„Ich will ein besseres Europa“: Martin Schulz referierte beim Forum K'Universale

Mit einem Vortrag über "Europa am Wendpunkt: Brexit, Nationalisierung und wie wir die offen Gesellschaft verteidigen" eröffnete der frühere Präsident des Europaparlamentes Martin Schulz die diesjährige interdisziplinäre Vortragsreihe des Forums K’Universale Eichstätt zum Thema "Europa?!". Schulz hielt vor einem interessierten Publikum in der bis zum letzten Platz besetzten Aula ein glühendes Plädoyer für „ein besseres Europa, ein anderes Europa als das, was wir heute haben“ und sprach sich mit klaren Worten gegen Nationalismus und Illiberalismus sowie für eine transnationale Demokratie aus.

Man habe sich niemand Besseren für die Auftaktveranstaltung denken oder wünschen können, so Prof. Dr. Richard Nate, Leiter des Europastudiengangs, der gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Kirschner von der Theologischen Fakultät das diesjährige Jahresthema des Arbeitskreises K’Universale verantwortlich betreut. Auch Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien bezeichnete Schulz in ihrer Begrüßung als einen sehr prominenten Eröffnungsredner, dem sie ihren tiefen Respekt für „Haltung, Mut und Commitment zur Demokratie“ aussprach.

In seinem sechzigminütigen Vortrag äußerte sich Martin Schulz zu Chancen und Problemen der Europäischen Union, die er trotz aller Defizite als das Beste bezeichnete, was dem Kontinent seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs widerfahren konnte. Er betonte die Verantwortung der Mitgliedsstaaten, die nur in der gemeinsamen Arbeit, im Zusammenschluss die Möglichkeit hätten, auf Augenhöhe mit Weltregionen zu bestehen und nicht zum Spielball politischer und wirtschaftlicher Interessen zu werden.

Neben der Benennung notwendiger Reformschritte wie der Einführung einer neuen Kompetenzordnung in der Europäischen Union sowie der Formulierung verbindlicher Klimaziele äußerte er sich ebenfalls zur Notwendigkeit der Kooperation mit den Staaten Afrikas hinsichtlich der aktuellen Migrationsproblematik.

Die Idee Europas als kulturellen Reichtum, den es zu verteidigen gilt, legte er den zahlreichen jungen Menschen im Publikum nahe und führte mit Einblicken in seine eigene Familiengeschichte und seine Herkunft aus, welche Chancen und Möglichkeiten er innerhalb seiner Generation erhalten hätte, die es für die Zukunft zu bewahren gelte.

„Hütet euch vor alten Männern, denn sie haben nichts mehr zu verlieren.“ Mit diesen Worten des irischen Autors George Bernard Shaw bezeichnete er Politik als etwas, das die nächste Generation betrifft und deswegen auch und gerade Aufgabe der jungen Menschen sei.

Bei diesen jungen Menschen trafen seine Aussagen auf offene Ohren, wie sich auch nach dem mit langem Applaus bedachten Vortrag in der anschließenden regen Fragerunde und Diskussion mit dem Publikum zeigte. Martin Schulz, der erstmalig zu Besuch im Altmühltal war, traf an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt auf eine „kleine, aber wache Universität mit einem Herz für Europa“, wie Prof. Dr. Richard Nate in einigen abschließenden Dankesworten resümierte.

Verena Lauerer