Fotoausstellung zur Kapuzinermission in Südchile

Noch bis zum 10. August gibt die Fotoausstellung „Die bayerische Kapuzinermission in Südchile“ Einblick in die Arbeit der bayerischen Kapuziner im Kontext der Missionierung der Mapuche, der indigenen Bevölkerung im Süden Chiles. Sie umfasst den Zeitraum 1896 bis ca. 1930. Entwickelt wurde die Ausstellung in diesem Sommersemester von Studierenden des Bachelorstudiengangs Lateinamerikastudien und der Geschichtswissenschaft an der KU. Ab Oktober werden die Fotografien an Partneruniversitäten der KU in Chile gezeigt.

Grundlage für die Exponate ist eine rund 1.600 Bilder umfassende Glasplattensammlung aus dem Bestand der Universitätsbibliothek, die aus konservatorischen Gründen digitalisiert wurde und nun seit dem Frühjahr in der Bilddatenbank „KU.media“ online nutzbar ist. Unter der Leitung von Dr. Johanna Umbach und Christiane Hoth von der Professur für Geschichte Lateinamerikas hatten die Studierenden die Aufgabe, den historischen Kontext der ausgewählten Bilder zu rekonstruieren und für ein deutsches wie für ein chilenisches Publikum aufzubereiten. Das forschungsgeleitete Hauptseminar ist eingebettet in laufende Forschungen am Zentralinstitut für Lateinamerikastudien (ZILAS). Denn bisher ist die Glasplattensammlung wissenschaftlich nur partiell erschlossen.

Dr. Roswitha Kramer vom ZILAS forscht seit Jahren zur Geschichte der Kapuzinermission: „In den letzten Jahren habe ich vermehrt Anfragen von Kolleginnen und Kollegen aus chilenischen Universitäten erhalten, die großes Interesse an der Glasplattensammlung der Kapuziner zeigen und zugleich mehr über die Mission erfahren wollen. Dieser umfassende Bestand wirft in Chile wie in Deutschland viele Fragen auf, die wir nach und nach beantworten wollen. So fand z.B. Mitte Juni ein vom Bayerischen Hochschulzentrum für Lateinamerika (BAYLAT) finanzierter Workshop mit zwei Kollegen aus Chile hier in Eichstätt statt.“ Die Veröffentlichung in der Bilddatenbank bietet die Möglichkeit, fehlende Metadaten zu den einzelnen Fotografien wie beispielsweise Ort, Datum oder Namen abgebildeter Personen nachträglich einzufügen.

Die Abbildungen dokumentieren indigene Kleidung, Wohnung, Ernährung und Kultur und waren in Bayern und Europa nachhaltig an der Schaffung einer kollektiven Vorstellung über die außereuropäische Welt beteiligt. Die Fotografien wurden für verschiedene Zwecke eingesetzt, hauptsächlich aber für die Öffentlichkeitsarbeit der Mission: In unterschiedlichen Missionszeitschriften illustrierten sie für die bayerische Heimat die Berichte der Missionare und wurden vielfach auf Postkarten gedruckt, deren Verkauf direkt der Mission zu Gute kam. In der Missionsausstellung der Kapuziner in Altötting zeigte der Orden Objekte und großformatige Fotografien aus Chile. Bei Lichtbildvorträgen in der Heimat – später auch in Chile – wurden die Bilder den Gläubigen und einem der Zeit entsprechend missionsinteressierten Publikum gezeigt. Aber auch in wissenschaftlichen Publikationen in deutscher und spanischer Sprache kamen die Fotos zum Einsatz.

Die fotografische Ausstellung versteht sich als Auftakt, dem weitere Projekte folgen sollen. Sie möchte einer breiten Öffentlichkeit veranschaulichen, wie die Missionare sich und ihre Umwelt wahrnahmen und wie sie diese fotografisch – nicht zuletzt für ein deutsches Publikum – in Szene setzten. Gefördert wurde die Entstehung der Ausstellung insbesondere durch die Maximilian-Bickhoff-Universitätsstiftung sowie die Eichstätter Universitätsgesellschaft.

Interessierte können die digitalisierte Glasplattensammlung auf der Seite KU.media einsehen. Dort finden Sie auch Hinweise zur korrekten Zitationsweise: https://media.ku.de/47963. Weitere Informationen und Ansprechpartner auf der Seite des Zentralinstituts für Lateinamerikastudien (ZILAS):
www.ku.de/forschung/forschungseinr/zilas/aktuellesveranstaltungen/