KU vereinbart in Uganda Kooperationen und Projekte im Bildungsbereich

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt will ihre Aktivitäten in Afrika im Bereich von Forschung- und Transferprojekten verstärken. Dazu wird die KU ihre Zusammenarbeit mit örtlichen Partnern im Bildungsbereich intensivieren. Vor wenigen Tagen hat eine Delegation der Universität unter Leitung von Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien im Rahmen einer Reise nach Uganda ein Dutzend Schulen und Hochschulen des zentralafrikanischen Staates besucht und Kooperationen vereinbart.

Für die Lehrerinnen und Lehrer der staatlichen St. James Primary School in der Hauptstadt Kampala ist es ein freudiges Wiedersehen, als die zwölfköpfige Gruppe der KU das Schulgelände betritt. Von den Kindern werden die Besucher stürmisch begrüßt und neugierig umlagert. Dabei sind Gäste aus Deutschland an dieser Schule gar nicht selten. Seit sieben Jahren pflegt die KU eine Partnerschaft mit der Grundschule. Erst vor einem halben Jahr haben dort wieder zwei Studentinnen, die Lehramt in Eichstätt studieren, ein dreiwöchiges Praktikum absolviert und Unterrichtserfahrung unter speziellen Bedingungen gesammelt: einfachste Klassenzimmer, oft mehr als hundert Kinder in einem Raum, die meisten aus ärmsten Verhältnissen. Die Eltern zahlen umgerechnet 100 Euro Schulgeld pro Jahr, dazu zwei Kehrbesen und Toilettenpapier.

Der Unterricht an der St. James Primary School besteht meist darin, dass die Kinder im Chor einen Text ablesen, den der Lehrer zuvor an die Tafel geschrieben hat. Ein individueller, auf die Schwächen der Einzelnen eingehender Unterricht ist bei solchen Klassengrößen kaum möglich. Solche erschwerten Bedingungen der Schulbildung waren für KU-Präsidentin Gabriele Gien ein Grund, weshalb sie 2011 die erste Kooperation in Afrika startete und das Bildungsprojekt „KUganda – The Challenge of Education in Uganda“ ins Leben rief. „Unsere Studierenden bekamen die Möglichkeit, Schule aus einer ganz anderen Perspektive, außerhalb der gut situierten Bedingungen in Europa, kennen zu lernen. Sie konnten vor Ort erleben, dass ohne ausreichend qualifizierte Lehrkräfte eine Weiterentwicklung von Schülern kaum erreicht werden kann“, erläutert Gien. Doch nicht nur die Studierenden der KU sollten von der Kooperation profitieren. Die Universität engagiert sich auch im Bereich der dringend benötigten Lehrkräfteausbildung. „Unser Ziel war es von Anfang an, durch Workshops mit Dozierenden und Lehramtsstudierenden unserer Universität sowie mit Lehrkräften aus Uganda gemeinsam an Konzepten zu arbeiten, die die Bildungssituation vor Ort berücksichtigen“, so Gien.

Nun möchte die KU ihre Aktivitäten in Afrika verstärken. Im Herbst 2017 haben die Hochschulleitung und Bundesentwicklungsminister Gerd Müller eine Vereinbarung über eine Zusammenarbeit der KU und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterzeichnet. Derzeit werden die Details zu gemeinsamen Projekten auf dem afrikanischen Kontinent besprochen – erst am 25. Oktober besuchten dazu Vertreter der KU das Ministerium in Bonn. „Das Engagement im Bildungsbereich in einem Entwicklungsland ist uns als katholische Universität ein besonderes Anliegen, um die Region langfristig zu stärken und funktionierende Strukturen zu schaffen“, erklärt Gien.

