"Menschen dazu befähigen, sich für das Gute zu entscheiden": Amtseinführung von KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien

Die Präsidentin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist beim Dies Academicus der KU am Montag offiziell in ihr Amt eingeführt worden. Der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz und Großkanzler der KU, Reinhard Kardinal Marx, überreichte ihr beim Festakt in der Aula der Universität die Amtskette. In seiner Festrede betonte Marx die positive Entwicklung, welche die Universität genommen habe: „Sie sehen hier einen zufriedenen Magnus Cancellarius, dessen Erwartungen aber nicht zu Ende sind.“ Das neue Präsidium sei „voller Ideen“ und dazu bereit, etwas Neues anzufangen. Auch der bayerische Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle sah bei seinem Grußwort „Anlass für einen frohen Blick“ auf die KU als „Solitär im Reigen der bayerischen Hochschulen“. Keine Hochschule habe ein solches internationales Netzwerk im Verbund der katholischen Universitäten zu bieten und sei gleichzeitig in die hiesige Hochschullandschaft eingebettet.

Neben zahlreichen Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft gehörten auch der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke zu den Festgästen, die vor der Amtseinführung gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Stiftungsrates, Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger, einen Pontifikalgottesdienst in der Eichstätter Schutzengelkirche zelebrierten. In seiner Predigt betonte Losinger, dass verantwortliche Wissenschaft stets Maß am christlichen Menschenbild nehmen solle und zitierte Albert Einstein: „Wir leben technisch im Atomzeitalter, ethisch jedoch in der Steinzeit.“   

Kardinal Marx unterstrich, dass die Freisinger Bischofskonferenz zur finanziellen Unterstützung der KU stehe und versprach, sich für die KU auch in der Deutschen Bischofskonferenz einbringen zu wollen, wofür es jedoch die Einstimmigkeit der Konferenz brauche. „Der Rückenwind ist da. Und wenn sich die KU weiterentwickelt, wird auch das Interesse der anderen größer“, so Marx. Angesichts der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen brauche es mehr denn je die universitäre Haltung von Rede und Gegenrede als Vorbild für die Gesellschaft. Daher sei er froh, dass sich die KU beispielsweise des Themenfeldes von Flucht und Migration annehme. „Bildung heißt, Menschen befähigen, sich aus freier Verantwortung für das Gute zu entscheiden. Wir müssen den Menschen helfen, in komplexen Verhältnissen richtig zu entscheiden und gut zu leben.“ Der liberale Rechtsstaat sei keine Selbstverständlichkeit und das christliche Menschenbild der Freiheit sei Grundlage der Demokratie. Auch der Vorsitzende des Studentischen Konvents, Fabio Jacob, plädierte dafür, dass gesellschaftliche Umfeld nicht aus dem Blick zu verlieren. Es genüge nicht mehr, Demokratie nur in Reden hochzuhalten, es bedürfe vielmehr einer aktiven Verteidigung. Die Universität müsse mit dazu beitragen, einen innergesellschaftlichen Diskurs neu zu beleben.

In ihrer Antrittsrede skizzierte Präsidentin Gien die Rolle der KU im Kontext gesellschaftlicher Herausforderungen als Universität, die „Veränderungen grundsätzlich als Chance sieht, sich aber für ein Bewusstsein der Risiken und Nebenwirkungen sowie eine ethische Debatte in einer wandelnden Welt verantwortlich fühlt“. Es brauche Intellektuelle und junge, verantwortungsbewusste Menschen, die dafür sorgten, dass die christlichen Wurzeln nicht verloren gehen und – in Anlehnung an Laudato Si‘ – die „Sorge um das gemeinsame Haus“ im Zentrum stehe. Dazu brauche es ein Netzwerk Gleichgesinnter, welches unter anderem auch über eine weitergehende nationale und internationale Kooperation mit katholischen Hochschulen entstehe solle. Im Bereich der Forschung sei die KU einer „wertebasierten, exzellenzgetriebenen und sozial innovativen Forschung“ verpflichtet, wobei auch Grundlagenforschung Raum haben werde. Außerdem sind interdisziplinäre Forschungszentrum angedacht, die gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Kirche und Gesellschaft an gesellschaftlichen Herausforderungen arbeiten. „Die Herausforderungen der Welt sind zu komplex, als dass sie sich alleine durch fachliche Expertise lösen ließen“, so Gien. Bezogen auf Studium und Lehre unterstrich die Präsidentin, dass neben dem reinen Fachwissen sich die Vielfalt der Potentiale im Sinne einer Persönlichkeitsbildung entfalten solle und die KU den Studierenden ein Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung mit auf den Weg geben wolle. Dies zeigten bereits zahlreiche studentische Initiativen rund um Nachhaltigkeit oder für die Betreuung von Flüchtlingen. Grundlage dafür sei auch eine Campuskultur, die von „Wertschöpfung durch Wertschätzung“ gekennzeichnet sei. „Es genügt nicht, zur Sache zu sprechen, man muss zu den Menschen sprechen. Und das tun wir hier“, so Gien.

Beim Festakt gab es noch ein musikalisches Geschenk für Kardinal Marx aus der Feder von KU-Vizepräsident Prof. Dr. Markus Eham. Die Professoren Stefan Schieren und Uto Meier sowie Vizepräsident Jens Hogreve, KU-Kanzler Thomas Kleinert und Christian Klenk (Leiter der Hochschulkommunikation) stimmten gemeinsam mit dem Publikum die Komposition „Lasst und den heil’gen Bischof Reinhard preisen“ an, um dem Kardinal damit zu dessen Namenstag zu gratulieren. Begleitet wurden sie am Klavier von Prof. Dr. Daniel Mark Eberhard (Musikpädagogik und –didaktik an der KU), der zudem als musikalische Gestaltung des Festaktes gemeinsam mit dem Bassisten Martin Schmid und dem Schlagzeuger Walter Bittner Werke von Johann Sebastian Bach in Jazz-Versionen interpretierte.