Die Präsidentin der KU, Prof. Dr. Gabriele Gien, würdigt die großen Verdienste von Bernhard Sutor für die Universität. Dieser habe sich immer auf das Engste mit der KU verbunden gefühlt. „Bernhard Sutor hat die Entwicklung der Universität über Jahrzehnte begleitet und geprägt – begonnen bereits vor der Gründung der KU 1980, über die Aufbaujahre bis hin zu ihrer Etablierung als in Forschung und Lehre ausgewiesene Universität.“ Auch noch im hohen Alter habe er regelmäßig an akademischen Veranstaltungen teilgenommen, nicht nur am Dies Academicus, sondern auch an Vortragsreihen, wo er sich lebhaft an wissenschaftlichen Diskussionen beteiligte und so die Studierenden und Fachkollegen noch Jahre nach seiner Emeritierung von seiner Fachexpertise profitieren ließ.
An die KU war Sutor 1978 berufen worden – als Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der Politischen Bildung und Sozialkunde an der Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät. 1985 erfolgte die Erweiterung des Lehrstuhls um das Themengebiet Christliche Soziallehre. Von 2005 bis 2007 leitete Sutor das Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG). Viele seiner Publikationen und Beiträge aus den Bereichen Politikwissenschaft, Sozialethik und Christliche Soziallehre prägten die wissenschaftlichen Debatten und wurden zu viel zitierten Standardwerken.
Prof. Dr. Klaus Stüwe, Vizepräsident der KU und als Politikwissenschaftler ein Schüler von Bernhard Sutor, würdigt den Verstorbenen als einen der einflussreichsten deutschen Politikdidaktiker und bedeutenden katholischen Sozialethiker: „Professor Sutor war eine prägende Persönlichkeit für die Katholische Universität und ein herausragender Wissenschaftler, ein scharfer analytischer Denker und zugleich ein überzeugter Katholik, der sich wie kaum ein anderer für seine Kirche engagierte.“ Als Politikdidaktiker habe er sich höchstes wissenschaftliches Renommee erworben. Seine didaktische Position fehle in keiner Überblicksdarstellung zur politischen Bildung. Sutor sei einer der wenigen – vielleicht sogar der einzige –, der aus dem Verständnis der Politikwissenschaft als einer „praktischen Wissenschaft“ heraus eine didaktische Konzeption für den politischen Unterricht entwickelt habe. „Er zeichnete sich insbesondere auch dadurch aus, dass seine Konzeption nicht Theorie blieb, sondern Eingang in Schulen gefunden hat.“ Hinzu kamen bedeutende sozialethische Arbeiten. Bernhard Sutor gelte als einer der profiliertesten Kenner der katholischen Soziallehre, an deren Entfaltung er in den vergangenen Jahrzehnten tatkräftig mitgewirkt habe, so Klaus Stüwe. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen, darunter sein Buch „Politische Ethik – Gesamtdarstellung auf der Basis der Christlichen Gesellschaftslehre“ von 1991, wurden zu Standardwerken.
Seine Forderung, man müsse als Katholik politischer werden, lebte Bernhard Sutor über viele Jahre durch persönliches Engagement vor. Er wirkte in verschiedenen Gremien und Institutionen des kirchlichen Lebens, etwa als langjähriges Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Von 1986 bis 1994 war er Vorsitzender des Diözesanrats im Bistum Eichstätt und von 1993 bis 2001 Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern.
Bernhard Sutor wurde am 11. April 1930 Waldböckelheim in der Pfalz geboren. Nach dem Abitur studierte er von 1949 bis 1955 an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz sowie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Er legte 1956 sein erstes Staatsexamen für das Höhere Lehramt mit den Fächern Latein, Geschichte, Philosophie und Theologie ab, 1957 folgte das zweite Staatsexamen für den Höheren Schuldienst des Landes Rheinland-Pfalz. Nach einer Tätigkeit als Assessor wechselte er an das Abendgymnasium des Bischöflichen Konvikts in Mainz und später ans Mainzer Ketteler-Kolleg. 1965 wurde er in Mainz mit einer Arbeit über den Zusammenhang von Geschichtsphilosophie und Politik bei Karl Jaspers promoviert. Als Studiendirektor arbeitete Sutor an der Erneuerung der Lehrpläne und in der Lehrerfort- und -weiterbildung in Rheinland-Pfalz mit. Ein Lehrauftrag führte ihn zunächst an die Universität Mainz, ehe er 1978 einen Ruf nach Eichstätt erhielt.
Für sein Wirken in Wissenschaft und Gesellschaft wurde Bernhard Sutor 1997 mit dem Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 2001 mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Die Katholische Universität verlieh ihm 2018 die Ehrensenatorwürde als höchste Auszeichnung der Universität. „Wir werden Bernhard Sutor ein ehrendes Andenken bewahren“, so Präsidentin Gabriele Gien.
Das Requiem findet am Donnerstag, 15. Februar 2024 um 13 Uhr in der Schutzengelkirche in Eichstätt statt, die Beisetzung um 15 Uhr auf dem Friedhof in Nassenfels.