Feierliche Verleihung des Shalompreises

Bei einem Festakt an der KU hat der Arbeitskreis Shalom für Gerechtigkeit und Frieden seinen diesjährigen Menschenrechtspreis an eine Preisträgerin und einen Preisträger aus Tansania verliehen. Schwester Dr. Felista Tangi leitet ein inklusives Schulprojekt zur Bekämpfung von Gewalt an Schulen. Der Sozialarbeiter Aristides Nshange wurde für sein Projekt Pippi House ausgezeichnet. Dieses Frauenhaus in Arusha bietet Mädchen- und Frauen, die auf der Straße lebten, einen Zufluchtsort und Bildungschancen. Ausgezeichnet wurde auch der Preisträger des vorangegangenen Jahres, der italienische Chirurg Dr. Massimo Del Bene und sein Projekt War Children Hospital. Die Verleihung konnte 2020 wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Der AK Shalom feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen.

Unter den Bedingungen der Pandemie wurde die Verleihung als hybride Veranstaltung durchgeführt. Felista Tangi und Aristides Nshange konnten wegen Visabestimmungen und der Coronasituation nicht anreisen. Sie waren über eine Zoomkonferenz sowie einen Anruf über einen Messengerdienst zugeschaltet. In seinem Grußwort erklärte Oberbürgermeister Josef Grienberger, als Schirmherr der Aktion, die Bedeutung des Preises. Es erfülle ihn mit Stolz, dass einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise Deutschlands in Eichstätt verliehen werde.

Für die KU sprach Barbara Loos. Als Vorsitzende des Hochschulrates betonte sie die Kontinuität der Leistung des Arbeitskreises, achtzig Semester lang auf Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen und mutige Menschen auszuzeichnen. Wie gefährdet die Ausgezeichneten seien, zeige unter anderem die Ermordung von Berta Cáceres Flores aus Honduras. Die Shalompreisträgerin von 2012, die sich für Indigene und den Umweltschutz einsetzte, wurde 2016 ermordet.

Dr. Gerhard Rott, der Leiter des Referates Weltkirche des Bistums Eichstätt sprach ebenfalls seine Hochachtung für die Arbeit aller Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen vierzig Jahre aus. Er unterstrich den Mut und die Beharrlichkeit der drei am Abend Ausgezeichneten und die Leistung der ehrenamtlich im AK Shalom Tätigen. Sie alle seien ein Licht in der Dunkelheit. Das Bistum Eichstätt gehört zu größten institutionellen Spendern des Shalompreises.

Das Projekt von Shalompreisträger Aristides Nshange aus Arusha wurde von Mitgliedern des Unterstützervereins Promanity vorgestellt. Sie nahmen den Preis stellvertretend für den über Video zugeschalteten Preisträger entgegen. Fünf junge Frauen, die im 2011 gegründeten Projekt Pippi House mitgearbeitet hatten, waren nach Eichstätt gekommen. In bewegenden Worten bedankte sich Aristides Nshange für die Auszeichnung. Die Pippi House Foundation for Girls ist das einzige Frauenhaus in der tansanischen Großstadt Arusha. Der Name deutet den Charakter des Hauses als Zufluchtsort an, indem das Suaheli-Wort für Süßigkeiten -Pippi- aufgegriffen wird. Das Frauenhaus als eine Süßigkeit in einer bitteren, harten Umgebung.

Derzeit beherbergt das Haus ca. 100 Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis 25 Jahren, die zuvor auf der Straße gelebt haben, als Dienstmädchen verkauft wurden oder Opfer von Kinderarbeit, Kinderhandel, Vergewaltigung oder Prostitution geworden sind. Einige von ihnen waren schwanger oder hatten bereits Kleinkinder, als sie im Pippi House aufgenommen wurden. Daher leben dort derzeit auch 16 Kleinkinder. Durch den Kauf eines Hauses finde die mehr als beengte Situation für die Frauen und Mädchen ein Ende. Das Preisgeld helfe dabei sehr, betonte Nshange.

