„Miteinander in Freiheit“: KU feiert Dies Academicus

Der Dies Academicus der KU ist nicht nur von der Gemeinschaft der Universitätsfamilie, ihrer Freunde, Förderer und Ehrengäste geprägt gewesen, sondern stand auch thematisch im Zeichen des Zusammenhalts: Festrednerin Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, betonte anlässlich des akademischen Festtags vor einer gefüllten Aula den Wert des Miteinanders in Freiheit.

Über viele Jahre sei es keine Selbstverständlichkeit gewesen, dass eine Katholische Universität zur Festrede des Dies Academicus eine Jüdin einlädt, stellte Knobloch fest. Umso mehr freue es sie, nun zur Festgemeinde sprechen zu dürfen. Sie verwies darauf, dass sie einen persönlichen Bezug zur Eichstätter Region habe: Im knapp 60 Kilometer entfernten Arberg versteckte die ehemalige Angestellte ihres Onkels sie und gab sie als ihr uneheliches Kind aus, um sie vor der Deportation in ein Konzentrationslager zu schützen. „Aber ich kenne die Gegend nur mit Worten, man hat sich damals nicht getraut, nach Eichstätt zu fahren und es anzuschauen.“

Knobloch rief die Zuhörerinnen und Zuhörer in der vollbesetzten Aula dazu auf, im Angesicht von 75 Jahren Grundgesetz und mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen mehr als einen „kalten gesellschaftlichen Frieden“ zu wollen. Ein Miteinander in Freiheit benötige Sicherheit –„Sicherheit nach innen und nach außen“, zudem brauche es einen respektvollen Austausch. „Unsere Gesellschaft darf kein Wohnblock sein, in dem sich die Parteien aus dem Weg gehen.“ Sie dürfe nicht autoritär werden, wie es sich extremistische Bewegungen jeder Couleur ausmalen würden. Deswegen tragen ihren Ausführungen nach Staatsbürger einer Demokratie „Verantwortung für mehr als sich selbst“. Nämlich dafür, „einen bewährten und dauerhaften Frieden“ mitzugestalten sowie „geschichtsbewusst und zukunftsoffen“ zu sein.

Knobloch
Vizepräsident Prof. Dr. Klaus Stüwe dankt der Festrednerin

„Ich sage das alles nicht, um schwarz zu malen“, war es Knobloch wichtig zu betonen. Vielmehr wende sie sich an das Publikum „im glücklichen Bewusstsein“, dass die Gesellschaft alle wichtigen Entscheidungen selbst in der Hand habe: Der jüdische Schöpfungsglaube gehe davon aus, dass die Welt nicht final fertig geschaffen sei. Stattdessen könne sie weiterentwickelt und verbessert werden. Dazu könne jeder und jede beitragen: „Lieber in kleinen Schritten als gar nicht.“ (Die vollständige Ansprache finden Sie als Videomitschnitt unter diesem Beitrag.)

Um diese Worte Knoblochs zu hören, hätten sich mehr Menschen für den Dies Academicus angemeldet, als Plätze verfügbar waren, freute sich Prof. Dr. Klaus Stüwe, Vizepräsident für Internationales und Profilentwicklung der KU. Er zeigte sich begeistert, dass so viele Gäste die Universität, „einen Raum der Freiheit; der Freiheit zu forschen, zu lehren und in den Diskurs zu treten,“ gemeinsam feiern wollten. Gerade in Zeiten, in denen zu befürchten sei, „dass in bestimmten Kreisen Werte wie Toleranz abhanden gekommen sind“. Umso deutlicher machte er: „Wir bekennen uns zu dieser Freiheit.“ Deswegen sei sie auch aus dem Leitbild der KU nicht wegzudenken.      

Gien
KU-Präsidentin Gabriele Gien

Doch auch der Entwicklungsplan der KU, der im vergangenen akademischen Jahr vorgestellt wurde, gebe Auskunft über das Selbstverständnis der KU als engagierte Universität auf allen Ebenen, fügte Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien an: „Ziel war und ist es, die Bereiche Forschung, Lehre und Wissenstransfer, Governance und Infrastruktur sowie die Querschnittsthemen Internationalisierung, Nachhaltigkeit, Gleichstellung und Diversität, Familienfreundlichkeit und Inklusion kohärent zu vernetzen und dem Anspruch von Innovation, Agilität und Exzellenz gerecht zu werden.“ Der KU gehe es darum, eine Wissenschaft zu gestalten und zu leben, „die aktiv teilhat an den gegenwärtigen Entwicklungen, die Chancen und Risiken erkennt, die ethische Leitlinien für wünschenswerte Zukünfte einbringt und neue Potenziale für gesellschaftliche Handlungsspielräume erschließt“.

Robin May
Robin May, Vorsitzender des studentischen Konvents

Auch in der Ansprache von Robin May, dem Vorsitzenden des studentischen Konvents, trat deutlich der Wunsch hervor, die Universität weiterhin so mitzuentwickeln, dass künftige Studierende ebenfalls eine bereichernde Zeit dort erleben. Er führte als Beispiele die Bemühungen um den Erhalt der Theke, des studentischen Treffpunkts, oder um das Restart-Festival, ein Kennenlern-Event für neue und erfahrenere Studierende, an. „Wir wollen uns dafür einsetzen, dass Eichstätt weiterhin der schöne Ort ist, den wir daraus machen.“

Bischof
Bischof Gregor Maria Hanke

Das Bestreben, die KU in ihrer einzigartigen Form zu erhalten, thematisierte auch Markus Blume, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, in seiner Videobotschaft – aufgrund der Haushalts-Schlussdebatte konnte er nicht persönlich beim Festakt anwesend sein: Er setze sich jedoch dafür ein, dass in genau diesem Haushalt 5,5 Millionen Euro Unterstützung für die KU, „eine Perle der Hochschullandschaft“, wie er erneut hervorhob, festgehalten sind. „Der Freistaat steht fest an der Seite der KU“, untermauerte er.

Im Rahmen des Dies Academicus wurden auch wieder herausragende Leistungen in Forschung und Transfer, Studium und Lehre mit Universitätspreisen ausgezeichnet. Dem Festakt vorangegangen war eine Vesper in der Eichstätter Schutzengelkirche, die der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke zelebrierte. Hanke erinnerte in seiner Predigt an den Missionar und Kirchenreformer Bonifatius, dessen Todestag mit dem Dies Academicus zusammenfiel. Der feierliche Lobpreis wurde von einem Chor und Instrumentalisten aus Studierenden und Beschäftigten der KU unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Eham musikalisch gestaltet.  

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