Eine achtköpfige Delegation der KU, darunter Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien, ist am Wochenende im Rahmen einer Audienz im Vatikan Papst Franziskus begegnet. Anlass war eine Konferenz des Netzwerks Uniservitate. Der weltweite Zusammenschluss katholischer Hochschulen verfolgt das Ziel, Service Learning (Lernen durch Engagement) zu verbreiten und institutionell zu verankern. Der Papst wies auf die Bedeutung dieser pädagogischen Methode hin, „mit der katholische Bildungseinrichtungen ihrem Namen gerecht werden“. Bildung und Wissen dürften nicht auf die Fähigkeiten des Verstandes reduziert werden. Es gelte sie vielmehr „durch die Geschicklichkeit fleißiger Hände und die Großzügigkeit eines leidenschaftlichen Herzens“ zu ergänzen.
Zu dem fünften Uniservitate-Symposium kamen an der LUMSA-Universität in Rom rund 250 Vertreterinnen und Vertreter von katholischen Universitäten aller Kontinente zusammen, die in dem von dem lateinamerikanischen Center for Solidary Service Learning (CLAYSS) geleiteten Projekt Uniservitate zusammenarbeiten. Am letzten Tag stand als Höhepunkt die Begegnung mit Franziskus in der Sala Clementina im Apostolischen Palast auf dem Programm, wo der Papst gewöhnlich größere Delegationen empfängt.
Franziskus rief die Teilnehmer dazu auf, eine Bildung zu fördern, die auf dem Kontakt mit der Realität und der „Kultur der Neugier“ basiert. Er warnte vor der Gefahr einer Globalisierung im Bereich der Bildung, die heutzutage viel zu oft politischen und wirtschaftlichen Interessen untergeordnet sei. Hinter einer solchen „Verflachung des Bildungsprogramms“ verbärgen sich „Formen ideologischer Konditionierung, die die Arbeit der Erziehung verzerren und sie zu einem Instrument für Ziele machen, die sich von der Förderung der Menschenwürde und der Suche nach der Wahrheit stark unterscheiden“, so der Papst. Service Learning fördere bei den Studierenden durch das Engagement in sozialen Projekten „ein Gefühl der gemeinschaftlichen Verantwortung“, betonte Franziskus. Ziel müsse es sein, Bildungsprojekte zu fördern, „die Studenten mit der Realität in Kontakt bringen“, damit sie durch ihre Erfahrungen zur Verbesserung der Welt beitragen können. „Wir können die Welt nicht verändern, wenn wir nicht die Bildung verändern.“
Ein besonders gelungenes Beispiel für ein solches von Papst Franziskus unterstütztes Bildungsprojekt wurde zuletzt auch an der KU durchgeführt. Im Vordergrund stand die sprachliche Förderung von Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Studierende konzipierten Unterrichtseinheiten und erprobten ihre Materialien an drei Grundschulen in Eichstätt und in Adelschlag. Geleitet wurde das Seminar von der Grundschullehrerin Kristina Löblein, die zurzeit vom Schuldienst beurlaubt ist und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der KU arbeitet. Für das Projekt erhielt Löblein den „Global Award“ des Uniservitate-Netzwerks – und durfte nun an der Konferenz samt Begegnung mit dem Papst teilnehmen.
„Die Tage in Rom waren kein normales wissenschaftliches Symposium, sondern wie ein Treffen unter guten Freuden“, schwärmte Löblein am Tag nach der Rückkehr. Mit welcher Leidenschaft auch die anderen Konferenzteilnehmer ihre Projekte durchführten und präsentierten – „immer mit dem Ziel, Bildungsprozesse und damit die Gesellschaft durch nachhaltiges Engagement zu verändern“ – habe sie beeindruckt. Der Austausch und die Vernetzung mit anderen katholischen Universitäten sei unglaublich bereichernd gewesen, sagte Löblein. „Dass Sprache den Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe bildet, war in all den Tagen mehr als deutlich zu spüren.“
Mit dabei in der KU-Delegation war auch Verona Pircher, die im Masterprogramm Psychologie studiert. Pircher hatte im Rahmen des interdisziplinären Lehrmoduls „Studium.Pro“ an dem Projekt zur Sprachförderung von Grundschulkindern mitgearbeitet. Bei der Konferenz stellte sie das preisgekrönte Eichstätter Projekt vor. „Diese internationale Gemeinschaft hat mir gezeigt, wie bedeutend der gemeinsame Einsatz für gesellschaftliche Themen über Länder- und Sprachgrenzen hinweg ist und wie stark uns gemeinsame Werte und Ziele verbinden“, sagte Pircher im Nachgang der Preisverleihung. Die persönliche Begegnung mit dem Papst sei natürlich „ein unvergessliches Erlebnis“ gewesen. „Als ich ihm sagte, dass ich von der KU komme, haben seine Augen aufgeleuchtet und er erzählte mir, dass er selbst schon in Eichstätt gewesen ist. Diese persönliche Verbindung hat unserem kurzen Austausch über das Projekt und meinen Studiengang eine besondere Tiefe verliehen“, so Pircher.
Alle acht Eichstätter Teilnehmer des Symposiums hatten die Gelegenheit, persönlich mit dem Papst einige Worte zu wechseln. KU-Präsidentin Gabriele Gien führte die Delegation an und überbrachte Franziskus nicht nur Grüße der Universität, die ein argentinischer Jesuitenpater namens Jorge Bergoglio im Jahr 1986 besucht hatte. Gien überreichte dem Papst als Geschenk auch einen Kunstdruck aus dem „Hortus Eystettensis“, dem berühmten Pflanzenbuch aus Eichstätt. Zu der Gruppe gehörten daneben Christiane Hoth de Olano und Olha Mykhailyshyn, die an der KU das Projekt Uniservitate koordinieren. Dabei hat die KU als „Hub“ eine Koordinierungsfunktion für die Zusammenarbeit von Hochschulen in Zentral- und Osteuropa sowie im Nahen Osten. Zu diesem regionalen Netzwerk zählen die Katholische Universität in Lviv in der Ukraine, die Universität in Bethlehem und die John Paul II Catholic Universität im polnischen Lublin.
Weitere Mitglieder der Eichstätter Gruppe waren Prof. Dr. André Habisch, der an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Christliche Sozialethik lehrt, Prof. Dr. Simone Birkel von der School of Transformation and Sustainability sowie die wissenschaftliche Mitarbeiterin Ann-Kathrin Bremer von der Professur für Geographiedidaktik und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Alle drei hatten ebenfalls Lehrprojekte im Bereich Service Learning konzipiert und umgesetzt. Birkel bot beispielsweise gemeinsam mit Studierenden der Religionspädagogik eine Festivalseelsorge beim Eichstätter „Open-Air am Berg“ an. Auch dafür nahm Birkel in Rom einen Preis entgegen. Die Begegnung mit Franziskus nutzte die Professorin, um den Papst auf neue Studienformate hinzuweisen, die an der KU die gesellschaftliche Transformation in den Blick nehmen. Birkel ist nach der Konferenz noch mehr davon überzeugt: „Service Learning ist eine hervorragende Möglichkeit, Gesellschaftsgestaltung in den Bereichen Nachhaltigkeit und Pastoral mit dem Engagement der Studierenden und den individuellen Lernprozessen zu verknüpfen.“
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