KU würdigt ausgezeichnete Leistungen in Forschung und Lehre

Jedes Jahr werden am Dies Academicus der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) herausragende wissenschaftliche Leistungen, Abschlussarbeiten und innovative Lehrprojekte mit Preisen von Stiftern und Förderern der KU ausgezeichnet. Zwar ist es in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie keine öffentliche Veranstaltung möglich gewesen, um die Auszeichnungen persönlich zu überreichen. Doch dies soll nicht die Leistungen der Preisträgerinnen und Preisträger schmälern, deren Einreichungen von mehreren Auswahlgremien gewürdigt worden sind.

Mit dem Preis der Eichstätter Universitätsgesellschaft für die beste Habilitation 2020 wird Privatdozent Dr. theol. Christian Handschuh ausgezeichnet. Seine Habilitationsschrift – betreut von Prof. Dr. Bernward Schmidt (Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte) – trägt den Titel „Die Bibel als kulturelles Gedächtnis. Die katholische Bibelbewegung 1900-1960“. Er zeichnet darin die Geschichte der Bibelbewegung von ihren Anfängen und Rahmenbedingungen im 19. Jahrhundert bis zum Vorabend des Zweiten Vatikanischen Konzils nach. Handschuh beschäftigte sich dazu insbesondere mit den Akten des Katholischen Bibelwerks Stuttgart sowie einer großen Masse „grauer Literatur“, um Aussagen über im Untersuchungszeitraum weit verbreitete katholische Bibelverständnisse treffen zu können. Mit seiner Arbeit schließt Handschuh eine Lücke in der Katholizismusforschung. Seit 2018 vertritt Handschuh den Lehrstuhl für Kirchengeschichte und christliche Identitäten an der Universität Passau.

Dr. Anna Vogel erhält den Preis der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt für die beste Dissertation. Ihre ausgezeichnete Arbeit trägt den Titel „Entwicklungsangepasste Interventionsforschung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Posttraumatischer Belastungsstörung. Von der Rekrutierung bis zur Behandlung“. Es handelt sich dabei um eine kumulative Arbeit, bestehend aus drei Einzelpublikationen und einem Rahmenpapier. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Rita Rosner (Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie). Die drei englischsprachigen Publikationen befassen sich mit der Behandlung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung – überwiegend in Folge von Misshandlung bzw. Missbrauch – leiden. Vogels Arbeit ist damit in zwei anspruchsvollen und zugleich hochrelevanten Bereichen angesiedelt: Einerseits im Bereich der Psychotherapieforschung, die sich insbesondere aufgrund der praktischen (klinischen) Gegebenheiten zeitlich sehr aufwändig gestaltet. Andererseits im Bereich der Transitionsforschung, bezogen auf den Übergang zwischen Jugend- und Erwachsenenalter. In dieser Altersgruppe herrscht ein verstärkter Bedarf an Versorgung, diese wird jedoch durch die strikte Unterteilung des Gesundheits- und Rechtssystems in Kindheit/Jugend einerseits und Erwachsenenalter andererseits deutlich erschwert.

Der Preis der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte für die beste Masterarbeit 2020 geht an Kerstin Hartnagel. Sie beschäftigte sich mit dem Thema „Die Verstehbarkeit des Mittelhochdeutschen durch Sprecher/-innen des Gegenwartsdeutschen“ und wurde von Prof. Dr. Sebastian Kürschner betreut (Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft). Hartnagel geht der didaktisch spannenden Frage nach, wie hoch der selbsterklärende Anteil bei Lektüre mittelhochdeutscher Texte ist und wie viel bzw. was zusätzlich vermittelt werden muss. Die Arbeit füllt eine Forschungslücke, fehlte es doch bislang an empirisch unterfütterten Einsichten in die Höhe der Verstehbarkeit des Mittelhochdeutschen. Als Methode nutzte Hartnagel eine internetbasierte schriftliche Befragung, bei der ein mittelhochdeutscher Text sowie zehn isolierte Einzelwörter in ihrer Verstehbarkeit getestet wurden.

