Prof. Dr. Annette Korntheuer neue Professorin für Grundlagen und Theorien von Sozialer Arbeit

Prof. Dr. Annette Korntheuer hat die Professur für Grundlagen und Theorien Sozialer Arbeit an der Fakultät für Soziale Arbeit der KU übernommen. „Für mich ist Soziale Arbeit ein Menschenrechtsberuf, der für Teilhabe einsteht. Deshalb geht es mir in meiner Arbeit unter anderem um eine theoretische Fundierung der Frage, wie soziale Ungleichheit entsteht“, erklärt Korntheuer.

Nach einer Ausbildung zur Erzieherin war Professorin Korntheuer zunächst in einer Heilpädagogischen Tagesstätte für Jugendliche mit geistiger Behinderung tätig. Sie studierte dann Sozialpädagogik an der Katholischen Stiftungshochschule München und arbeitete in der sozialpädagogischen Beratung und Betreuung von jungen Geflüchteten in München. In der Landeshauptstadt war sie von 2016 bis 2019 kommunale Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte. Zudem arbeitete Korntheuer auch in Kanada im Bereich der Sozialen Arbeit und pflegt dorthin weiterhin Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen in Wissenschaft und Praxis.

Vor ihrer Berufung an die KU war sie Vertretungsprofessorin für Inklusion und Behinderung an der Universität Kassel. Für ihre Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München beschäftigte sich Korntheuer mit der Bildungsteilhabe von jungen Geflüchteten in München sowie im kanadischen Toronto. Aktuell begleitet sie eine Studie im Auftrag des kanadischen Ministeriums für Migration und Flüchtlinge im Hinblick auf dortige Programme für Familien mit Fluchterfahrung. „Integration darf man nicht auf den Aspekt der Arbeitswelt reduzieren, sondern man muss den gesamten Menschen in den Blick nehmen. Kanada hat sich als Einwanderungsland schon sehr früh mit gleichberechtigter Teilhabe und Diversität auseinandergesetzt“, erklärt Korntheuer. Die Einbeziehung unterschiedlicher Gruppen werde dort viel konsequenter umgesetzt. Gerade der Kontakt zu unterschiedlichen Persönlichkeiten und ihren Bedarfen stehe im Zentrum von Sozialer Arbeit, die dafür grundlegender Theorien, Konzepte und Kompetenzen bedürfe. „Angesichts einer zunehmenden Ökonomisierung gilt es auch, die Ethik der Profession zu reflektieren und den Wert sozialer Arbeit kontinuierlich darzulegen. Deshalb wünsche ich mir von den Studierenden, dass ihnen auch die politische Dimension von Sozialer Arbeit bewusst wird.“

Derzeit ist Annette Korntheuer unter anderem auch an einem Projekt beteiligt, welches das Resettlement von Geflüchteten mit Behinderung untersucht. Diese besondere Form der dauerhaften Hilfe richtet sich an einzelne Flüchtlinge, die aufgrund ihres Alters, ihrer körperlichen Verfassung, ihres Geschlechts, ihrer persönlichen Erfahrungen oder rechtlichen Situation besonders schutzbedürftig sind. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen schlägt Aufnahmeländern entsprechende Personen vor, die in Deutschland dann zunächst zentral im niedersächsischen Grenzdurchgangslager Friedland aufgenommen werden. Anschließend wird ihnen ein Wohnsitz zugewiesen. „Wie sich der Weg speziell von Personen mit Behinderungen im Alltag gestaltet, sobald sie das Lager verlassen haben, ist bislang kaum erforscht – etwa im Hinblick auf ihren Zugang zum Versorgungssystem oder finanzielle Unterstützung“, erklärt Korntheuer.