Leseförderung auf Distanz

Seit geraumer Zeit kooperieren der Lehrstuhl für Deutschdidaktik der KU und die Bücherei der Stadt Eichstätt und des St. Michaelsbundes: Das Projekt „bookster boys & girls“ widmet sich der Leseförderung für Grundschulkinder. Dabei erarbeiten die Schülerinnen und Schüler Präsentationen zu aktuellen Kinderbüchern, um sie Gleichaltrigen näher zu bringen. Doch in Zeiten der Pandemie ließen sich die bewährten Formate in Präsenz nicht realisieren – wie etwa auch Autorenlesungen an Schulen. Die Beteiligten haben aus der Not eine Tugend gemacht und mit Förderung der Initiative „Neustart Kultur“ eine Online-Lesung mit der Autorin Heike Abidi auf die Beine gestellt. Diese konnte so deutlich mehr Schülerinnen und Schüler erreichen als eine Veranstaltung vor Ort: 85 Klassen der dritten und vierten Jahrgangsstufe folgten in ihren Schulen der Online-Übertragung des Lese-Events.

Abidi trug dabei Passagen aus ihrem Kinderbuch „Arthurs wildes Hundeleben“ vor. Anschließend moderierten fünf Studierende eine Gesprächsrunde mit der Autorin, die dabei auf Fragen einging, welche die Kinder vorab eingesandt hatten – etwa, warum sie Bücher für Kinder schreibt. „Mir macht es Spaß, weil Kinderbücher sehr fantasievoll sein und magische Elemente enthalten dürfen. Als Kind mochte ich zum Beispiel Pippi Langstrumpf sehr gern. Dass ich nun für den Verlag schreiben darf, in dem die deutschen Fassungen von Astrid Lindgrens Büchern erschienen sind, macht mich richtig stolz“, schilderte Heike Abidi.

Für das Vorbereitungsteam galt es, nicht nur die Lesung selbst zu organisieren, sondern die beteiligten Klassen auch mit didaktischen Materialien zur Vor- und Nachbereitung zu versorgen. „Darüber hinaus untersuchten wir mit einer Befragung Hintergründe für die Teilnahme an der Lesung und deren Wirkung“, erläutert Projektkoordinator Dominik Achtermeier vom Lehrstuhl für Deutschdidaktik. Dabei habe sich gezeigt, dass über die Hälfte der befragten Lehrkräfte bislang noch nie eine Autorin oder einen Autor zu Gast in ihren Klassen hatten. Einige würdigten die Veranstaltung als willkommene Abwechslung im Coronajahr und beobachteten einen Nebeneffekt des Formates: „Die Veranstaltung schult auch das Zuhören – eine wichtige Kompetenz, die an den Grundschulen aufgebaut werden soll.“ Zudem habe die Teilnahme an der digitalen Lesung viele Schülerinnen und Schüler dazu motiviert, das vorgestellte Buch selbst zu lesen. „Zu beobachten war, dass das magische Abenteuer von Arthur und Lucky insbesondere das Interesse leseferner Schülerinnen und Schüler geweckt hat. Daher plane ich nach den Sommerferien, mit dem Roman als Klassenlektüre in das vierte Schuljahr zu starten“, erklärt die Lehrerin Anja Schäfer aus Ingolstadt.

Das Leseevent selbst bot außerdem den Rahmen, um ein neues didaktisches Format der Leseförderung zu präsentieren, das der Lehrstuhl für Deutschdidaktik mit Studierenden auch als Reaktion auf die Corona-Bedingungen erprobt hat: kurze Videosequenzen, in denen Kinder ein Buch für Gleichaltrige vorstellen. Als Beispiel hatten Studierende einen kurzen Film produziert, der das Buch von Heike Abidi präsentiert und bewertet. Franziska Philipps, Studentin für Lehramt an Grundschulen: „Das Erstellen von kurzen Buchtrailern in Kleingruppen, das wir als Anbieter einer Medienwerkstatt begleiten können, soll gezielt auch Nicht- und Wenig-Leser ansprechen. Das fertige Produkt soll sie selbst, aber auch andere Gleichaltrige zum Weiterlesen animieren.“

Auch für die Studierenden selbst bietet die Arbeit an diesem Konzept von Leseförderung neue Perspektiven. Prof. Dr. Ina Brendel-Perpina, Vertreterin des Lehrstuhls Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, hebt hervor: „Die Studierenden erproben und reflektieren digitale Lernszenarien der Leseförderung – von der Medienwerkstatt bis zur gestreamten Autoren-Lesung – und erweitern damit ihre fachspezifischen medienbezogenen Kompetenzen für das Unterrichten in der digitalen Welt.“
 
Der Innovationsfonds des Projektes „Mensch in Bewegung“, das durch Mittel des Bund-Länder-Programms Innovative Hochschule (BMBF) gefördert wird, unterstützt das Projekt „bookster boys & girls“.