Mehr als nur Schaufel und Eimer: Archäologie in Zeiten der Digitalisierung

Ihre Forschung zur antiken Siedlung Pithekoussai, die sich vor etwa 2750 Jahren auf der Insel Ischia im Golf von Neapel befand, haben Archäologinnen und Archäologen der KU in diesem Sommer fortgesetzt. Sie begeben sich dabei auf die Spuren griechischer Siedler des 8. Jahrhunderts vor Christus.

„Wir freuen uns, auf Ischia tätig sein zu können“, so Nadin Burkhardt (Juniorprofessorin für Archäologie an der KU). „Aktuell schreiten die Forschungen auf der Insel intensiv voran: neben den Archäologen sind auch Anthropologen, Geologen, Keramikspezialisten, Metallanalysten vor Ort tätig, denn aus den Knochen, den Gesteinen, den Tongefäßformen und der Zusammensetzung der Metalle lassen sich viele Informationen gewinnen.“ Ein berühmter und bedeutender Ort wie Pithekoussai als erste westgriechische Ansiedlung berge trotz seiner jahrzehntelangen Forschungsgeschichte noch zahlreiche Geheimnisse. Viele Fragen knüpfen sich an die Mauern, Gräber und Funde. Für ihre Beantwortung bedarf es der Zusammenarbeit: „Wir haben daher unser Netzwerk weiter ausgebaut und mit italienischen Kolleginnen und Kollegen künftige Projekte wie eine Summerschool besprochen sowie inhaltlich und topographisch verwandte Fundorte besucht“ erläutert Burkhardt. Möglich wurde dies durch die Unterstützung durch die Bayerische Forschungsförderung, die Fritz Thyssen-Stiftung und die KU-Forschungsförderung. Burkhardt kooperierte heuer mit ihrem Kollegen Dr. Stephan Faust von der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zum Team gehörten außerdem eine Studentin und ein Projektmitarbeiter der KU, ein Grabungsfachmann aus Frankfurt a. M. und eine italienische Keramikexpertin. Die Arbeit vor Ort wurde durch Dr. Teresa Cinquantaquattro und Dr. Costanza Gialanella vom italienischen Denkmalamt, unterstützt.

Neben der Netzwerkarbeit stand heuer auch die Funddokumentation im Fokus der Arbeiten. Alle Funde einer Grabung werden nach Schichten getrennt gesammelt und dokumentiert. Charakteristische Gefäßscherben geben Aufschluss über die Datierung einzelner Nutzungsphasen, aber auch über das Importverhalten, Handelswege oder Speisegewohnheiten liefert die Keramik viele Informationen. Bei der Fundbearbeitung kommt neuste Technik zum Einsatz. Eicke Granser, ein KU-Projektmitarbeiter, digitalisierte die Zeichnungen der Funde und Befunde. Er erklärt: „Dank der Digitalisierung kann die Zeichnung jederzeit bearbeitet und kombiniert werden, ohne aufwendig zu radieren, tuschen oder Tafeln zusammenzukleben.“ Sein Hauptinteresse gilt jedoch den Skarabäen aus Pithekoussai. „2017 haben wir einen schönen Skarabäus aus blauer Glaspaste gefunden, denen als Amulette getragen eine schützende Wirkung zugeschrieben wurde“, so Burkhardt. Eicke Granser hat im Diskurs mit dem Skarabäenspezialisten Günther Hölbl herausgefunden, dass vergleichbare Stücke im ägyptischen Naukratis herstellt wurden.