Den Fokus der Afrika-Aktivitäten will die KU aufgrund der schon bestehenden Kooperationen auf Uganda legen. Daher reiste KU-Präsidentin Gien Anfang Oktober mit Professoren aus verschiedenen Fachbereichen sowie Mitarbeitern aus dem Leitungsstab nach Kampala. Zunächst standen Besuche an Schulen auf dem Programm – neben der staatlichen St. James Grundschule auch Einrichtungen, die von privaten Organisationen getragen werden. Hier sind die Unterrichtsbedingungen – auch dank finanzieller Unterstützung aus dem Ausland – meistens besser. So wurde mit der GEMS Cambridge International School eine Kooperation vereinbart, sodass dort künftig jährlich bis zu vier Studierende der KU Praktika absolvieren können. Die Privatschule bietet exzellente Lernbedingungen was die Ausstattung oder Klassengrößen mit 15 Schülern anbelangt. Allerdings zahlen die Eltern bis zu 19 000 Dollar Schulgeld pro Jahr. Mit den extremen Kontrasten zwischen Armut und Reichtum wurde die Delegation aus Eichstätt während ihres Aufenthaltes immer wieder konfrontiert.

Eine langjährige Partnerschaft pflegt die KU mit den Luigi Giussani Schulen – einer Primary School und High School, die dank einer Initiative von Müttern aus den Slums von Kampala errichtet werden konnten und von katholischen Organisationen aus Deutschland und Italien unterstützt werden. Angeschlossen ist auch ein Weiterbildungsinstitut für Lehrkräfte. Bei einer Graduiertenfeier durfte KU-Präsidentin Gien als Ehrengast an der Zeugnisverleihung mitwirken. Mit dem Institut wurden unter anderem gemeinsame Programme zur Lehrerfortbildung vereinbart.

Erstmals nahm die KU Beziehungen auf zu einem Schulprojekt im Bezirk Masaka, rund 150 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kampala. Dort werden mit Unterstützung eines Vereins aus Remscheid ein Waisenhaus, eine Grundschule, eine High School und eine Berufsschule betrieben. Gerade in den ländlichen Gebieten Ugandas ist die Unterstützung im Bildungsbereich wichtig. Die flächendeckende Versorgung mit Schulen stellt ein großes Problem des Landes dar – der Weg in den nächsten Ort mit einer Schule ist für viele Kinder zu weit. Hinzu kommt, dass sich viele Eltern das Schulgeld nicht leisten können oder ihre Kinder in der heimischen Landwirtschaft mitarbeiten müssen. Nach Zahlen der ugandischen Regierung hatten 2015 mehr als die Hälfte der Menschen des Landes zwischen 15 und 30 Jahren keinen vollständigen Grundschulabschluss erworben oder gar keine Schulbildung genossen. Nur ein Fünftel hatte eine weiterführende Schule besucht, gerade einmal drei Prozent eine Hochschule.

Die staatliche Makerere University in Kampala ist mit 40 000 Studierenden die größte Hochschule des Landes. Mit der Makerere hat die KU bereits 2014 einen Kooperationsvertrag geschlossen. Bislang konzentrierte sich die Zusammenarbeit auf den Studierendenaustausch: Auch dieses Semester verbringen zwei Studentinnen aus Eichstätt in Kampala. Einen Tag lang besuchte die KU-Delegation die Makerere University. In Gesprächen mit der Hochschulleitung wurden Themen und Formate einer Zusammenarbeit in Forschungs- und Transferprojekten besprochen. Prof. Dr. Thomas Setzer von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der KU führte einen Workshop mit Studierenden aus dem College of Computing and Information Science durch. Dabei entwickelten die Teilnehmer Geschäftsmodelle, die auf der Nutzung von Internettechnologien aufbauen.

Einen weiteren Tag verbrachte die Delegation an der Uganda Martyrs University in Nkozi, etwa 80 Kilometer südwestlich von Kampala. Die katholische Hochschule wird von der Bischofskonferenz von Uganda getragen und hat hinsichtlich ihrer Größe (rund 5000 Studierende), ihrer Fächerstruktur und ihres grünen Campus viele Gemeinsamkeiten mit der KU. Vice Chancellor Prof. John C. Maviiri und KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien unterzeichneten eine Grundsatzvereinbarung über eine Zusammenarbeit. Beide katholische Universitäten wollen nun Studenten- und Dozentenaustauschprogramme sowie Projekte in Forschung und Transfer entwickeln.