Kurzer Sommer, früher Herbst: Rückblick auf Pflanzenentwicklung und Wetter im Jahr 2021

Das Jahr 2021 war in Eichstätt mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 7,8 °C deutlich kälter als das Jahr 2020. Dieses war noch mit einer mittleren Jahrestemperatur von 10,4°C das zweitwärmste Jahr seit Beginn der offiziellen Messreihen. Aber dennoch: „Im vergangenen Jahr war die Temperatur in Eichstätt im Vergleich zum langjährigen Mittel um 1,1 °C höher“, erläutert Prof. Dr. Susanne Jochner-Oette. Sie ist Inhaberin der Professur für Physische Geographie/Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung an der KU. Mit ihrem Team untersucht sie die Auswirkungen des Klimawandels auf die jahreszeitlich bedingte Pflanzenentwicklung in Eichstätt. Da sich die Veränderungen der Temperatur stark in der Vegetationsentwicklung bemerkbar machen, stellt diese phänologische Forschung einen ausgezeichneten Bioindikator für den Klimawandel dar. Zudem betreut Jochner-Oette fachlich den studentischen Arbeitskreis „Wetterschau“, der laufend die Daten der Messstation auf dem Eichstätter Campus auswertet und dokumentiert.

Auch wenn sich der Juli im Vergleich zu Referenzperiode 1961-1990 in Eichstätt zu nass gestaltete – in dieser Zeit ereignete sich auch die verheerende Überflutungskatastrophe im Westen Deutschlands – war das Jahr 2021 insgesamt betrachtet dennoch im langfristigen Vergleich zu trocken. Das Team um Jochner-Oette bezieht sich für den Niederschlag bewusst auf die Daten der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes im Ortsteil Landershofen aufgrund der fehlenden Referenzperiode für die Station auf dem Eichstätter Campus.

Der Anfang des Jahres zeigte sich verglichen mit der Referenzperiode als zu trocken und zu warm. Der Januar wies mit + 0,7 °C eine höhere Durchschnittstemperatur verglichen mit der Referenzperiode auf. Im Februar waren sogar um im Mittel 2,0 °C höhere Temperaturen zu messen. „Dies sorgte für eine vergleichsweise frühe Belastung für Allergiker mit dem Blühbeginn der Hasel am 13. Februar - was zugleich den Vorfrühling und den Beginn der Vegetationsperiode einläutete“, erläutert Juliane Stark, die im vergangenen Jahr als studentische Hilfskraft die Pflanzenentwicklung zur phänologischen Forschung dokumentiert hat. Die Pflanzenphänologie beschäftigt sich mit Wachstums- und Entwicklungserscheinungen, welche wiederkehrend zu beobachten sind. Beispielsweise werden Eintrittstermine von Blattentfaltung, Blüte, Fruchtreife oder Laubfall notiert, um Aussagen über den Einfluss der Temperatur ableiten zu können.

Da die Eintrittszeitpunkte stark mit der Temperatur in Verbindung stehen, können bei Betrachtung längerer Zeiträume auch der Einfluss des Klimawandels auf die Vegetation abgeschätzt werden. Um diese Phänomene der Vegetation objektiv zu beurteilen, wird ein standardisierter Code, welcher ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt wurde, verwendet. Die Mitarbeiterinnen der Professur von Professorin Jochner-Oette notieren seit 2017 rund alle drei Tage sorgfältig diese phänologischen Codes. Unter Beobachtung stehen 107 der etwa 230 Bäume und Sträucher des Hofgartens, die aus Europa, Nordamerika und Asien stammen. Weitere Pflanzen werden im Kapuzinergarten, vor der Mensa und der Universitätsbibliothek beobachtet.

So signalisiert etwa die Blattverfärbung der Stiel-Eiche das Ende der Vegetationsperiode, die 2021 am 29. September registriert wurde. Eine weitere in der Phänologie wichtige Erscheinung ist die Fruchtreife der Eberesche, die den Beginn des Spätsommers markiert. Im vergangenen Jahr wurde diese am 10. August notiert. „Die Haselblüte und die Blattverfärbung der Stiel-Eiche traten dabei fast an den gleichen Jahrestagen ein wie 2020. Nur die Eberesche hatte 2021 ein schlechtes Jahr und bildete im Eichstätter Hofgarten 43 Tage später als im Vorjahr nur eine einzige reife Frucht aus. “, so Stark. Wenn auch weniger ausgeprägt, gilt das ähnliche zeitliche Eintreten ebenfalls für viele anderen phänologische Jahreszeiten – bis auf den Früh- und den Vollherbst. Der Frühherbst begann am 23. August und somit eine Woche später als im Vorjahr, wohingegen der Vollherbst am 17. September bereits zwölf Tage früher als 2020 von Juliane Stark verzeichnet wurde. Der erste Frost folgte in Eichstätt jedoch erst am 10. Oktober und kann besonders für Stadien wie Blattverfärbung und Blattfall verantwortlich sein.

Wetterstation
Die Wetterstation auf dem Eichstätter Campus der KU.

Mit Blick auf die Messwerte der Wetterstation auf dem Eichstätter Campus zeigte der April im vergangenen Jahr all seine Facetten: von wechselhaft bis frühsommerlich mit Temperaturen zwischen -4,9 °C und 24,9 °C sowie mit 234 Stunden Sonnenschein. Dennoch waren der April (7,1 °C) und der Mai (11,1 °C) vergleichsweise kalt (Referenzperiode April: 7,7 °C, Mai: 12,4 °C). Im frühen Mai wurden an drei Tagen Temperaturen unter 0 °C gemessen. Kurze Zeit später, am 10. Mai, sorgten warme Luftmassen für den ersten heißen Tag im Jahr und das Thermometer kletterte auf 30,4 °C. Zudem war der Mai der windigste Monat mit einer höchsten Windgeschwindigkeit von 33,7 km/h.

Im Juni wurden 11 „heiße Tage“ (Temperaturmaximum über 30 °C) und eine um 4,7 °C höhere Durchschnittstemperatur (20,4 °C) gemessen. Mit 283 Sonnenstunden war der Juni auch der sonnigste Monat des Jahres. Der Juli folgte als nasser (97,6 mm), aber dennoch warmer Monat (Mittel: 19,2 °C) mit häufigen kurzen sommerlichen Schauern. Der August war mit Abstand der regenreichste Monat mit einer Gesamtniederschlagsmenge von 137,8 mm, was ein Plus von 63,7 mm im Vergleich zur Referenzperiode bedeutet.

Der Spätsommer und Herbst war aufgrund ausgeprägter Hochdrucklagen warm, sonnig und regenarm. So wurden im Mittel meist milde Temperaturen im September (Mittel: 15,6°C) und Oktober (Mittel: 8,5 °C) verzeichnet. Insgesamt waren alle Herbstmonate vergleichsweise zu trocken und warm. Ab der zweiten Novemberhälfte stellten sich zunehmend frostige Bedingungen und der erste Schneefall ein. Der Dezember war mit einer Tiefsttemperatur von -9,4 °C um 2,9 °C kälter als im Vorjahr, aber dennoch um 2,2 °C wärmer als die Referenzperiode. Das typische Weihnachtstauwetter mit relativ milder und feuchter Witterung war auch 2021 zu beobachten.

Aktuelle Messwerte der Wetterstation auf dem Campus der KU finden sich unter www.ku.de/wetter.

Juliane Stark/CSS