein festlicher Lobpreis in der Eichstätter Schutzengelkirche mit dem Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier statt. In seiner Predigt ging er der Frage nach Wahrheit nach: „Unser menschliches Zusammenleben gründet auf logischer Wahrheit, sie ist Voraussetzung für Kooperation und gelingendes Miteinander. Wer sie vorsätzlich und über einen längeren Zeitraum unterläuft, hebt die Gesellschaft aus den Angeln. Dann treten Ideologien an die Stelle der Wahrheit und provozieren jeden Einzelnen mit der Frage: Bist Du für mich oder gegen mich?“ Was derzeit an Halbwahrheiten und Fake News in manchen Ländern in Gesellschaft und Politik salonfähig werde, habe längst auch in kirchlichen Kreisen, auf Internet-Plattformen und in einschlägigen Publikationen Einzug gehalten. Bischof Meier appellierte, sich als Christen, Katholiken, Akademiker und Studierende gegen diesen Zeitgeist zur Wehr zu setzen. Denn „auf dem Boden der Denkfaulheit kann keine Frömmigkeit gedeihen“, zitierte Meier den Theologen Karl Rahner.

Die musikalische Gestaltung des Lobpreises unter Leitung des früheren Vizepräsidenten Prof. Dr. Markus Eham übernahmen ein Projektchor und ein Bläserensemble der KU, der Chor des Collegium Orientale unter Leitung von Mykola Dobra sowie Prof. Dr. Daniel Mark Eberhardt (Akkordeon und Saxophon) und Prof. Dr. Kathrin Schlemmer (Altsolo). Eberhard war zudem beim Festakt gemeinsam mit Dr. Sezgin Inceel (Gesang und Gitarre) und der Sängerin Alexandrina Simeon zu hören.