Kulturelle Identität von Geflüchteten mit Archäologie stärken

Mit dem Archäologen Professor Dr. Thomas Maria Weber-Karyotakis war vor kurzem ein Wissenschaftler an der KU zu Gast, der auf außergewöhnliche Weise seine wissenschaftliche Arbeit mit kultureller Bildung für Geflüchtete verbindet. Auf Einladung von Prof. Dr. Nadin Burkhardt (Juniorprofessorin für Archäologie) berichtete Weber-Karyotakis an der Universität über seine aktuellen Projekte in Jordanien.

Dort hat er mit der Gerda Henkel-Stiftung ein Kulturzentrum in Um al-Jimal errichtet. Zusammen mit dem jordanischen Archäologen Muafak Hasar sowie dem syrischen Englisch-Lehrer Ahmed Beikram bietet er sowohl für syrische Flüchtlingskinder als auch jordanische Kinder Wochenendkurse an, bei denen sie gemeinsam die historischen Hinterlassenschaften ihrer Heimatregion entdecken und schätzen lernen. So möchten sie die Kinder zusammenbringen und ihr Bewusstsein wecken, wie reich die Region und Heimat an Kulturschätzen ist. Jordanien ist ein von Geschichte durchdrungenes Land mit einem reichen und vielfältigen kulturellem Erbe. Das Heilige Land beiderseits des Jordan ist die Wiege der drei großen Religionen Christentum, Judentum und Islam. „Das kulturelle Erbe leistet in Jordanien einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität und zur Entwicklung und zum Wohlstand der verschiedenen Regionen des Landes, deshalb spielt die archäologische Forschung vor Ort in verschiedenen Bereichen eine wichtige Rolle“, erklärt Gastgeberin Nadin Burkhardt.

Weber-Karyotakis hat derzeit eine DAAD-Professur an der deutsch-jordanischen Universität in Amman inne und war zuvor viele Jahre an der staatlichen jordanischen Universität tätig. Land und Leute sind ihm vertraut, sein Kernbereich sind die römischen Altertümer in Jordanien und Syrien. Weber-Karyotakis hat neben Klassischer Archäologie auch Alte Geschichte, Byzantinistik und frühchristliche Kunstgeschichte in Mainz, Bonn und Oxford studiert, bereiste als Stipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts nach seiner Promotion den Mittelmeerraum und wurde danach Referent am DAI in Damaskus. Seine Ausgrabungen und andere Feld­forschungen führten ihn in den Jemen, nach Syrien, nach Saudi-Arabien, nach Libyen und nach Jordanien. Er lehrte in Mainz, Paris, Damaskus und Amman an den Universitäten.

Sein Aufenthalt diente auch der Vorbereitung eines Grabungs- und Forschungsprojektes im jordanischen Gerasa, wo Prof. Dr. Gerhard Zimmer und Juniorprofessorin Dr. Nadin Burkhardt (beide KU) gemeinsam mit ihm eine kaiserzeitliche Bronzewerkstatt in der Portikus des Zeus-Tempels untersuchen wollen.