Jubiläumstagung des Lehrstuhls Tourismus: „Man kommt nicht an der KU vorbei“

Mit einem zweitägigen Symposium, das in Eichstätt eröffnet in Ingolstadt fortgesetzt worden ist, hat der Lehrstuhl Tourismus der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) um Prof. Dr. Harald Pechlaner sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Dessen Ursprung ist eine Stiftungsprofessur, die von vielen Förderern aus der Region getragen und auf die Pechlaner damals berufen wurde.

Die Initiative für die Stiftungsprofessur hat damals der Eichstätter Unternehmer Karl Jägle an die Universität herangetragen. Sowohl Pechlaner als auch KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien dankten Jägle bei der Eröffnung der Veranstaltung für diesen Impuls. Gien betonte, dass Pechlaner eine Persönlichkeit sei, „die nicht stehenbleibt, so dass bei der Jubiläumsveranstaltung bewusst Fragen von Transformation und Nachhaltigkeit des Reisens im Mittelpunkt stehen“. Die Präsidentin gratulierte Pechlaner und dankte für ein Engagement, das er auch durch die langjährige Übernahme von Verantwortung in den Gremien der Universität – wie etwa durch die Leitung des Senats über sieben Jahre hinweg – für die Universität insgesamt bewiesen habe.

Der Eichstätter Landrat Alexander Anetsberger, selbst ein erfahrener Touristiker und Absolvent der KU, unterstrich, dass der gute Ruf der KU auch Professor Pechlaner zu verdanken sei: „Wenn man in Deutschland über Tourismus nachdenkt, kommt man an der KU nicht vorbei!“ Der Gegenstand der Branche sei „kein Schönwettergeschäft“ sondern geprägt von Konkurrenz und einer ambivalenten Kundschaft. Der wechselseitige Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Lehrstuhl trage zum Gelingen der touristischen Initiativen in der Region bei. Auch Eichstätts zweite Bürgermeisterin Elisabeth Gabler schilderte, dass die Stadt in vielen Themenbereiche bewusst und gezielt Wissenschaft und kommunale Arbeit zusammenkommen lasse. Denn Digitalisierung und Individualisierung seien auch in der Domstadt Teil der Überlegungen für den Tourismus. Zudem bedeute jedes Investment in den Tourismus wiederum auch ein Mehr an Lebensqualität für die Einwohnerinnen und Einwohner.

von links nach rechts: Prof. Michael Shamiyeh, Dr. Franz Glatz, Prof. Dr. Andreas Metzner Szigeth, Prof. Dr. Monika Bachinger, Oswald Pehel (Tourismusverband München-Oberbayern), Prof. Georg Rosenfeld, Madlen Schwing, Prof. Dr. Harald Pechlaner, Dr. Dirk Glaesser (Welttourismusorganisation)
von links nach rechts: Prof. Michael Shamiyeh, Dr. Franz Glatz, Prof. Dr. Andreas Metzner Szigeth, Prof. Dr. Monika Bachinger, Oswald Pehel (Tourismusverband München-Oberbayern), Prof. Georg Rosenfeld, Madlen Schwing, Prof. Dr. Harald Pechlaner, Dr. Dirk Glaesser (Welttourismusorganisation)

Beim Ingolstädter Teil der Veranstaltung stand die Frage im Mittelpunkt, wie veränderungsfähig Standorte und Destinationen sind. In seinen Begrüßungsworten wies Prof. Dr.  Georg Rosenfeld, Wirtschaftsreferent der Stadt Ingolstadt, in einem historischen Exkurs auf die immer wieder stattgefundenen großen Veränderungen in und für die Stadt hin. Professor Michael Shamiyeh, Inhaber eines UNESCO-Lehrstuhls für Future Design an der Kunstuniversität Linz, schilderte in seinem Auftaktvortrag, dass Politik und Wirtschaft im Hinblick auf notwendige Veränderungen für Regionen und Standorte häufig möglichst lange den Status-Quo verteidigen würden, ohne zu merken, dass die schnell ändernde Welt auch erfolgreiche Geschäfts- und Lebensstil-Modelle plötzlich verschwinden lasse.

Die insgesamt zwölf mitdiskutierenden Expertinnen und Experten aus dem Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturbereich waren sich einig darin, dass es darum gehe, den eigenen Horizont immer wieder zu reflektieren, dass Innovation auch soziale Innovation bedeute, und dass Transformation auch in Ingolstadt nur gelingen kann, wenn man gängig Gültiges konsequent infrage stelle. Hilfreich dafür sei ein mutiges Kulturangebot, welches für die Gesellschaft der wichtige Spiegel des eigenen Tuns sein kann. Das leistet auch die Gründung von jungen Unternehmen: „Startups zu entwickeln ist auch eine kulturelle Herausforderung“, betonte Dr. Franz Glatz, Leiter des digitalen Gründerzentrums brigk, in dessen Räumlichkeiten im Trafohaus die Tagung stattfand.

Mit Bezug auf die vielen Forschungsprojekte des Lehrstuhls am Standort Ingolstadt betonte Prof. Pechlaner abschließend, dass vor mehr als einem Jahrzehnt in Ingolstadt schon die Frage im Raum stand, inwiefern Politik und Verwaltung die Geschwindigkeit der Standortentwicklung erhöhen könnte. Auch heute gehe es in der industriellen Entwicklung des Standorts um die Frage, inwiefern man mit der weltweiten industriellen Entwicklungsgeschwindigkeit und den Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit mithalten kann: „Notwendig ist ein noch engerer Schulterschluss von Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, um die Stadt und Region Ingolstadt zukunftsfähig zu halten“.