Flüsse und Auen auf dem Prüfstand: Aueninstitut beteiligt an bundesweitem Forschungsprojekt

Sie sind Schifffahrtsstraße, Reservoir für Hochwasser, Trinkwasserlieferant und Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten – Flüsse und ihre Auen haben viele Aufgaben. Trotzdem sind sie heute oft in einem so schlechten Zustand, dass sie viele ihrer für Mensch und Natur wichtigen Funktionen nicht mehr erfüllen können. Im Verbundprojekt RESI (River Ecosystem Service Index) untersuchen daher in den kommenden zweieinhalb Jahren 19 Projektpartner aus Forschung, Verwaltung und Praxis, wie sich die Bewirtschaftung von Flussökosystemen verbessern lässt. Beteiligt an diesem Projekt, das vom Bundesforschungsministerium mit über 2 Millionen Euro gefördert wird, ist auch das Neuburger Aueninstitut der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Das Projekt koordiniert das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin.

Das Aueninstitut der KU übernimmt bei RESI zusammen mit dem Umweltforschungszentrum Leipzig und dem Karlsruher Institut für Technik (KIT) die Bewertung der Biodiversität in Auen als Grundlage aller Ökosystemleistungen. Dabei wird einerseits der Frage nachgegangen, welche Arten besonders wichtig sind in Auen und wie sich diese Arten bei verschiedenen Maßnahmen wie Renaturierungen, aber auch Hochwasserschutzmaßnahmen entwickeln. Andererseits soll aber auch erforscht werden, wie sich die Arten- und Lebensraumvielfalt auf andere Ökosystemleistungen (z.B. Nährstoffrückhalt, Kohlenstoffspeicherung) auswirkt. Das Aueninstitut Neuburg ist dabei verantwortlich für die Modellregion Donau mit ihren zwei Beispielsgebieten, der renaturierte Aue zwischen Neuburg und Ingolstadt quasi „vor der Haustüre“ des Instituts und der noch freifließenden Donau zwischen Straubing und Vilshofen.

Flüsse und ihre Auen, also ihre Überschwemmungsgebiete, werden heute vielerorts intensiv genutzt: für die Erzeugung von Wasserkraft, für die Schifffahrt oder die Land- und Forstwirtschaft, für Straßen, Schienen und Industriegebiete oder für verschiedene Freizeitaktivitäten. Um alle diese Nutzungen vor Hochwasser zu schützen, wurden die meisten Auen durch Deiche vom Fluss abgetrennt. Naturnahe Auen wurden immer seltener – dabei werden sie heute immer dringender benötigt: Zum einen um große Hochwässer zurückzuhalten, wie zuletzt die Sommerhochwässer im Jahr 2013 gezeigt haben. Zum anderen als wertvolle Rückzugsgebiete der Natur, weil die intensiv genutzten Agrarlandschaften nur noch wenig natürlichen Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten.All diese Nutzungsansprüche werden von unterschiedlichen Fachbehörden auf verschiedenen Verwaltungsebenen geplant und geregelt – das macht es schwierig, die Übersicht zu behalten bzw. Bewirtschaftungsmaßnahmen abzustimmen.

Ziel des Forschungskonsortiums ist es daher, die Bewirtschaftung von Flüssen und Auen besser aufeinander abzustimmen. Dafür wollen die Wissenschaftler eine Daten- und Bewertungsplattform entwickeln. Der RESI-Index soll auch zeigen, welche wirtschaftliche Bedeutung Ökosystemen zukommt. Dabei werden nicht nur direkte Leistungen erfasst, wie etwa die Reinigung des Wassers, sondern auch indirekte und langfristige Leistungen, wie etwa die Regulation des Wasserhaushalts oder die Bereitstellung von Lebensraum zum Erhalt der biologischen Vielfalt.