Herausragende Absolventen in Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung ausgezeichnet

Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Ingolstadt der Katholischen Universität hat erneut zusammen mit der Wirtschafts- prüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton herausragende Abschlussarbeiten aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Steuerlehre prämiert: Zum dritten Mal wurden heuer zwei Bachelorarbeiten, drei Masterarbeiten sowie eine Dissertation mit dem Matthäus-Schwarz-Förderpreis ausgezeichnet, der mit insgesamt 14.000 Euro dotiert ist. Betreuer der Abschlussarbeiten waren Prof. Dr. Max Göttsche (Lehrstuhl für Controlling und Wirtschaftsprüfung) und Prof. Dr. Reinald Koch (Lehrstuhl für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre). Benannt ist der von Warth & Klein Grant Thornton gestiftete Preis nach Matthäus Schwarz (1497-1574), der als Hauptbuchhalter der Fugger tätig war. Er gilt als Mitbegründer der doppelten Buchführung, der Grundlage für das heutige betriebliche Rechnungswesen.

„Wir wollen herausragende fachliche Leistungen honorieren – auch, um hervorragende Köpfe gewinnen zu können. Sie haben eine hervorragende fachliche Ausbildung erhalten, von der Sie zehren können. Bleiben Sie authentisch – das ist die beste Voraussetzung dafür, dass Ihr Handeln akzeptiert wird“, gab Dr. Stefan Kusterer (Senior Partner bei Warth & Klein Grant Thornton) den Ausgezeichneten mit auf den Weg.

Eine der beiden prämierten Bachelorarbeiten verfasste Sven Blum, der sich mit den Auswirkungen des überarbeiteten Investmentsteuergesetzes für Privatanleger im Hinblick auf Vermögensanlagen in Fonds befasste. Im Vergleich zur bisherigen Gesetzesfassung entlastet laut Blums Arbeit die neue Version Privatanleger um bis zu vier Prozent an Steuerschuld. Daniel Horn wiederum beschäftigte sich für seine Bachelorarbeit mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz für die Arbeit von Wirtschaftsprüfern. Horn kommt zu dem Ergebnis, dass solche Techniken positiven Einfluss auf Qualität und Effektivität von Wirtschaftsprüfung haben können, gleichzeitig aber noch ungeklärt sei, wie sich die Verantwortung eines Prüfers für maschinell erstellte Resultate gestalten werde.

Eine der drei ausgezeichneten Masterarbeiten stammt von Gabriel Zwicklhuber, der untersuchte, wie sich Aktivitäten eines Unternehmens hin Hinblick auf gesellschaftliche Verantwortung gestalten, wenn Aktionäre die Ausgaben im Sektor Corporate Social Responsibility verstärkt kontrollieren. Die Shareholder billigen Aufwendungen eher – so Zwicklhuber – wenn diese unternehmensexternen CSR-Zwecken zu Gute kommen als etwa Aktivitäten für Mitarbeiter, Kunden oder Lieferanten. Wie sich der Wechsel von Know-How-Trägern in ein anderes Unternehmen auf die Wirtschaftsprüfung auswirkt, erforschte Thomas Amann für seine Masterarbeit. Vor diesem Hintergrund ist es in manchen US-Bundesstaaten untersagt, dass Arbeitnehmer in vergleichbarer Position zu einem unmittelbaren Konkurrenten ihres bisherigen Arbeitsgebers wechseln. Amann kam zu dem Ergebnis, dass ein höheres „Humankapitalrisiko“ auch die Kosten für die Prüfung eines Unternehmens – etwa aufgrund aufwändigerer Abstimmung – steigen lässt. Die Auswirkungen einer gemeinsamen europäischen Bemessungsgrundlage für die Körperschaftssteuer, wie sie vor zwei Jahren von der EU-Kommission vorgeschlagen wurde, nahm Dominik Stork in seiner Masterarbeit unter die Lupe. Er zeigte, dass durch eine solche Regelung einerseits bestehende Steuersparmodelle von internationalen Unternehmen wegfallen würden, andererseits aber auch eine gemeinsame Bemessungsgrundlage die ökonomische Realität nur beschränkt abbilden könne. Zudem würde sich eine Verschiebung des Steueraufkommens auf Ebene der Mitgliedsstaaten ergeben.

Für seine Dissertation im Bereich der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre wurde Markus Gamm ausgezeichnet, der unter anderem belegen konnte, dass innerhalb von multinationalen Unternehmen Gewinne zu Verlustgesellschaften hin verlagert werden. Die Höhe des Effektes sei vergleichbar mit der Strategie von Unternehmen, Gewinne zu Tochtergesellschaften in niedrig besteuerten Ländern zu verlagern. Gamm untersuchte dabei die Daten von über 20.000 Unternehmen, die in 20 EU-Ländern ansässig sind, für die Zeit von 2006 bis 2013.

Den Festvortrag zum Thema „Immobilien-Hype: Ende in Sicht?“ hielt Prof. Dr. Tobias Just von der International Real Estate Business School der Universität Regensburg. Just schilderte, dass die seit einiger Zeit vorherrschende Kombination von Wirtschaftswachstum, niedrigen Zinsen, Zuwanderung und moderater Bautätigkeit in der Wissenschaft etwa „so wahrscheinlich wie die deutsche Wiedervereinigung“ angesehen wurde. Jedoch sei diese Konstellation latent instabil. Noch vor zehn Jahren hätten die Immobilienpreise in München oder Berlin auf dem heutigen Niveau von Bielefeld oder Bochum rangiert. Die vergangenen fünf Jahre seien in der Branche gleichzeitig die generell stärksten Wachstumsjahre gewesen. Das Volumen ausländischer Investoren sei jedoch mittlerweile rückläufig – auch vor dem Hintergrund steigender Zinsen in den USA. Daher sei die Immobilienwirtschaft labiler geworden, jedoch vor allem bezogen auf den Markt für gewerbliche Immobilien.