Plädoyer für mehr Bewegung

Nicht einmal jeder Fünfte erfüllt die Kriterien eines gesunden Lebensstils – so das Ergebnis einer vor kurzem vorgestellten Studie der Deutschen Sporthochschule Köln und der Deutschen Krankenversicherung (DKV). Der Report untersuchte in einer repräsentativen Umfrage das Gesundheits- und Bewegungsverhalten der Deutschen. Mit Blick auf die Ergebnisse appelliert Christina Gscheidl, die Leiterin des Universitätssportzentrums der KU: „Mehr Bewegung!“ Die Sportwissenschaftlerin gibt praktische Tipps für den Alltag – auch für die Beschäftigten der KU.

Die Deutschen verbringen immer mehr Zeit im Sitzen. Durchschnittlich sind es an Werktagen 9,2 Stunden täglich – und damit noch einmal eine halbe Stunde mehr als während der Pandemie. Bei den 18- bis 29-Jährigen seien es sogar mehr als 10 Stunden, stellt der DKV-Report fest. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt zweimal pro Woche Muskeltraining, da ab dem 30. Lebensjahr die Muskulatur ohne Training stetig zurückgehe. Doch diesem Ratschlag folgen laut der Studie nur 40 Prozent der Befragten. Neben dem Trend zu immer längerem Sitzen attestiert der Report auch ein insgesamt zu geringes psychisches Wohlbefinden. „Bewegungsarmut wirkt sich negativ auf unseren kompletten Gesundheitszustand aus“, sagt Christina Gscheidl. Dies könne Herzerkrankungen, Typ-2-Diabetes oder auch Rückenschmerzen verursachen. „Eine ständig gebeugte sitzende Körperhaltung führt zu einer Verkürzung der Brustmuskulatur, der Schultermuskeln und des Hüftbeugers“, erklärt Gscheidl. Dadurch entstünden Rückenschmerzen. Inzwischen litten auch immer öfter Kinder darunter. „Die Straßenspielkultur geht verloren und die Kinder verbringen zu viel Zeit mit digitalen Medien“, sagt Gscheidl. Sie berichtet von einem Besuch in einer Grundschule: Nahezu die Hälfte der Kinder habe nicht mehr zwei oder mehr Schritte rückwärts balancieren können, so ihre Beobachtung.

Um mehr Bewegung in den Alltag zu bekommen, braucht es aber keine Handstände – eine moderat-intensive Bewegung genügt. „150 bis 300 Minuten für Erwachsene pro Woche sind ein guter Anfang. Das kann auch bei der Arbeit, im Haushalt oder in der Freizeit geschehen“, so Gscheidl. Moderat-intensive Bewegung – darunter versteht man eine Bewegung, die einen leicht zum Schwitzen bringt und etwas schwerer Atmen lässt, also etwa Spazierengehen.
    
Die Leiterin des Universitätssportzentrums gibt praktische Tipps, wie man mehr Bewegung leicht in den Alltag integrieren könne. Sie empfiehlt eine kurze Gymnastikeinheit jeden Tag. „Egal ob am Morgen, am Abend oder in der Mittagspause, täglich sollten zehn Minuten dafür eingeplant werden.“ Dabei müsse man nicht stark ins Schwitzen kommen oder sich eigens Sportkleidung anziehen. Es reichten schon Übungen, die sich beispielsweise am Schreibtisch durchführen lassen. „Beim Drehen des Kopfes nach rechts und links werden Hals und Nacken gedehnt und entspannt. Der Rücken kann gedehnt werden, indem man die Arme nach oben und unten führt. Den unteren Rücken kann man mobilisieren, indem man eine Hand auf das gegenüberliegende Knie legt und mit dem Oberkörper drehend über die Schulter schaut.“ Auch im Schulunterricht sollten solche Bewegungspausen eingeplant werden, sagt Gscheidl, die neben ihrer Aufgabe an der KU auch als Lehrkraft am Gabrieli-Gymnasium tätig ist.
    
Im Alltag sollte so viel wie möglich Bewegung eingeplant werden. „Also besser das Fahrrad nutzen und damit zur Schule, Arbeit oder zum Einkaufen fahren. Treppen gehen statt den Aufzug nehmen – und kurze Wege zu Fuß zurücklegen.“ Auch im Büro lasse sich Bewegung in den Alltag bringen. „Warum nicht den Drucker ein paar Meter vom Schreibtisch entfernt aufstellen oder Besprechungen im Gehen abhalten?“
    
Auch in der Freizeit sollte der Sport nicht zu kurz kommen. „Es ist wichtig, dass man erkennt, welchen Nutzen Sport auf das Wohlbefinden hat“, so Gscheidl. Dabei helfe es, Sporteinheiten auf die tägliche Aufgabenliste mit aufzunehmen. Das kann auch bedeuten, dass man sich nicht wie üblich mit Freunden zu Kaffee und Kuchen trifft, sondern mal zum Spaziergang oder zur Wanderung an der frischen Luft.
    
Die Beschäftigten der KU sind eingeladen, mit gutem Beispiel vorangehen. Daher wird ab Beginn des kommenden Wintersemesters immer mittwochs um 8 Uhr ein zehnminütiges Gymnastik-Programm angeboten. Die Anleitungen kommen als Online-Kurs zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Überleiterinnen und -leiter aus dem Hochschulsport werden verschiedene Übungen erklären. „Auf diese Weise kann man noch vor Beginn der Arbeitszeit etwas Gutes tun für den Körper und fit in den Tag starten“, sagt Christina Gscheidl, die gleich die erste Gymnastikeinheit übernehmen wird.
    
Die Zugangslinks finden sich unter https://www.ku.de/studium/informationen-fuer-studierende/studierendenportal/hochschulsport-livesessions