Prof. Dr. Verena Schulz neue Inhaberin der Professur für Klassische Philologie

Prof. Dr. Verena Schulz (39) hat an der KU die Professur für Klassische Philologie mit dem Schwerpunkt Latinistik übernommen. Gefördert über das Heisenberg-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für herausragende Forschende war sie zuvor Mitarbeiterin am Seminar für Klassische Philologie der Universität Heidelberg. Mit ihrer Berufung an die KU wurde die Förderung der DFG in eine Heisenberg-Professur umgewandelt – die zweite renommierte Professur dieser Art an der KU.

„Latein hat für mich immer die Tür in eine ganz eigene Welt geöffnet. Die Sprache und die Literatur der Antike macht die Menschen lebendig, die vor 2000 Jahren lebten. Gleichzeitig stammen aus dieser Zeit sehr differenzierte Antworten auf Fragen etwa zu Identität oder Emotionen, die uns unverändert in der Gegenwart bewegen“, schildert Schulz den Zugang zu ihrem Fach. Sie studierte in Tübingen und Oxford; als Dozentin und Forscherin war sie in Dänemark, den USA, der Schweiz und den Niederlanden tätig. Neben der Universität Heidelberg und der Ludwig-Maximilians-Universität München zählte auch die KU bereits zu den Stationen ihrer bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn.

Zwei Fragen haben Professorin Schulz stets besonders bewegt: Wie kommunizieren Menschen miteinander? Und wie denken sie über ihre Zeit – auch im Hinblick auf die eigene Geschichtsschreibung? Daraus ergeben sich zwei zentrale Forschungsschwerpunkte von Professorin Schulz, die in der antiken Rhetorik sowie der Geschichtsschreibung der Kaiserzeit bestehen.

Neben dem Austausch mit der Archäologie und der Geschichtswissenschaft sucht Schulz dabei bewusst auch den Dialog mit der modernen Literaturwissenschaft und deren Methoden: „Die antiken Texte sind unverändert, aber jede Generation muss sie neu zum Sprechen bringen und neu erklären. Nach dem Zweiten Weltkrieg etwa wurden antike Impulse zu Fragen des Exils wieder neu interpretiert. Aufgrund der MeToo-Bewegung werden heutzutage wiederum Texte über Erotik oder Gewalt noch einmal ganz anders gelesen. Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich im Jahr 2021 noch mit Cicero befasst. Für diese Übersetzungsleistung helfen die modernen Literaturwissenschaften enorm“, erklärt Schulz.

Ebenfalls ein unverändert aktuelles Thema steht im Mittelpunkt ihres Heisenberg-Projektes, das der Frage nachgeht, wie Vergessen funktioniert – auch im Hinblick auf Strategien für gezielte Selektionsprozesse. „In jüngster Zeit wurden beispielweise im Zusammenhang mit der Black Lives Matter-Bewegung Standbilder bestimmter Persönlichkeiten in Frage gestellt, die nicht mehr zu einem modernen Muster von Gesellschaft passen. Solche Fragen haben wir in der Antike und in den Texten auch. Wie prägt etwa ein antiker Geschichtsschreiber das Vergessen durch seine Art der Berichterstattung? Welche Details lässt er aus, welche betont der Autor?“