Einen Preis der Maximilian-Bickhoff-Universitätsstiftung für besondere Leistungen im Studium erhält Jakob Rom für seine Masterarbeit „Zwischen Land und Meer: Eine (halb-) automatisierte Klassifizierung und Prozessierung von LiDAR-Daten zur Detektion potentieller archäologischer Fundstellen zum bronzezeitlichen Zedernholzhandel in der Chekka-Region (Libanon)“. Betreut durch Privatdozent Dr. Florian Haas vom Lehrstuhl für Physische Geographie arbeitete Rom transdisziplinär zwischen Archäologie und Physischer Geographie. Zusammen mit weiteren Partnern war er an der ersten wissenschaftlichen Laservermessung mittels Helikopter im Libanon beteiligt. Aus den erhobenen Daten fertigte er nicht nur ein hochgenaues Geländemodell an, sondern ermittelte mithilfe eines eigens entwickelten Modells mögliche Fundorte bronzezeitlicher Siedlungen und rekonstruierte antike Handelsrouten. Die Ergebnisse seiner Masterarbeit erlauben es Archäologen, zielgerichtete Feldkampagnen vor Ort durchzuführen und potentiell neue Ausgrabungsstellen in einer Region zu finden, die schon seit Beginn der Siedlungsgeschichte des Menschen Knotenpunkt verschiedener Kulturen war.

An Fabienne Karl geht ein weiterer Preis der Maximilian-Bickhoff-Universitätsstiftung. Diesen erhält sie für ihre Bachelorarbeit „Bilderwelt in Miniatur: Die römischen Gemmen aus Ruffenhofen und Umgebung“. Gemmen mögen für viele kein geläufiger Begriff sein, und auch für manche Archäologen sind diese Schmucksteine nicht besonders gut greifbar. Für die Antike sind sie dennoch nicht in ihrer Bedeutung zu unterschätzen. In ihrer Bachelorarbeit, die von der KU-Archäologin Jun.-Prof. Dr. Nadin Burkhardt betreut wurde, arbeitete Fabienne Karl den kleinen Fundus an Gemmen des LIMESEUM in Ruffenhofen auf. Insbesondere hat sie die kleinen Darstellungen auf den Edelsteinen untersucht. Die Aufarbeitung der Gemmen ermöglicht ein ausgeprägtes Verständnis von der damaligen Wirkung einzelner Motive und kann somit auf den Menschen selbst Bezug nehmen.

In diesem Jahr erhält Deniz Göktürk den Preis der Förderstiftung der Brauerei Fritz Gutmann für Abschlussarbeiten zum Thema Nachhaltigkeit. Seine Bachelorarbeit trägt den Titel „Die Umsetzung der Sustainable Development Goals im Bereich Accounting“, Betreuer war Prof. Dr. Max Göttsche (Lehrstuhl für ABWL, Controlling und Wirtschaftsprüfung). Göktürk untersucht in seiner Arbeit, wie die SDGs erfolgreich in das Rechnungswesen eines Unternehmens implementiert werden können. Zudem befasst er sich mit den daraus resultierenden Vorteilen und Herausforderungen für Unternehmen. Seine umfassende Literaturanalyse ergänzte er mit qualitativen Experteninterviews mit acht Sustainability-Managern aus DAX- und MDAX-Unternehmen. Mit dieser praxisnahen Bachelorarbeit zeigt Göktürk auf, wie sich internationale politische Nachhaltigkeitsziele mit dem finanziellen Herzstück von Unternehmen vereinen lassen.

Die Maximiliana-Kocher-Stiftung zeichnet Maria Theresa Weidinger für ihre mediävistische Bachelorarbeit zum Thema „Vermächtnisse der Salzburger Jenseitsvorsorge aus dem Spätmittelalter“ aus. Betreut wurde sie von Prof. Dr. Thomas Wetzstein (Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte). Weidinger hat für ihre Arbeit eine umfangreiche handschriftliche Überlieferung erschlossen. Dabei handelt es sich um Testamente aus den Jahren 1363 bis 1511 aus dem Archiv der Erzabtei St. Peter (Salzburg), die damit erstmals erschlossen und interpretiert wurden. Die in lateinischer und frühneuhochdeutscher Sprache verfassten Texte wurden von ihr quellenkritisch bewertet sowie einer umfassenden inhaltlichen Analyse unterzogen. Ihre Befunde auf der Grundlage einer akribischen Interpretation, die ein hoch entwickeltes historisches Fachwissen zeigt, ergänzen die bisherigen Forschungen zur spätmittelalterlichen Jenseitsvorsorge aus einer regionalen Perspektive.

