Grüner Hochwasserschutz: EU-Projekt unterstreicht Bedeutung von Auen
Hochwasser macht nicht an Grenzen halt. Deshalb hat – gefördert von der EU – ein internationales Forschungskonsortium mit Beteiligung des Aueninstituts Neuburg der KU untersucht, welches Potenzial die Renaturierung von Auen entlang der Donau hat, um die Folgen von extremem Hochwasser zu mildern. Die Forschenden kommen anhand von fünf Pilotregionen zu dem Ergebnis, dass Auengebiete einen nachweisbaren Effekt haben, um die Spitzen von Fluten zu kappen und den Wasserabfluss zu verlagern. Am Projekt „Danube Floodplain“ haben 22 internationalen Projektpartnern aus Deutschland, Österreich, Bulgarien, Kroatien, der Tschechischen Republik, Ungarn, Rumänien, Serbien, der Slowakei und Slowenien als Anrainerstaaten im Einzugsgebiet der Donau mitgewirkt. Ihre Ergebnisse präsentierten die Beteiligten nun bei einer Online-Abschlusskonferenz.
„Das Hauptziel des Projekts war die Verbesserung der transnationalen Wasserbewirtschaftung und die Prävention von Hochwasser – verbunden mit der Schaffung und Bewahrung von Artenvielfalt in den Auen“, schildert der Leiter des Aueninstituts der KU, Prof. Dr. Bernd Cyffka. Denn in den letzten Jahrzehnten sei die Landnutzung von einer starken Veränderung von Feuchtgebieten als Ökosysteme geprägt gewesen. Seit 1970 seien weltweit 90 Prozent der Feuchtgebiete verschwunden und mit ihnen 84 Prozent der Wirbeltierarten. Entlang der Donau seien 70 % der Auengebiete vom Fluss abgetrennt worden.
Besonders die internationale Ausrichtung des Projektes sollte Grundlagen dafür schaffen, um in den Anrainerstaaten das Wissen über integratives Wassermanagement durch die Wiederherstellung von Flussauen zu verbreiten – ebenso über die Kombination von grauer (also baulicher) und grüner Infrastruktur. „Wir haben hier als Aueninstitut viel Wissen zusammengetragen, mit dem wir auch donauabwärts wirken möchten“, so Cyffka. Gleichzeitig hat das Projekt Gelegenheit zum intensiven Austausch mit den Experten vor Ort geboten.
Anliegen war es, dabei alle beteiligten Akteure einzubeziehen, deren Zusammenarbeit bei der Planung und Umsetzung solcher Projekte sehr wichtig ist. Denn bei Renaturierungsprojekten sind die Perspektiven vieler Interessensgruppen zu berücksichtigen sind – wie etwa von anliegenden Gemeinden, Waldbesitzern, Fischereiverbänden oder landwirtschaftlichen Betrieben. Hier hat das Aueninstitut der KU Stakeholderanalysen vorgenommen, um daraus sogenannte Ökosystemleistungen von Auen abschätzen zu können. Dabei handelt es sich um Effekte der Auen für Mensch und Natur – als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als Erholungsraum, als Filter für Schadstoffe oder als Beitrag zum Hochwasserschutz.
In fünf sogenannten Pilotgebieten entlang der Donau und ihrer Nebenflüsse (Hodonín-Holič/Tschechische Republik und Slowakei, Kostanjevica na Krki/Slowenien, Fokorúpuszta/Ungarn, Begečka Jama/Serbien und Bistreţ/Rumänien), wurde das im Rahmen des Projekts entwickelte „Danube Floodplain Evaluation Tool“ getestet und Machbarkeitsstudien erstelllt, die auch Wasserstandsprognosen, modellieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine Vergrößerung der Auenfläche die Wasserspeicherkapazität erhöht, während der Hochwasserspiegel sinkt. Die Wiederanbindung und Reaktivierung von Auengebieten hat einen nachweisbaren Effekt auf die Hochwasserspitzen und die Verlagerung des Wasserabflusses, was auch bei extremen Hochwassern eine abmildernde Wirkung hat. Die Wiederherstellungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen sollten auf der Grundlage der besonderen Merkmale der Pilotgebiete und der jeweiligen Aue ausgewählt werden. Die wiederhergestellten Auen bieten nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch der Landwirtschaft ein breiteres Spektrum an Ökosystemleistungen. „Das Danube Floodplain Evaluation Tool und seine Ergebnisse wurden in den dritten Managementplan für das Donaueinzugsgebiet und den zweiten Hochwasserrisikomanagementplan integriert“, ergänzt Professor Cyffka. Als nächster Schritt ist in den Pilotregionen eine weitere Zusammenarbeit mit den Landeigentümern und -bewirtschaftern erforderlich, um im engen Austausch Renaturierungsprojekte auf den Weg zu bringen.
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