Prof. Dr. Margit Stein von der Universität Vechta sprach in ihrer Laudatio auf Shalompreisträgerin Felista Tangi von deren beharrlichem Kampf gegen Gewalt gegenüber Kindern. Tangi promovierte bei Prof. Stein zum Thema Gewalt an Schulen und Möglichkeiten der Einstellungsveränderung bei Lehrenden und Eltern. Tangi gründete mit ihren Mitschwestern vom Orden der Teresina Sisters eine gewaltfreie und inklusiv arbeitende Secondary School in Nyashishi, in der Provinz Mwanza in Tansania. Die Schule setzt sich in besonderem Maße für Menschen mit Albinismus ein. Behauptungen, dass es sich um eine „Strafe Gottes“ oder um Pech handele und dass die „Krankheit“ ansteckend sein könnte, seien in der Gegend um den Viktoriasee in Tansania verbreitet. Dieser Mangel an Wissen über Menschen mit Albinismus bedeute, dass Aberglauben zu Verfolgung und Diskriminierung führten, erklärte Stein. Durch die Materialen zu inklusivem und gewaltfreiem Unterricht, die im Internet einzusehen sind, leiste Tangi wertvolle Multiplikatorarbeit. Die Schwester werde für ihre Arbeit vielfach angefeindet, Eltern und Lehrende glaubten, ohne Körperstrafen sei kein Lernen möglich. Tief bewegt sprach Schwester Felista dem AK Shalom und den Spendenden ihren Dank aus.

Wegen der Pandemiesituation konnte der Shalompreis im vergangenen Jahr nicht an den Preisträger übergeben werden. Das Preisgeld, das in dem Jahr die Rekordsumme von 32.000 Euro betrug, wurde bereits Ende letzten Jahres auf das Konto der von Preisträger Dr. Massimo Del Bene gegründeten Stiftung War Children Hospital überwiesen. In seiner Laudatio auf Del Bene sprach Prof. Dr. Klaus-Dieter Altmeppen vom herausragenden Engagement des plastischen Chirurgen für Geflüchtete. Altmeppen ist Professor für Journalistik an der KU und leitete von Januar 2017 bis März 2020 das Zentrum für Flucht und Migration der KU. Altmeppen zitierte Del Bene, den bekennenden Christen, den das Reden über Migranten, die angeblich keine Gründe hätten zu fliehen, ebenso wütend mache wie die Tatsache, dass die Staaten der Europäischen Union Flüchtlinge im Meer ertrinken ließen oder sie zurück nach Libyen verbringen würden. Bei seiner Arbeit als Chirurg wurde Del Bene durch die Caritas auf jene aus den Lagern entkommenen jungen Männer und Frauen aufmerksam, die Folgen der Misshandlungen zeigten. Die Spuren der grausamen Folterungen machten ihn immer wieder fassungslos. Im War Children Hospital in Legnano in der Lombardei können Kinder, die durch Kriegshandlungen schwer verletzt wurden, von Spezialistinnen und Spezialisten um Massimo Del Bene operiert werden. Die restriktive Politik Europas mache es jedoch fast unmöglich, die schwer verletzten Kinder zum Beispiel aus Syrien zu holen, machte Altmeppen deutlich. Kurzfristig anberaumte Operationen erlaubten Del Bene keine Anwesenheit in Eichstätt. In einer Botschaft bedankte er sich tief bewegt beim AK Shalom und allen, die gespendet hatten.

Ein geplanter Livetream der Veranstaltung konnte wegen technischer Probleme zwar nicht stattfinden. Am Freitag fand im Holbeinsaal des Alten Stadttheaters jedoch ein Vortrag zu den beiden Projekten aus Tansania statt. Dieser wird als Filmbeitrag über den YouTube-Kanal des AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden zu sehen sein.

Der Link dazu und alle Informationen sind auf der Homepage des AKs zu finden www.ak-shalom.com.

 

Hintergrund
Der AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden wird getragen von Studierenden und Bürgerinnen aus Eichstätt.

Das Preisgeld wird ausschließlich durch Spenden zusammengetragen und fließt ohne Abzüge für Verwaltungskosten in das Projekt. Es kann noch bis Ende des Jahres gespendet werden.

Katholische Hochschulgemeinde, Stichwort Shalompreis 2021,
Volksbank Bayern Mitte eG,
IBAN DE 34 7216 0818 0109 6203 20