Pädagogische Brücken zwischen Eichstätt und Kairo: Exkursion von Lehramtsstudierenden
Die digitale Brücke, die zwischen der KU und der Deutschen Evangelischen Oberschule in Kairo im Zuge der Pandemie geschlagen wurde, hat sich zu einem Bildungsabenteuer entwickelt, das Sprachkompetenzen stärkt und die interkulturelle Kompetenz bereichert. Seit vier Jahren unterrichten Lehramtsstudierende der KU ägyptische Schülerinnen und Schüler online und fördern so die mündliche Sprachkompetenz jener Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen. Nun hatten die Studierenden die Gelegenheit, ihre Schüler vor Ort in Kairo zu treffen. Der einwöchige Aufenthalt bot die Möglichkeit, theoretische Kenntnisse praktisch anzuwenden und ermöglichte Einblicke in die ägyptische Kultur und einen bereichernden Austausch mit den Lehrkräften vor Ort. Ein Reisebericht der Studierenden.
Schon im Anflug war Kairo beeindruckend. In der Nacht zeichneten die Lichter eine vielbefahrene Großstadt, die nicht nur in verschiedene Viertel unterteilt ist, sondern mittlerweile andere Städte in sich absorbiert hat. Wir landeten um 1:20 Uhr. Nachdem wir uns am nächsten Morgen von Anreise erholt hatten, besuchten wir vormittags die Nefertari International School (NISCL) – ein riesiger und hochmoderner Komplex in einem staubigen Neubauviertel. In dieser Schule kann man amerikanische, britische, französische und schließlich auch deutsche Abschlüsse erwerben. Lehrerinnen erläuterten uns das Konzept der Schule und wir erhielten eine Führung, bei der wir unter anderem eine beeindruckende Theatervorstellung der Viertklässler ansehen sowie Gespräche mit den Abschlussschülerinnen und -schülern führen durften. Abends genossen wir eine Felukenfahrt auf dem Nil bei wunderschönem Sonnenuntergang. Lehrkräfte der Deutschen Evangelischen Oberschule (DEO) Kairo luden uns zum Abendessen ein – die erste Gelegenheit für ein Kennenlernen.
Begegnung mit den Schülern in Kairo
Dieses Kennenlernen vertieften wir am nächsten Tag, als der erste Besuch an der DEO anstand. Wir wurden herzlich empfangen und nahmen an der morgendlichen Zusammenkunft aller Klassen teil. So konnten wir einen ersten Eindruck von der Schule gewinnen. Anschließend versammelten sich mehrere Klassen, darunter auch unsere beiden Klassen, die 4n und die 5n. Nach einer Begrüßungsrede tanzten wir gemeinsam den Macarena und das Fliegerlied. Es war eine große Freude, unsere Schülerinnen und Schüler endlich persönlich zu treffen. Die Begegnung war warmherzig und offen, auch die Kinder waren begeistert und führten uns stolz durch ihre Schule. Danach fuhren wir zur deutschen Botschaft, wo uns ein weiterer freundlicher Empfang und interessante Gespräche erwarteten. Da es an diesem Tag 37 Grad heiß war, legten wir eine kurze Pause im Hotel ein, ehe wir nachmittags Neu-Kairo und die Kairo Festival City Mall besuchten. Dort aßen wir zu Abend und waren beeindruckt von den gewaltigen architektonischen Unterschieden zwischen Neu-Kairo und dem alten Stadtzentrum.
Schulgebäude der Deutschen Evangelischen Oberschule
Der nächste Tag startete mit einer Besonderheit: Für einen Teil der Klasse 4n entfiel der reguläre Unterricht, da die Schüler an einem Müllsammelprojekt in der Wüste teilnahmen. Der andere Teil unserer Gruppe hospitierte zunächst in der Klasse 5n und unterrichtete zwei Stunden lang die Kinder, die wir bereits aus dem Zoom-Unterricht kannten. Gemeinsam wurden eigene Märchen geschrieben, vorgelesen und nacherzählt. Später standen der Besuch des „Großen Ägyptischen Museums“ – ein futuristisches Gebäude mitten in der Wüste mit einer Ausstellung über das Alte Ägypten – und ein Essen im Restaurant Marriot Mena House mit Blick auf die Pyramiden auf dem Programm. Der Kontrast zwischen den einfachen Straßenecken der Stadt und dieser luxuriösen Location war beeindruckend.
Am Tag darauf unterrichteten wir ein weiteres Mal. Die Kinder waren lieb und motiviert. Nach der Schule besuchten einige von uns einen Bazar, was nicht nur authentische Einblicke in das geschäftige Leben Kairos bot, sondern auch die gegensätzlichen Facetten der traditionellen und modernen ägyptischen Gesellschaft zeigte. Gleiches galt für den Besuch einer großen Moschee, in der wir einheimischen Frauen begegneten. Später trafen wir die Grundschuldirektorin der DEO im Rahmen eines Gebetskreises, bei dem ein Mann bewegend von seinen Glaubenserfahrungen berichtete. Nach dem Abendessen hieß es Koffer packen für die Weiterreise nach Alexandria am nächsten Tag.
Blick auf Alexandria
Mit einem Shuttlebus ging es zunächst zu den Pyramiden von Gizeh. Dort trafen wir die gesamte DEO-Familie zum jährlichen „Pyramidenlauf“ – ein sechs Kilometer langer Lauf durch die Wüste, an dem Schüler, Lehrkräfte, Eltern und Mitarbeitende teilnehmen. Nach Gesangseinlagen und dem Aufwärmen startete der Lauf bei 26 Grad. Von dort ging es weiter zu den Pyramiden und dem Sphinx, ehe wir unsere Reise nach Alexandria fortsetzen.
Nach einer Einführung zur Geschichte und zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt konnten wir unter anderem die Katakomben von Kom el Shoqafa erkunden – die größte römische Grabstätte Ägyptens mit mehreren unterirdischen Stockwerken. Von dort ging es zu Fuß durch ein dicht besiedeltes, einfaches Wohnviertel zur Pompeiussäule. Wir bestaunten die mehr als 26 Meter hohe römische Siegessäule, aber auch weitere Säulen, Sphinxe und eine unterirdische Bibliothek. Am nächsten Tag hieß es schon Koffer packen für die Heimreise. Aber zuvor traf sich die ganze Gruppe noch zu einer Reflexion über die erlebnisreiche Exkursion, den Besuch an der DEO und unseren Unterricht. Der Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften der Deutschen Evangelischen Oberschule in Kairo hat nicht nur Brücken gebaut, sondern auch nachhaltige Spuren hinterlassen, die die weitere Zusammenarbeit prägen werden.