„Liturgie im Prozess“ – Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. Jürgen Bärsch

Religiösen Zeremonien und Riten verändern sich im Laufe der Geschichte durch theologische, mentalitäts- und kulturelle Entwicklungen – die Liturgie der Kirche entwickelt sich weiter. Diese Überzeugung vertritt der Eichstätter Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Bärsch. „Liturgie im Prozess“ heißt folglich die Festschrift, die nun anlässlich des 60. Geburtstags von Bärsch erschienen ist. Auf mehr als 500 Seiten sind ausgewählte Beiträge des Jubilars versammelt, in denen die interdisziplinären Ansätze der modernen Liturgiegeschichtsforschung an ausgewählten Beispielen darlegt werden.

Jürgen Bärsch, der seit 2003 Professor für Liturgiewissenschaft an der KU ist, gehört zu den besonders schaffensfreudigen Hochschullehrern seiner Universität, mindestens was den Output in Form wissenschaftlicher Veröffentlichungen anbelangt. 519 Einträge in der universitären Publikationsdatenbank werden unter seinem Namen geführt. Das haben seine wissenschaftlichen Schüler bei Recherchen festgestellt. Umso schwerer fiel es Privatdozent Dr. Marco Benini (derzeit Gastprofessor in Washington), Prof. Dr. Florian Kluger (Prodekan der Religionspädagogischen Fakultät der KU) und Benedikt Winkel (Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Theologischen Fakultät) eine Auswahl zu treffen. Für den „Best-of-Bärsch“, wie Kluger die Festschrift bei der Überreichung anlässlich des Geburtstagsfestakts für Jürgen Bärsch bezeichnete, wählten sie 20 Beiträge aus, darunter zwei bisher unveröffentlichte Vorträge. Dabei wird ein geschichtlicher Bogen gespannt von der Liturgie im Mittelalter über die Barockzeit bis hin zu Entwicklungen in die Gegenwart.

 

Der erste Beitrag widmet sich wissenschaftstheoretisch der Liturgiegeschichtsforschung im Allgemeinen. Deutlich werden dabei interdisziplinäre Ansätze etwa bei den Aufsätzen zur Bedeutung der Libri ordinarii für die Mediävistik und für die Rechtsgeschichte. Exemplarisch wird der Reichtum mittelalterlicher Liturgie und Frömmigkeit vor Augen geführt, was sich in neuen Gedenktagen wie Allerseelen, in den farbigen Paramenten, dem Prozessionswesen und vielem mehr äußert. Erhellende Einblicke werden in die Facetten barockzeitlicher Liturgie gewährt. Sie umkleidete das spätmittelalterliche Erbe mit neuem Gewand. Dies hatte Auswirkungen nicht nur auf die Gestalt der liturgischen Feiern, sondern auch auf das Verständnis von Liturgie und auf die Seelsorge.

 

Gefragt wird auch nach der Bedeutung der Liturgischen Bewegung. Betrachtet werden Protagonisten wie Romano Guardini oder der Mainzer Bischof Albert Stohr. Untersucht wird auch die Erneuerung der Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, wie etwa die Messbuchreform. Im letzten Kapitel werden historische Beobachtungen gebündelt, die für die gegenwärtige Feier der Liturgie von besonderem Interesse sind. Themen sind: „Liturgie als Spiel“, die Reform der Firmliturgie und das große Feld der Volksfrömmigkeit.

 

Den 60. Geburtstag von Jürgen Bärsch feierte die Theologische Fakultät am Donnerstag vor Pfingsten zunächst mit einer Vesper in der Kreuzkirche. Beim Festakt gratulierten der Dekan der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Manfred Gerwing, und die Präsidentin der KU, Prof. Dr. Gabriele Gien. Der Trierer Kirchenhistoriker Prof. Dr. Bernhard Schneider hielt einen Festvortrag zum Thema „Gelebter Glaube. Historische Perspektiven und gegenwärtige Herausforderungen im Gespräch zwischen Kirchengeschichte und Liturgiewissenschaft.“