Fachtagung für ein gesundes Berufsleben

"Prävention: Arbeitsfähigkeit erhalten – Rückkehr ins Berufsleben begleiten" - unter diesem Motto fand am Ingolstädter Campus der KU die "5. Fachtagung für ein gesundes Berufsleben“ statt. Organisiert wurde diese vom Gesundheitsnetzwerk Leben der Audi BKK, der Gesundheitsorganisation GOIN und dem Lehrstuhl für Sozialpädagogik, Prof. Janusz Surzykiewicz, sowie der Professur für Psychologische Diagnostik und Interventionspsychologie an der KU, Prof. Joachim Thomas.

Ziel der von der Bayerischen Landesärztekammer mitgetragenen Veranstaltung war es, einen interdisziplinären Dialog zwischen Experten aus Forschung und Praxis zu ermöglichen. Es wurden wertvolle Beiträge zur modernen Präventionsarbeit und schnellen, zielgerichteten Einleitung einer bedarfsorientierter Versorgung gegeben. Gerade die Rezeption von an Coaching orientierten Beratungskonzepten, sowohl bei der Vorbeugung arbeitsbezogener, gesundheitlicher Beeinträchtigungen im Beruf, als auch nach einer Rehabilitationsphase beim Wiedereinstieg in den Arbeitsprozess, wurden als wichtige Zugänge zur Resilienz-Stärkung im Betrieb erkannt und diskutiert.

Diesem Diskursangebot folgten mehr als 40 interessierte Ärzte aller Fachrichtungen sowie Vertreter anderer relevanter Fachdienste wie Psychiater, Psychotherapeuten, Fachberater, Sozialdienste sowie Personalreferenten und Führungskräfte. Zusätzlich konnten die Teilnehmer im Rahmen eines speziell organisierten Infomarktes sowohl mit den Vertretern unterschiedlichster Institutionen des Sozial- und Gesundheitswesens, wie beispielsweise die Deutsche Rentenversicherung, Agentur für Arbeit, Integrations- und Reha-Fachdienste, Caritas, als auch mit den vortragenden Experten persönlichen in Austausch kommen und Netzwerke knüpfen.

Zu den Referentinnen und Referenten gehörte unter anderem Dr. Regina von Einsiedel (Chefärztin des Zentrums für Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin Bad Lippspringe; Leiterin des Schematherapie-Instituts Westfalen). Sie befasste sich mit der Frage nach den verschiedenen Dimensionen der Prävention im betrieblichen Gesundheitsmanagement und der Arbeitswelt. Gerade die gesellschaftspolitischen und arbeitsbezogenen Transformationsprozesse seien gekennzeichnet von Phänomenen wie Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit (sog. VUCA-World: volatility, uncertainty, complexity und ambiguity), die eine große Herausforderung darstellten. Gerade diese erzeugten Stress und viele zusätzliche psychische Belastungen, die wiederum ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen in der Triade von Arbeitswelt-Gesundheit-Persönlichkeit bewirken. Die Referentin stellte die Hypothese auf, dass unter solchen Bedingungen von einer Assoziation zwischen der „digitalen Industrie 4.0“ und einer „Psyche 1.0“ in der Arbeitswelt gesprochen werden kann. Somit bestehe ein Präventionsbedarf in einer neuen Dimension, die von den Unternehmen als wichtiger Aspekt erkannt werden müsse.

Marion Kiem und Dr. Rainer Schmale (Abteilung Rehabilitation und Sozialmedizin der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd) stellten ihr Präventionsvorhaben am Beispiel des Modellprojektes „Ü45-Check“ vor. Dieses wird zunächst in der Modellregion Ingolstadt eingeführt und dient der Erprobung eines berufsbezogenen Gesundheits-Checks für Personen ab dem 45 Lebensjahr. Prof. Joachim Thomas, Professur für Psychologische Diagnostik und Interventionspsychologie an der KU, stellte seine innovative Studie zum sog. „Workcoach“ vor. Mittels eines ambulanten Monitorings von Arbeitsprozessen wurde ein Coachingkonzept in Kooperation mit dem Berufsförderungswerk Bad Wildbad und der SRH Berufliche Rehabilitation Heidelberg entwickelt. Die benutzerfreundliche Anwendung des „digitalen Fragebogens“ auf dem Smartphone mit mehreren Messzeiten während des Tages ermöglicht es, verschiedene Schwankungen von Stresslevel und Coping bzw. des Wohlbefinden-Niveaus in Echtzeit zu erfassen. Die von der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg finanzierte Forschung brachte wichtige Erkenntnisse zu prozessualen präventiven Fördermöglichkeiten von psychisch beeinträchtigen bzw. kranken Berufstätigen.

Abschließend führten Prof. Janusz Surzykiewicz vom Lehrstuhl für Sozialpädagogik an der KU und die Ärztin Dr. Christine Thiele-Doppler von der European Association for Supervision and Coaching (EASC) eine kritische Auseinandersetzung zu Nutzungsmöglichkeiten von Coaching bei Suchtpatienten - bei deren Therapiebeginn sowie bei der Wiedereingliederung ins Arbeitsleben. Die systematische Reflexion von verschiedenen Studien bzgl. der Wirksamkeit von Coaching in diesem Gebiet führte zur Begründung eines Nachsorge-Konzeptes für Arbeitnehmer mit Suchtproblemen