EU-Projekt „Danube Floodplain“ verbindet Hochwasserschutz mit Artenschutz

Die Auen entlang der Donau sind Lebensraum für Tausende Tier- und Pflanzenarten und bieten gleichzeitig über Ländergrenzen hinweg einen natürlichen Rückhalt von Wasser im Sinne eines „grünen Hochwasserschutzes“. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich das Aueninstitut der KU am EU-Projekt „Danube Floodplain“, das den Erhalt und die Wiederherstellung von Auenbereichen zum Ziel hat. Zu den 24 Projektpartnern aus zehn Ländern gehö-ren von deutscher Seite neben dem Aueninstitut auch Forscher der Technischen Universität München. Für die Teilprojekte des Aueninstituts der KU stellt die Europäische Union rund 250.000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Um Akteure aus Wissenschaft, Behörden und Umweltorganisationen zusammenzubringen, fand nun am Aueninstitut in Schloss Grünau bei Neuburg/Donau eine nationale Kick-Off-Veranstaltung des Projektes statt.

„Ziel des Projektes ist eine Win-Win-Situation, indem Fragen des Wassermanagements und die Prävention von Überflutungen verbunden werden mit dem Aspekt von Artenvielfalt, die durch Auen bewahrt und gefördert wird“, erklärte der Leiter des Aueninstituts, Prof. Dr. Bernd Cyffka. Denn im Vergleich rein technischen Maßnahmen für den Hochwasserschutz biete die Renaturierung von Auen darüber hinaus die Gelegenheit, Biodiversität zu erhalten bzw. neue Grundlagen für Artenreichtum zu schaffen. Dabei will das Projekt eine ganzheitliche Perspektive für die Donau einnehmen: „Wenn ein Land aktiv wird, profitieren auch die Anrainerstaaten entlang des weiteren Flussverlaufs“, ergänzte Prof. Dr. Markus Disse (Lehrstuhl für Hydrologie und Flussgebietsmanagement an der Technischen Universität München).

Anhand einer einheitlichen Methodik wollen die beteiligten Wissenschaftler untersuchen, welche positiven Effekte noch bestehende Auengebiete haben bzw. welches Potenzial derzeit trocken liegende Auen aufweisen, in die der Mensch etwa durch Flussbegradigungen eingegriffen hat. Am Ende des Projekts soll ein Handbuch entstehen, das Planer vor Ort bei Erhalt und Wiederherstellung von Auen im Einzugsgebiet der Donau unterstützt.  Die Pilotregionen von „Danube Floodplain“ finden sich in Serbien, Rumämien, Slowenien, Ungarn sowie im deutsch-slowenischen Grenzgebiet. „Für die Länder am Unterlauf der Donau sind die Experten am Oberlauf wichtige Ansprechpartner in der Auenthematik“, betonte Ministerialrat Dr. Klaus Arzet vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, das assoziierter Partner des Projektes ist. Das Aueninstitut der KU kann hier an seine langjährige Expertise anknüpfen, die es etwa bei der Renaturierung der Donauauen zwischen Ingolstadt und Neuburg oder internationalen Projekten in China gesammelt hat. „Wir haben hier schon viel Wissen zusammengetragen, mit dem wir auch donauabwärts wirken wollen“, so Cyffka. Gleichzeitig bietet das Projekt Gelegenheit zum intensiven Austausch mit den Experten vor Ort.

Da bei Renaturierungsprojekten die Perspektiven vieler Interessensgruppen zu berücksichtigen sind – wie etwa von anliegenden Gemeinden, Waldbesitzern, Fischereiverbänden oder landwirtschaftlichen Betrieben – wird das Aueninstitut der KU die Stakeholderanalysen vornehmen, um daraus sogenannte Ökosystemleistungen von Auen abschätzen zu können. Dabei handelt es sich um Effekte der Auen für Mensch und Natur – als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als Erholungsraum, als Filter für Schadstoffe oder als Beitrag zum Hochwasserschutz. Die wechselseitige Abwägung der verschiedenen Anforderungen an das Ökosystem Auen soll in einem zweiten Schritt als Grundlage für ein Modell zur Kosten-Nutzen-Analyse dienen. Das Modell wird in einen Leitfaden einfließen, mit dem Regionen entlang der Donau Kriterien und Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Umsetzung eigener Renaturierungsmaßnahmen aufgezeigt bekommen – auch bezogen auf die Lösung möglicher Konflikte mit einzelnen Interessensgruppen.  

Weitere Informationen zum Projekt unter
www.interreg-danube.eu/approved-projects/danube-floodplain