KU zieht Zwischenbilanz nach einem Jahr Corona

Nicht nur Schulen stellt die Organisation des Unterrichts seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor große Herausforderungen. Auch an Universitäten müssen seit einem Jahr die Lehre und der Dienstbetrieb unter völlig neuen Bedingungen konzipiert und realisiert werden. An der KU ist dies bisher dank eines intensiven Krisenmanagements auf der Basis eines laufend angepassten Hygienekonzepts gelungen. Durch die Pandemie erfuhr die Universität einen Digitalisierungsschub.

„Momentan sieht die KU noch keinen akuten Handlungsbedarf, wir weisen allerdings darauf hin, dass entsprechende Hygienemaßnahmen das Risiko der Verbreitung von Infektionskrankheiten stark minimieren.“ So stand es am 27. Februar 2020 in einer Rundmail an alle Angehörigen der KU. Die Medien hatten zuvor mit zunehmender Intensität über erste Covid-19-Fälle in Deutschland berichtet. Noch lief der Betrieb an der Universität in geregelten Bahnen. Doch nur eine Woche später mussten Reisewarnungen an das Personal verschickt werden, Studierende sollten Auslandssemester in Risikogebieten überdenken oder abbrechen. Und wieder wenige Tage später stand fest: Der Start des Sommersemesters muss verschoben werden. 

Sehr dynamisch gestaltete sich der Beginn der Corona-Pandemie vor einem Jahr – und bis heute ist die Universität nicht zu einem normalen Arbeiten, Lehren und Lernen zurückgekehrt. Gerade an einer kleinen Universität wie der KU, wo persönliche Begegnungen den Alltag prägen und ein besonderer Wert auf den engen Austausch von Dozierenden und Studierenden gelegt wird, stellen Social Distancing und der Lockdown für viele eine große und schmerzliche Erfahrung dar.

Um den Lehrbetrieb unter diesen Bedingungen aufrecht zu erhalten, mussten Seminare und Vorlesungen in virtuelle Formate umgestellt werden. Professorinnen und Professoren, der akademische Mittelbau und die Lehrbeauftragten konzipierten innerhalb kurzer Zeit ihre Lehrveranstaltungen neu. „Wir alle an der KU haben eine enorme Lernkurve hinter uns. Die Zeit war ein Turboschub für digitale und hybride Lehre“, so Prof. Dr. Markus Eham, Vizepräsident für Studium und Lehre. Eine eigens eingerichtete Taskforce „Digitale Lehre“ unter seiner Leitung unterstützte die Dozentinnen und Dozenten mit Ideen und praktischen Werkzeugen – mit Erfolg. Im Sommersemester 2020 konnten über 90 Prozent der geplanten mehr als 1500 Lehrveranstaltungen stattfinden. Im Wintersemester mussten lediglich 47 von knapp 2000 Lehrveranstaltungen coronabedingt entfallen – betroffen waren vor allem Exkursionen. 

Aus der Not zur Umstellung auf digitale Formate machten manche Dozierenden eine Tugend und entwickelten innovative Lehrprojekte, die sich teils durch einen kollaborativen Charakter auszeichnen – etwa ein Seminar zu Computerspielen aus Sicht der Politischen Bildung als Gemeinschaftsprojekt mit der TU Dresden, eine virtuelle Reise zu deutschen und österreichischen Gemeinden in einer Theologie-Vorlesung oder ein Podcast-Projekt der Journalistik zur Geschichte Eichstätts. Die Professur für Englischdidaktik bot Lehramtsstudierenden durch den Einsatz verschiedener Webtools die Möglichkeit, trotz Corona Praxiserfahrung im Unterricht mit Partnerschulen zu sammeln. Tagungen wurden ebenso ins Internet verlagert wie Vorlesungsreihen, die auf diese Weise zum Teil ein Publikum weit über die Region Eichstätt und Ingolstadt hatten.

Der Kauf einer Campuslizenz für das Webkonferenztool „Zoom“ war im März 2020 eine der ersten Maßnahmen, um Lehre und Gremiensitzungen weiter zu ermöglichen. Die Verbindungen laufen meist stabil, anfängliche Datenschutzbedenken konnten durch Nachbesserungen des Anbieters und einen speziellen Vertrag (Sitzungen mit sensiblen Inhalten laufen ausschließlich über KU-Server) ausgeräumt werden. Im Zeitraum von 1. März 2020 bis 10. Februar dieses Jahres fanden insgesamt 108 339   Zoom-Meetings über die KU-Installation statt (an Wochentagen sind es 800 bis 1000 Webkonferenzen). Die 758 500 Teilnehmenden dieser Meetings saßen zusammengerechnet über 55  Mil­lionen Minuten vor dem Bildschirm. Manches hat Zoom erleichtert (eingesparte Reise- und Wegezeiten), anderes erst möglich gemacht (Vorlesung im Pyjama). Das Konferenztool wird sicherlich auch nach Corona weitergenutzt werden – wenngleich sich Studierende und Lehrende gleichermaßen nach Seminaren und Sitzungen ohne Webcam und Headset sehnen.

Vor knapp einem Jahr hat die Hochschulleitung einen Krisenstab gebildet. Die „Corona-Taskforce“ tagt seither – mit einer Pause während der Sommerwochen – jeden Mittwochmorgen um 9 Uhr. Der elfköpfigen Arbeitsgruppe gehören die Leiterinnen und Leiter von Facility Management, Personalabteilung, Studierendenorganisa­tion und Prüfungsamt, Rechenzentrum und Bibliothek an, außerdem die Referatsleitung der Bereiche Gesundheit und Arbeitsschutz, eine Vertreterin der Rechtsabteilung sowie die stellvertretende Vorsitzende der Mitarbeitervertretung. Koordiniert wird der Krisenstab vom Leiter der Stabsabteilung Kommunikation und Marketing, der die Empfehlungen der Taskforce mit der Hochschulleitung abstimmt und die Studierenden und Beschäftigten wöchentlich mit Rundmails und Mitteilungen auf der Homepage informiert. 

Auch das Präsidium hat seit einem Jahr jede Woche einen festen Tagesordnungspunkt: „TOP 3: Corona“. Das Krisenmanagement und die ständigen Änderungen der Rahmenbedingungen aufgrund neuer Beschlüsse der Politik binden sehr viel Arbeitszeit und Energie, sagt KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien. Doch dieser Einsatz zahle sich aus: „Wir bekommen von unseren Studierenden und auch aus dem Kollegenkreis regelmäßig Rückmeldungen und Dank für das gelungene Krisenmanagement.“ Gien betont, dass auch die Lehrenden eine erhebliche Mehrarbeit leisten müssten. „Insbesondere für Dozentinnen und Dozenten, die während der Schulschließungen eigene Kinder zu Hause betreuen müssten, ist die Belastung sehr hoch.“ Der Dank gehe aber auch an die Studierenden. „Sie bringen insgesamt sehr viel Verständnis auf für die Einschränkungen in der Lehre, die manchmal unvermeidlich sind“, so Gien. Mit dem studentischen Konvent pflegt die Hochschulleitung einen konstruktiven Austausch und bindet die Studierenden so in die Suche nach Lösungen ein.