Der DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender geht 2020 an Yanan Liu. Geboren wurde Yanan Liu 1993 in Peking, in China studierte sie zunächst Germanistik und kam zu einem Auslandssemester nach München. Dort wuchs ihr Wunsch, in Deutschland Wirtschaft zu studieren. Von 2016 bis 2020 absolvierte Yanan Liu an der WFI den Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt International Management. Ihren Dozierenden fiel sie dabei als engagierte, teamorientierte Studentin mit überdurchschnittlichen fachlichen Leistungen sowie einem außergewöhnlich guten Verständnis auch komplexer Zusammenhänge auf. Im Rahmen des Erasmus-Programms verbrachte sie ein Semester im italienischen Mailand. Während Ihres Studiums engagierte sich Yanan Liu in verschiedenen Studierendenorganisationen an der KU wie dem Chor der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der KU „IN Voices“.

Mit dem Preis für Gute Lehre in der Kategorie „KU-Profil" werden Dr. Jonas Schützeneder und Michael Graßl, beide wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl Journalistik I, für ihr Lehrprojekt „Aktuelle Medienentwicklung: Podcast & Storytelling" ausgezeichnet. Besonders bemerkenswert an diesem Seminar war die Verknüpfung von Theorie und Praxis, aber auch die Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern aus der Region. Das gesamte Sommersemester 2020 über arbeiteten die Studierenden in Zweierteams an eigenen Podcast-Folgen. Als Oberthema hatten Schützeneder und Graßl die Geschichte der Stadt und der Region Eichstätt festgelegt. Die spezifische Themensuche, Recherche und Gestaltung der Podcasts – sowie die Pressearbeit über das eigene Projekt – lagen dann wieder in den Händen der Studierenden. Die Ergebnisse finden sich auf www.eichstaett-podcast.de.

Prof. Dr. Thomas Hoffmann, Inhaber des Lehrstuhls für Englische Sprachwissenschaft, und Dr. Thomas Brunner, Akademischer Rat am selben Lehrstuhl, erhalten den Preis für Gute Lehre in der Kategorie „Innovation“. Ausgezeichnet werden sie für drei Seminare und eine Konferenz im Rahmen des Moduls „Language Structure and Language Use“. Dessen Ziel ist es, Studierende mit Ansätzen der modernen Linguistik vertraut zu machen. Dazu können sie eines der Seminare „Construction Grammar“, „Cognitive Morphology“ und „Cognitive Semantics“ besuchen, die je exemplarisch einen Teilbereich der Linguistik behandeln. Was die Teilnehmer der anderen Seminare beschäftigt, bekommen sie normalerweise nicht mit. Hoffmann und Brunner änderten das radikal, indem sie die Studierenden aller Seminare im innovativen Konferenzformat „Cognitive Linguistics in Context“ zusammenbrachten und den Austausch zwischen den Kursen gezielt förderten. Die Mittel: Ein „Schneeballprinzip“ für Kurzreferate und der Linguistik-Experte Noam Chomsky (gespielt von Hoffmann) als Gegner bei der Podiumsdiskussion.

Dr. Sandra Stadler-Heer wird mit dem Preis für Gute Lehre in der Kategorie „Sonderpreise für den vorbildlichen Umgang mit digitaler Lehre“ für ihre „Begleitkurse zum studienbegleitenden Praktikum Englisch“ ausgezeichnet. Stadler-Heer ist Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Professur für Didaktik der Englischen Sprache und Literatur. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie machte sie im Sommersemester 2020 „distance teaching“ als innovatives Lehr- und Prüfungsformat zum Fokus ihrer Kurse. Unter anderem wurden interaktive Selbstlernmaterialien für Schülerinnen und Schüler erstellt sowie interaktive Mikrofortbildungen von Studierenden für Studierende und für erfahrene Lehrkräfte konzipiert. Um die Durchführung der Begleitkurse und die Praxiserfahrung im Unterrichten für die Studierenden zu gewährleisten, nutzte Stadler-Heer eine Vielzahl interaktiver Webtools zur Organisation und Planung von virtuellem Unterricht. Auch die Praktikumslehrkräfte wurden von Stadler-Heer in der Handhabung der Technik geschult und in die didaktischen und methodischen Besonderheiten von virtuellen Unterrichtsräumen eingeführt.

