Mehr Kompetenzen zu Inklusion für künftige Lehrkräfte: Neues „BAS!S-Programm“ an KU

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Wie weit ist Deutschland mit der Umsetzung der auch den Bildungsbereich betreffenden UN-Behindertenrechtskonvention? Dies hat der UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderung untersucht und Anfang dieses Monats dazu seinen Staatenbericht veröffentlicht. Für die Leiterin des Zentrums für Lehrerinnen- und Lehrerbildung (ZLB) an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Dr. Petra Hiebl, sind die darin aufgeführten Ergebnisse ernüchternd: „Die Transformation zu einem inklusiven Schulsystem findet nicht ausreichend statt. Mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden nach wie vor an den Förderzentren unterrichtet und es fehlt eine verpflichtende inklusionspädagogische Aus- und Fortbildung von Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen.“

Hinzu komme die zunehmende Belastung von Lehrkräften durch die steigende Heterogenität der Schülerinnen und Schülern und der damit notwendigen Entwicklungen im Bereich Schule und Unterricht. Viele Lehrkräfte fühlten sich unzureichend ausgebildet und empfinden Inklusion als eine „unglaublich herausfordernde Aufgabe“.

Hier setzt das an allen bayerischen Universitäten angesiedelte „BAS!S-Programm“ (Basiskompetenzen Inklusion) an und möchte bereits bei Studierenden aller Lehrämter ein Grundwissen zu Inklusion vermittleln und so frühzeitig eine inklusionspositive Haltung aufbauen. An der KU ist das „BAS!S-Programm“ seit September mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Franziska Herzner am ZLB angesiedelt. Es führt begonnene Initiativen der KU-Lehrerbildung im Bereich Inklusion fort. Und es knüpft an das Leitbild der KU an, in dem es heißt: „Die Person steht bei uns im Mittelpunkt. Die Talente und Potenziale derjenigen, die bei uns forschen, lehren, lernen und arbeiten, sind unser wichtigstes Fundament – unabhängig von Religion oder Weltanschauung, Nationalität, ethnischer, kultureller oder sozialer Herkunft, Behinderung, Geschlecht, sexueller Orientierung und Alter.“ Im Sinne eines weitgefassten Inklusionsbegriffes soll sich jeder Mensch gleichberechtigt und unabhängig von Behinderung, sozialer Herkunft, Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung oder sonstiger individueller Merkmale und Fähigkeiten an allen gesellschaftlichen Prozessen beteiligen können.

„Dieser weite Blick auf Inklusion spiegelt die Situation an den Regelschulen sehr gut wieder und deshalb setzt das BAS!S-Konzept der KU bei den Studierenden neben der Vermittlung von Grundlagenwissen auf möglichst greifbare inklusive Erfahrungen und Kompetenzen im Rahmen des erziehungswissenschaftlichen Studiums und darüber hinaus in den einzelnen Fachdidaktiken sowie im Praktikum und im Austausch mit Initiativen der 2. und 3. Phase der Lehrkräftebildung“, erklärt Hiebl.

Der Schwerpunkt von BAS!S 2.0 liege unter anderem auf der Entwicklung von dauerhaften Kooperationsstrukturen sowie einer nachhaltigeren, systematischeren Verankerung inklusiver, resilienter Kompetenzen in der KU-Lehrkräftebildung zur Professionalisierung der (angehenden) Lehrkräfte. So sollen neben Zusammenarbeit mit dem Praktikumsamt und den Studienseminaren der Region auch Kooperationen auf kommunaler und regionaler Ebene, z.B. mit der Jugendhilfe, ehrenamtlichen Organisationen und Aktionsgruppen in den Bereichen Sport, Kultur, Ausbildung und Wirtschaft entstehen. Darüber hinaus wird die Bildung eines „Netzwerks inklusiver Schulen der Region“ angestrebt, um den Theorie-Praxis-Forschungs-Bezug zu gewährleisten und den Studierenden schon frühzeitig einen Einblick in den Schulalltag zu ermöglichen.

Weitere Informationen unter www.ku.de/zlb.