Jeder fünfte Chor probe nach wie vor nicht. Im Nachwuchsbereich sei zudem häufig ein Wiederaufbau von Ensembles nötig, die in Folge der Pandemie keine Kinder und Jugendlichen hätten werben können. Die Ergebnisse der neuen Online-Befragung sind nun in der aktuellen Ausgabe der „neuen musikzeitung“ (nmz) veröffentlicht worden. Ko-Autoren der Erhebung sind erneut Kirchenmusikdirektor Tobias Brommann (Dramaturg der Europa Chor Akademie Görlitz), Prof. Jan Schumacher (Universitätsmusikdirektor, Goethe-Universität Frankfurt/Main) sowie Ester Petri und Dr. Johannes Graulich, die den im Bereich Chormusik führenden Stuttgarter Carus-Verlag leiten. Neu im Erhebungsteam ist Susanne Lotter (Studentin der KU im BA „Angewandte Musikwissenschaft und Musikpädagogik“).
Rückläufige Mitgliederzahlen, finanzielle Sorgen und Nachwuchsprobleme – dies waren die zentralen Befunde der ersten Erhebungswelle für die ChoCo-Studie („Chöre in Coronazeiten“) aus dem März 2021. Vor allem der Nachwuchsbereich bereitete Professorin Schlemmer und ihren Ko-Autorinnen und –Autoren damals Sorgen. Denn dieser unterliegt ohnehin einer größeren Fluktuation als Chöre mit Erwachsenen. „Bei den Mitgliederzahlen lässt sich eine leichte Stabilisierung dahingehend feststellen, dass weniger Chöre als 2021 angaben, gar keine Mitglieder mehr zu haben. Dies gilt auch für die Kinder- und Jugendchöre, obwohl sich auch im zweiten Pandemiejahr deren Situation schlechter darstellt als die der Gesamtheit aller befragten Chöre“, erklärt Professorin Schlemmer. Jedoch stehe diese Feststellung unter dem Vorbehalt, dass sich Chöre, die auch im zweiten Jahr der Pandemie keine Mitglieder mehr haben, möglicherweise nicht erneut an der Befragung beteiligt hätten. Während es 2021 noch über 4600 Rückmeldungen zu der Erhebung gab, zählten die Forschenden dieses Mal rund 1000 Teilnehmende. Professorin Schlemmer erklärt: „Das könnte einerseits daran liegen, dass die mediale Berichterstattung im Frühjahr 2022 angesichts des Ukraine-Krieges weniger stark auf Corona fokussiert war, andererseits aber auch ein Effekt der Wiederholung sein, da die wesentlichen Probleme bereits bei der ersten Umfrage benannt wurden.“