Mehr als nur finanzielle Förderung: Wie das Deutschlandstipendium Sicherheit gibt

Herausragende und engagierte Studierende, die ihren Weg trotz Herausforderungen in ihrem Leben gehen, können an der KU unter anderem Förderung durch das Deutschlandstipendium erhalten. Die Unterstützerinnen und Unterstützer dieses Programmes sowie die Stipendiatinnen und Stipendiaten haben nun im Mittelpunkt einer Feier gestanden, die an einem warmen Frühlingsnachmittag im Eichstätter Hofgarten stattfand. Dabei erhielten die Studierenden offiziell ihre Stipendienurkunde und hatten Gelegenheit zum persönlichen Austausch mit den Förderinnen und Förderern.

Besonderes Kennzeichen des Deutschlandstipendiums ist seine Konzeption als öffentlich-private Bildungspartnerschaft: Über ein Jahr hinweg erklären sich private Stiftungen, Förderer oder Unternehmen dazu bereit, ein monatliches Stipendium in Höhe von 150 Euro zu finanzieren, das der Bund dann auf 300 Euro aufstockt. Staat und Gesellschaft können auf diese Weise gemeinsam begabte, leistungsstarke und engagierte junge Menschen auf ihrem Bildungsweg unterstützen, die persönliche Herausforderungen in ihrem Leben zu meistern haben.

Die Voraussetzungen, die bei der Vergabe des Stipendiums zugrunde liegen, sind bewusst weit gefasst und ruhen auf drei Säulen: Gute Noten und Studienleistungen gehören ebenso dazu wie die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen oder das erfolgreiche Meistern von Hindernissen im eigenen Lebens- und Bildungsweg. „Das Deutschlandstipendium ist kein ,Zuckerl‘, sondern hilft Menschen, die sich durchbeißen müssen im Leben“, betonte Claudia Reng, die an der KU das Deutschlandstipendium koordiniert und betreut.

Stellvertretend für die Stipendiatinnen und Stipendiaten gaben die Studentinnen Louisa Kolb und Carolin Piotrowski – beide studieren Bildungs- und Erziehungswissenschaft an der KU – eindrückliche Einblicke in ihren eigenen Werdegang und die Bedeutung des Deutschlandstipendiums für sie. „Dass ich hier stehe ist nicht selbstverständlich. Ich bin Arbeiterkind mit Migrationshintergrund“, sagte Louisa Kolb, deren Vater als Metzger und Koch tätig ist. Ihre aus Brasilien stammende Mutter arbeitet als Restaurantfachfrau, da ihr Studienabschluss in Deutschland nicht anerkannt wurde. Nach Kolbs Ausbildung zur Erzieherin, für die sie bereits BaföG beantragen musste, stand diese Förderung für ein Studium nicht mehr zur Verfügung. Hinzu kamen die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die elterliche Gaststätte. „Ich hatte Glück, dass ich auf Menschen traf, die trotz meines Abiturdurchschnitts von 2,7 mehr in mir sahen. Das Bildungssystem muss aufhören, Fehler im Kind zu suchen, sondern die Persönlichkeit anerkennen und wertschätzen“, appellierte die Studentin. Und sagte an die Förderinnen und Förderer gerichtet: „Danke, dass Sie an uns glauben! Mir gibt das Stipendium Sicherheit und die Gelegenheit, mich auf mein Studium zu konzentrieren. Und es ist Ausdruck von Empathie und Wertschätzung!“

Anknüpfend daran schildete Carolin Piotrowski, deren Mutter in den 1980er-Jahren als Spätaussiedlerin nur mit einer Reisetasche nach Deutschland kam, dass es bis heute keine Selbstverständlichkeit sei, ein Studium aufzunehmen, wenn die Eltern nicht selbst einen akademischen Abschluss hätten. „Dies hat aber nicht mit den kognitiven Leistungen zu tun, sondern den Problemen der Studienfinanzierung“, betonte Piotrowski wie ihre Kommilitonin.

Die Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten das einkommensunabhängige Fördergeld von monatlich 300 Euro (zusätzlich zu BAföG-Leistungen) für mindestens zwei Semester und höchstens bis zum Ende der Regelstudienzeit. KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien unterstrich, dass sich das Deutschlandstipendium jedoch nicht auf die finanzielle Förderung beschränke, sondern „auch Partnerschaften und Beziehungen zwischen Studierenden und Fördern entstehen“. Stellvertretend für die Unterstützerinnen und Unterstützer berichteten Nora Becker und Amelie Jurk von Union Investment, dass ihr Unternehmen den Geförderten unter anderem auch fachbezogenen Austausch mit berufserfahrenen Kolleginnen und Kollegen sowie etwa IT-Workshops anbietet. Neben Union Investment gehören der Förderkreis der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, die Liga Bank Eichstätt, der Lions Club Eichstätt, die Eichstätter Universitätsgesellschaft, die Eichstätter Universitätsstiftung, der Unternehmer und Alumnus Christian Busch (Firma Walbusch) sowie die Emeriti Prof. Dr. Bernhard Sutor und Prof. Dr. Günther Blaicher zu den Unterstützenden. Hinzu kommt ein Förderer, der anonym bleiben möchte.

Die Zahl der zu vergebenden Stipendien ist in den vergangenen Jahren von drei auf 13 gestiegen. In der aktuellen Runde hatte die Auswahlkommission über 90 Bewerbungen für die Stipendien zu befinden – keine leichte Entscheidung, wie Prof. Dr. Klaus Meier als Vizepräsident für Studium und Lehre sowie Leiter dieses Gremiums berichtete. Das Fächerspektrum der Geförderten reicht von der Betriebswirtschaftslehre über Lehramtsstudiengänge und Journalistik bis hin zur Psychologie. Meier ermunterte die Anwesenden der Feier dazu, weitere potenzielle private und institutionelle Förderer auf das Deutschlandstipendium aufmerksam zu machen, wofür es einen hohen Bedarf gebe.

Wer Studierende im Rahmen des Deutschlandstipendiums unterstützen möchte, kann entweder ein Jahresstipendium in Höhe von 1800 Euro übernehmen – die andere Hälfte des Stipendiums wird durch das staatliche Förderprogramm aufgestockt. Alternativ kann man auch einen geringeren Betrag spenden – mindestens jedoch einmalig 150 Euro. Solche Spenden werden dann in einem Stipendienfonds zu Jahresstipendien zusammengeführt.

Weitere Informationen für Fördererinnen und Förderer sowie Studierende finden sich unter www.ku.de/deutschlandstipendium.