Ein weiterer Sonderpreis für den vorbildlichen Umgang mit digitaler Lehre geht an Dr. Klaus Lutter, Christina Gscheidl und das Team des Sportzentrums der Universität für die „Sportsonderkurse“ im vergangenen Sommersemester. Lutter ist Leiter der Facheinheit Sport, Gscheidl ist Akademische Rätin. Trotz der Corona-Pandemie schafften es die beiden, durch ein innovatives Konzept das Pflichtmodul „Sportsonderkurse“ für die Lehramtsstudierenden anzubieten. Zu Semesterbeginn konnten die Studierenden ihre Kenntnisse und ihre Fitness durch Online-Angebote ausbauen. Nachdem die Auflagen für Präsenzlehre gelockert wurden, entwickelten Lutter und Gscheidl mit ihren Kolleginnen und Kollegen ein umfangreiches Hygiene- und Arbeitskonzept, um die notwendige praktische Umsetzung der Sportsonderkurse zu ermöglichen. So war es den Studierenden möglich, ihr Pflichtmodul und sogar Staatsexamensprüfungen zu den jeweiligen Kursen zu absolvieren. Ein Alleinstellungsmerkmal für die KU: Sie war bayernweit die einzige Universität, die im Juli sportpraktische Prüfungen anbot.

Maria Bartholomäus, Leiterin des Teams Wissenstransfer im Projekt „Mensch in Bewegung”, erhält den Transferpreis in der Kategorie „Wissensmanagement” für ihr außerordentliches Engagement im Rahmen der „Kleine-Fächer-Woche” an der KU. Diese Veranstaltungswoche fand – koordiniert durch die Preisträgerin – mit Förderung der Hochschulrektorenkonferenz im Januar an der KU statt. Dabei widmete sich die Reihe eher unbekannten Fachbereichen und dem Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Unter dem Oberthema „Andere Zeiten | Andere Räume” fanden gut 20 Einzelveranstaltungen statt. Besondere Höhepunkte waren u.a. eine „Wissensarena” in der Diskothek Dasda, in der Bürgerinnen und Bürger ihre Fragen an Forschende stellen konnten, ein Science Café mit dem Thema „Von Lateinamerika lernen. Erfahrungen im Umgang mit Populismus“ im Kantinchen, sowie ein Filmforum zum Thema „Vielfalt der Zeiten” im Filmstudio Eichstätt.

In der Kategorie „Wissenschaftskommunikation” geht der Transferpreis in diesem Jahr an Frederica Janotta, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement, für Ihre Arbeit im Kontext des Forschungsprojekts „SAVe”. Dieses ist ein vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördertes Verbundprojekt mit Partnern wie u.a. Audi, der THI und der Stadt Ingolstadt, das sich der Mobilität von morgen widmet. Frederica Janotta beschäftigt sich in ihrem Teilprojekt mit der Akzeptanz von autonomem Fahren aus der Perspektive von Autofahrern und Fußgängern. Ihr Ziel ist es, dieses sehr komplexe, technische Thema einem breiten Publikum zu vermitteln. Dieser Transfer in die Gesellschaft ist Frederica Janotta und ihrem Team vor allem durch das Projekt „fahrerlos” gelungen, eine interaktive Ausstellung zu Fragestellungen rund um automatisiertes und vernetztes Fahren. Janotta richtete diese als interaktives Schaufenster in einem ehemaligen Ladengeschäft in der Ingolstädter Fußgängerzone ein. Ziel des Schaufensters war es explizit den gesellschaftlichen Dialog zum autonomen Fahren in der Region Ingolstadt und darüber hinaus zu fördern.

Den Transferpreis in der Kategorie „Ehrenamtliches Engagement“ erhält Helen Zeidler für ihr herausragendes Engagement im Rahmen der Initiative „Familien in der Krise”. Zeidler ist nicht nur wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Mikroökonomik von Prof. Dr. Alexander Danzer, sondern auch Mutter von zwei Kindern. So spürte sie die besonderen Belastungen im vergangenen Jahr in der eigenen Familie und realisierte bald – jenseits der persönlichen Betroffenheit – die gesellschaftliche Relevanz dieses Themas. Im Mai 2020 gründete Helen Zeidler daher als Reaktion auf die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten die bayerische Landesgruppe der deutschlandweit agierenden Initiative „Familien in der Krise”. Mit „Familien in der Krise” kämpft Zeidler für die Rechte von Kindern und Familien sowie Bildungsgerechtigkeit in Deutschland. Die Wirkung der Arbeit von Zeidler und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern ist schon jetzt deutlich sichtbar: Familien und Kinder bekommen in der Berichterstattung deutlich mehr Präsenz, die Initiative „Familien in der Krise” ist allein in Bayern auf 100 Mitglieder gewachsen und wird auch von der Politik als Expertenstimme kontaktiert.