Auch wenn sich der Juli im Vergleich zu Referenzperiode 1961-1990 in Eichstätt zu nass gestaltete – in dieser Zeit ereignete sich auch die verheerende Überflutungskatastrophe im Westen Deutschlands – war das Jahr 2021 insgesamt betrachtet dennoch im langfristigen Vergleich zu trocken. Das Team um Jochner-Oette bezieht sich für den Niederschlag bewusst auf die Daten der Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes im Ortsteil Landershofen aufgrund der fehlenden Referenzperiode für die Station auf dem Eichstätter Campus.
Der Anfang des Jahres zeigte sich verglichen mit der Referenzperiode als zu trocken und zu warm. Der Januar wies mit + 0,7 °C eine höhere Durchschnittstemperatur verglichen mit der Referenzperiode auf. Im Februar waren sogar um im Mittel 2,0 °C höhere Temperaturen zu messen. „Dies sorgte für eine vergleichsweise frühe Belastung für Allergiker mit dem Blühbeginn der Hasel am 13. Februar - was zugleich den Vorfrühling und den Beginn der Vegetationsperiode einläutete“, erläutert Juliane Stark, die im vergangenen Jahr als studentische Hilfskraft die Pflanzenentwicklung zur phänologischen Forschung dokumentiert hat. Die Pflanzenphänologie beschäftigt sich mit Wachstums- und Entwicklungserscheinungen, welche wiederkehrend zu beobachten sind. Beispielsweise werden Eintrittstermine von Blattentfaltung, Blüte, Fruchtreife oder Laubfall notiert, um Aussagen über den Einfluss der Temperatur ableiten zu können.
Da die Eintrittszeitpunkte stark mit der Temperatur in Verbindung stehen, können bei Betrachtung längerer Zeiträume auch der Einfluss des Klimawandels auf die Vegetation abgeschätzt werden. Um diese Phänomene der Vegetation objektiv zu beurteilen, wird ein standardisierter Code, welcher ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt wurde, verwendet. Die Mitarbeiterinnen der Professur von Professorin Jochner-Oette notieren seit 2017 rund alle drei Tage sorgfältig diese phänologischen Codes. Unter Beobachtung stehen 107 der etwa 230 Bäume und Sträucher des Hofgartens, die aus Europa, Nordamerika und Asien stammen. Weitere Pflanzen werden im Kapuzinergarten, vor der Mensa und der Universitätsbibliothek beobachtet.
So signalisiert etwa die Blattverfärbung der Stiel-Eiche das Ende der Vegetationsperiode, die 2021 am 29. September registriert wurde. Eine weitere in der Phänologie wichtige Erscheinung ist die Fruchtreife der Eberesche, die den Beginn des Spätsommers markiert. Im vergangenen Jahr wurde diese am 10. August notiert. „Die Haselblüte und die Blattverfärbung der Stiel-Eiche traten dabei fast an den gleichen Jahrestagen ein wie 2020. Nur die Eberesche hatte 2021 ein schlechtes Jahr und bildete im Eichstätter Hofgarten 43 Tage später als im Vorjahr nur eine einzige reife Frucht aus. “, so Stark. Wenn auch weniger ausgeprägt, gilt das ähnliche zeitliche Eintreten ebenfalls für viele anderen phänologische Jahreszeiten – bis auf den Früh- und den Vollherbst. Der Frühherbst begann am 23. August und somit eine Woche später als im Vorjahr, wohingegen der Vollherbst am 17. September bereits zwölf Tage früher als 2020 von Juliane Stark verzeichnet wurde. Der erste Frost folgte in Eichstätt jedoch erst am 10. Oktober und kann besonders für Stadien wie Blattverfärbung und Blattfall verantwortlich sein.