Fellmeths Nachfolgerin betont, dass die Ikone die Aufgabe hat, einen Blick in die sakrale Welt zu ermöglichen, das Unsichtbare sichtbar zu machen und dadurch ihre spezifischen Züge erhält. Anders als die naturalistischen Bilder der westlichen religiösen Kunst, ist die Ikonenmalerei von einer starken Stilisierung, der inversen Perspektive und zahlreichen symbolischen Elementen charakterisiert. „Der Ikonenmaler bewegt sich in einem definierten Regelsystem, in dem alles eine Bedeutung hat, denn in der Ikonenmalerei geht es nicht um die Individualität des Künstlers, sondern um die Vergegenwärtigung des Glaubens. Der größte Teil der Ikonen wurde und wird immer noch von alten Vorlagen abgemalt. Dennoch wird jede Ikone anders, da jeder Künstler das Bild anders empfindet und interpretiert“, so Dr. Rossella Malagó. Die Wurzeln der Ikonenmalerei liegen in den ägyptischen Mumienportraits und den frühen byzantinischen Darstellungen Christi, Maria und der Heiligen. Diese Form der sakralen Kunst entwickelte sich schon vom 9. bis zum 15. Jahrhundert im byzantinischen Reich und hatte seit Ende des 14. Jahrhunderts in Russland ihre Blütezeit.
Das Seminar besteht aus theoretischen Anteilen zu Geschichte und Theologie sowie der Praxis der Ikonenmalerei. Bei der ersten Begegnung wird den Teilnehmenden schnell klar, dass Ikonen zu malen alles andere als einfach ist: Es erfordert Konzentration, Präzision und viel Geduld gefordert. Am Ende des Semesters entstehen wunderbare Ikonen der Gottesmutter mit Kind, die zum Schluss in Anwesenheit der Studierenden geweiht werden.