Ikonen auf Munitionskisten: Collegium Orientale zeigt Kunst aus der Ukraine

Ikonenausstellung
© Christian Klenk

Ikonen sind Kult- und Heiligenbilder, die vor allem in den Ostkirchen verehrt werden. Auch das Künstlerehepaar Sofia Atlantova und Oleksandr Klymenko aus der Ukraine „schreibt“ solche Tafeln, verwendet dafür jedoch Teile von Munitionskisten aus dem Krieg. Bis 31. Juli sind die Kunstwerke im Rahmen einer außergewöhnlichen Ausstellung im Collegium Orientale, dem ostkirchlichen Priesterseminar in Eichstätt, zu sehen.

Oleksandr Klymenko begann im Jahr 2014 – als Reaktion auf den russischen Krieg gegen die Ukraine – damit, Ikonen auf Munitionskisten zu malen. Er hatte solche Kisten, in denen Maschinengewehre lagerten, beim Besuch eines Freiwilligenbataillons gesehen und die Ähnlichkeiten zu den Holztafeln bemerkt, die üblicherweise als Untergrund für Ikonen dienen. Die Kisten würden meist als Brennholz verwendet, berichteten ihm die Soldaten und gaben ihm zunächst eine Kiste. Am nächsten Tag begann Klymenko auf dem Boden dieser Kiste, eine Darstellung der Mutter Gottes zu schreiben. Aus dem Einzelwerk wurde schließlich eine ganze Serie. Ziel dieses Projekts sei es, Symbole des Todes in Zeichen des Lebens und des Friedens zu verwandeln. Der Erlös aus dem Verkauf der Ikonen wird für den Unterhalt eines mobilen Krankenhauses in der Ukraine verwendet. Diese medizinische Einrichtung versorgt sowohl Soldaten als auch Zivilisten direkt an der Front.

Ikonen
© Christian Klenk

Die Ausstellung wird im Collegium Orientale im Rahmen des diesjährigen Zwölf-Apostel-Festes unter dem Motto „Tatort Ukraine. Religiöse Identität und der Krieg in der Ukraine“ präsentiert. Sie bietet den Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, sich intensiv mit den Themen Krieg, Frieden und religiöse Identität auseinanderzusetzen.

Oleksandr Klymenko wurde 1976 in Kyiv geboren. Er ist Künstler, Kunstkritiker und Schriftsteller. Nach seinem Studium an der Nationalen Akademie für Kunst und Architektur in Kyiv absolvierte er ein Postgraduiertenstudium am Rylsky Institut für Kunstgeschichte, Volkskunde und Ethnografie. Von 2005 bis 2006 lehrte er am Staatlichen Boychuk Institut für dekorative und angewandte Kunst und Design. Klymenko ist der Initiator des Projekts „Ikonen gegen den Krieg“.

Sofia Atlantova wurde 1981 in Kyiv geboren. Sie studierte an der staatlichen Shevchenko-Kunstschule und der Nationalen Akademie für Kunst und Architektur in Kyiv. Atlantova ist in den Bereichen Monumental- und Staffeleikunst, Buchillustration und Installationskunst tätig.

Oleksandr Klymenko
© Valentyn Kuzan Oleksandr Klymenko

Die Ausstellung will nicht nur einen künstlerischen, sondern auch einen tief humanitären Einblick in die Folgen des Krieges und die Hoffnungen auf Frieden vermitteln. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, sich die beeindruckenden Werke anzusehen und die bewegenden Geschichten dahinter zu erfahren.

Der Zugang zur Ausstellung im Collegium Orientale ist während der Hausöffnungszeiten in der Regel täglich zwischen 9 und 18 Uhr jederzeit möglich. Der Zugang erfolgt entweder über die Pforte des Priesterseminars (Leonrodplatz 3) oder die Tür in der Ostenstraße. Der Eintritt ist frei.