Mehr Frauen für eine wissenschaftliche Laufbahn zu gewinnen – bei diesem Ziel soll das Professorinnenprogramm der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz die Hochschulen und Universitäten unterstützen. Sie können über das Programm Fördermittel für Gleichstellungsprojekte beantragen. In der zweiten Auswahlrunde zum Professorinnenprogramm 2030 konnte die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) nun als einzige Universität in Bayern mit ihren gleichstellungspolitischen Zielen, Strukturen und Maßnahmen überzeugen.
Bundesweit 56 Hochschulen und Universitäten wurden von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz für das Programm in dieser Runde ausgewählt. Mit dabei: die KU, deren eingereichtes Gleichstellungskonzept und die darin aufgeführten Maßnahmen positiv evaluiert wurden. Damit hat die Universität nun die Möglichkeit, Fördermittel für die Umsetzung dieser Maßnahmen zu beantragen. Seit dem ersten Gleichstellungskonzept, das die KU 2015 vorgelegt hatte, ist bereits viel passiert. Gerechtigkeitsbezogene Themen sind mittlerweile fest im Leitbild der KU verankert. Der Frauenanteil im Professorium hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt – von 19 Prozent im Jahr 2015 auf mittlerweile 38 Prozent. „Damit sind wir Spitzenreiter in Bayern und deutlich über dem bundesweiten Durchschnittswert von 28 Prozent und dem bayerischen Durchschnitt von 24,6 Prozent“, sagt die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der KU, Prof. Dr. Kathrin Schlemmer. Ziel der KU sei es, den Anteil an Professorinnen bis 2030 auf 44 Prozent zu erhöhen.
Schon an einer der vorherigen Ausschreibungen des Professorinnenprogramms hatte die KU seit 2018 erfolgreich teilgenommen. Auf diese Weise erhielt sie eine Fördersumme von insgesamt 724.000 Euro. Damit konnte beispielsweise das Stipendien-Programm für Nachwuchswissenschaftlerinnen umgesetzt werden. Dieses fördert die Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre, indem Abschluss-Stipendien an exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen vergeben werden, die an der KU promovieren oder habilitieren. Eine Wissenschaftlerin, die derzeit ein Habilitationsstipendium erhält, ist Dr. Tanja Evers. Sie war zuvor am Studiengang Journalistik und im Zentrum Flucht und Migration Mitarbeiterin und forscht aktuell in ihrem Habilitationsprojekt zu medienethischen Herausforderungen einer Migrationsgesellschaft. Evers ist sehr dankbar für die Unterstützung durch das Stipendium: „Es gibt mir die Möglichkeit an der Fertigstellung meiner Habilitation ohne finanziellen Druck zu arbeiten. Zugleich kann ich mich in dieser Phase bereits um die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer Professur kümmern. Diese Form der Unterstützung ist großartig.“
Es gibt mir die Möglichkeit an der Fertigstellung meiner Habilitation ohne finanziellen Druck zu arbeiten. Zugleich kann ich mich in dieser Phase bereits um die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer Professur kümmern. Diese Form der Unterstützung ist großartig.
Es gibt mir die Möglichkeit an der Fertigstellung meiner Habilitation ohne finanziellen Druck zu arbeiten. Zugleich kann ich mich in dieser Phase bereits um die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer Professur kümmern. Diese Form der Unterstützung ist großartig.
- Dr. Tanja Evers(Habilitationsstipendiatin, Studiengang Journalistik und im Zentrum Flucht und Migration)
Im Mentoring-Programm werden den Nachwuchswissenschaftlerinnen erfahrene Vertrauenspersonen zur Seite gestellt, die ihnen helfen ihr Netzwerk zu erweitern und sie über fachliche Aspekte hinaus in Bezug auf eine wissenschaftliche Laufbahn beraten. Für Martha Egan, die gerade im Fachbereich Europastudien an ihrer Dissertation arbeitet, führte die Förderung durch das Mentoring-Programm zu einem neuen wissenschaftlichen Kontakt mit Dr. Eva Ries, Akademische Rätin an der Universität Augsburg. „Ich bin sehr dankbar für den Rat und die Unterstützung, die mir meine Mentorin Dr. Ries als weibliches Vorbild in unseren wertvollen Gesprächen für meine aktuellen Projekte und zukünftigen Karriereschritte gegeben hat“, erklärt Egan, wie die solidarische Unterstützung ihr hilft.
