Mit mehr Vernetzung zu einer besseren Traumaversorgung

Summer School und Abschluss der Projekte Better Care und Bestforcan
© Anna Keßler

Ein Gefühl der Betäubung und der inneren Leere – oder der Angst, Hoffnungslosigkeit und Wut: Traumatische Erlebnisse können für die Betroffenen unterschiedlichste, häufig gravierende und langfristige Folgen haben. Um traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu helfen, initiierte Prof. Dr. Rita Rosner (Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie) von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt 2019 die Projekte Better Care und BESTFORCAN. Ende vergangener Woche fand nun das Abschlusstreffen der beiden Projekte in Form einer Summer School in Eichstätt statt.

BESTFORCAN zielt auf eine Verbesserung der psychotherapeutischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die körperliche oder sexuelle Gewalt oder Vernachlässigung erlebt haben. Dazu soll das – laut Studienlage gut wirksame – Verfahren „Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie“ (TF-KVT) in der Berufspraxis verbreitet werden. Das Projektteam bot eine Weiterbildung in diesem Verfahren an und vermittelte Kindern und Jugendlichen Therapieplätze bei den speziell ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten.

Auch das Projekt Better Care will die psychotherapeutische Versorgung verbessern, allerdings bezogen auf unbegleitete junge Geflüchtete. Das Projektteam entwickelte einen gestuften Versorgungsansatz, bildete Therapeuten aus und schulte Dolmetscher. Im gestuften Ansatz erfolgte zunächst ein Screening der Teilnehmenden. Jungen Geflüchteten mit milden bis moderaten Symptomen wurde das Programm „Mein Weg“ angeboten, das Gruppengespräche in den Wohneinrichtungen vorsieht. Teilnehmende mit starken Symptomen erhielten eine individuelle Behandlung in Form der TF-KVT. 

Über beide Projekte konnten so rund 500 Betroffene behandelt werden. Mehr werden folgen, denn bundesweit wurden Therapeutinnen und Therapeuten in der TF-KVT weitergebildet. Ende des Jahres sollen die Ergebnisse der Projekte ausgewertet werden.

Bei der Summer School vom 18. bis zum 20. September ging es um eine Rückschau auf die vergangenen fünf Jahre und eine Besprechung erster Ergebnisse, vor allem aber um eine Vernetzung aller Projektbeteiligten – denn das sei eine zentrale Stellschraube für die langfristige Verbesserung der Trauma-Versorgung von Kindern und Jugendlichen, sagt Dr. Katharina Goßmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie und Mitorganisatorin der Summer School. Daher waren neben Projektmitarbeitenden und Forschenden auch Therapeuten, Supervisoren sowie Beschäftigte aus der Jugendhilfe eingeladen, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen.

Ursprünglich waren in beiden Projekten von Beginn an Präsenztreffen geplant, doch die Corona-Pandemie kam dazwischen, so dass wesentliche Teile der Weiterbildung online verliefen. „Wir freuen uns deswegen umso mehr, nun alle Beteiligten zusammenzubringen“, sagt Katharina Goßmann. Wichtig sei das einerseits für die regionale Netzwerkbildung, denn die Projektpartner seien in ganz Deutschland verteilt, andererseits aber auch für die Arbeit der beteiligten Berufsgruppen, die so die jeweils andere Perspektive besser verstehen lernten. Als Beispiel nennt Goßmann das Einbeziehen der Eltern bzw. Bezugsperson in die Therapie: „Für die Betreuerinnen und Betreuer in den Jugendhilfeeinrichtungen bedeutet das deutlich mehr Arbeit. Für die Therapeutinnen und Therapeuten ist es aber ein wichtiger Erfolgsfaktor.“

Formate wie ein World Café, Workshops und eine Poster Session luden zum Austausch ebenso ein wie die bewusst gemeinsam geplanten Mittag- und Abendessen. Abgerundet wurde das Programm durch Vorträge internationaler Forscherinnen und Forscher, die aus den Niederlanden, Norwegen und den USA angereist waren.

Poster Session im Innenhof des Kapuzinerklosters
© Anna Keßler Vernetzung und Austausch der verschiedenen Berufsgruppen standen im Mittelpunkt der Summer School.