Außerdem wurde das Coaching-Programm sowie das Onboarding-Programm für neuberufene Professorinnen etabliert. Und die KU investierte in ihre Familienfreundlichkeit. Auf dem Campus in Eichstätt und Ingolstadt wurden die sogenannten Kids-Boxen, mobile Kinderzimmer, eingerichtet. Für die im Semester liegenden Schulferien führte die KU ein Ferienprogramm ein, und in der Eichstätter Mensa gibt es mittlerweile eine Spielecke. Die Maßnahmen der familienfreundlichen Hochschule stehen allen Mitgliedern der KU unabhängig von ihrem Geschlecht offen.
Ich bin sehr dankbar für den Rat und die Unterstützung, die mir meine Mentorin Dr. Ries als weibliches Vorbild in unseren wertvollen Gesprächen für meine aktuellen Projekte und zukünftigen Karriereschritte gegeben hat.
Ich bin sehr dankbar für den Rat und die Unterstützung, die mir meine Mentorin Dr. Ries als weibliches Vorbild in unseren wertvollen Gesprächen für meine aktuellen Projekte und zukünftigen Karriereschritte gegeben hat.
- Martha Egan(Teilnehmerin am Mentoring-Programm, die gerade im Fachbereich Europastudien an ihrer Dissertation arbeitet)
Prof. Dr. Kathrin Schlemmer ist die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der KU
Federführend bei der Antragstellung für das Professorinnenprogramm war die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Schlemmer. Für sie war es wichtig, die erneute Bewerbung um Fördermittel sinnvoll vorzubereiten. Durch regelmäßige Evaluationen und Umfragen wurden die bestehenden Maßnahmen ausgewertet. Mit der Bewerbung für das Nachfolgeformat Professorinnenprogramm 2030 verfolgt die KU zwei Ziele: „Wir wollen einerseits die Gleichstellungsziele und -aktivitäten weiterentwickeln und andererseits die erfolgreichen Maßnahmen weiterführen, dafür ist die weitere finanzielle Förderung von entscheidender Bedeutung“, erläutert Schlemmer das Vorgehen. Die Erstellung des Gleichstellungskonzepts erfolgte in intensiver Zusammenarbeit der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten mit dem Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft, dem Bereich Akademische Karrieren am Zentrum für Forschungsförderung und der Stabsstelle Personalentwicklung und Weiterbildung. Das aktuelle Konzept, das die Grundlage für die Bewerbung um das Professorinnenprogramm bildet, beschlossen das Präsidium und der akademische Senat der KU im Sommer 2024 – es wird aktuell bereits umgesetzt. „Wir freuen uns sehr über die positive Bewertung unseres Gleichstellungskonzepts und auch über die breite Akzeptanz, die das Thema mittlerweile an der KU genießt. Beides ist Beweis für den Erfolg unserer Arbeit“, sagt Schlemmer.
Der Erfolg wird von einem ganzen Netzwerk aus Engagierten in allen Bereichen der KU und auch durch die umfassende Unterstützung durch die Hochschulleitung getragen. „Das Thema Gleichstellung ist für uns ein wichtiges Profilmerkmal“, erklärt Universitätspräsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien. „Für uns ist die Steigerung des Frauenanteils gerade in der Lehre keine Nebensache, sondern steht bei jeder Neubesetzung von Professuren im Fokus. Wir wissen, dass es nur gelingen kann, weitere neue Professorinnen zu gewinnen, wenn der Rahmen stimmt und wir in allen Bereichen kontinuierlich die Bedingungen für Frauen und Familien verbessern“. Nach der nun erfolgten Akkreditierung ist der nächste Schritt die Planung der nun möglichen drei Förderanträge. Diese sind daran gekoppelt, dass es der KU gelingt, weitere Erstberufungen von Professorinnen vorzunehmen.
Das Professorinnenprogramm 2030 wurde im November 2022 von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz beschlossen. Es baut auf den erfolgreichen bisherigen drei Programmphasen seit 2008 auf und wurde inhaltlich gestärkt. Ziel des Förderprogramms ist es, die Anzahl der Professorinnen in Richtung Parität dynamisch zu erhöhen, Nachwuchswissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Lebenszeitprofessur zu fördern und in der Wissenschaft zu halten sowie die Gleichstellung von Frauen und Männern an den Hochschulen strukturell zu verankern. Damit wird der notwendige Kulturwandel hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit an den Hochschulen nachhaltig gestärkt. Bund und Länder stellen für das Professorinnenprogramm 2030 insgesamt 320 Millionen Euro über eine Laufzeit von erstmalig acht Jahren zur Verfügung. Insgesamt konnten bisher 907 Professuren über das Professorinnenprogramm gefördert werden.