Resümee zur Erschließung von Handschriften der Universitätsbibliothek

Die Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt hat allein rund 400 mittelalterliche Handschriften aus dem Besitz des Freistaats Bayern in ihrer Obhut, die seit 1985 im Handschriften-erschließungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft detailliert beschrieben wurden. Der vierte und letzte Katalog hierzu ist im letzten Jahr erschienen. Damit haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun erstklassige Voraussetzungen, um die Bestände weiter zu erforschen. Zum Abschluss des Projektes hält am Mittwoch, 11. Juli, Dr. Karl-Heinz Keller, der über seinen Ruhestand hinaus drei dieser Kataloge mit profunder Sachkenntnis, Akribie und Sorgfalt erarbeitet hat, einen Vortrag unter dem Titel „Spitzenstücke. Zu den mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek“. Als bester Kenner des Bestands spricht er ab 18 Uhr in der Staats- und Seminarbibliothek (Hofgarten 1, Eichstätt).

Begleitend zu dieser Veranstaltung ist ab 12. Juli die kleine Ausstellung „Das Ganze im Fragment. Handschriftenfragmente aus kirchlichen Bibliotheken, Archiven und Museen“ bis Ende Juli in der Hofgarten-Bibliothek zu sehen (montags bis freitags von 8.30 bis 18 Uhr). Sie geht dabei auf die historische Bedeutung und die Notwendigkeit ein, gefundene Fragmente zu dokumentieren und zu sichern. Pergament war über das gesamte Mittelalter hinweg der wichtigste Schriftträger. Es war robust und nahezu überall verfügbar. Zugleich war es aber auch teuer und aufwendig in der Herstellung. Diese beiden Merkmale wurden vielen auf diesem Material verfassten Texten bereits während des Mittelalters und der frühen Neuzeit zum Verhängnis: Nicht mehr benötigte Handschriften wurden aufgelöst und ihre Blätter als Fragmente in Einbänden neuer Bücher weiterverarbeitet. Dabei besitzen alle mittelalterlichen Fragmente nach den vielen gewaltsamen Zerstörungen von Schriftgut in der Vergangenheit einen hohen Zeugniswert – und Bibliotheken besitzen diese vergessenen Schätze oft in großen Mengen.

Solche Fragmente älterer Handschriften gehören zu den verborgenen Kostbarkeiten einer Bibliothek, die weitgehend Spezialisten interessieren. Von einer breiteren Öffentlichkeit werden sie nur dann zur Kenntnis genommen, wenn sie spektakuläre Funde enthalten. Mehrheitlich aber handelt es sich um lateinische Texte, häufig um Liturgica, die bei ihrer Entdeckung nur wenig Resonanz finden.

Gezeigt werden in der Eichstätter Ausstellung einige Beispiele von Fragmenten vom 9. bis zum 15. Jahrhundert aus den reichen historischen Beständen in der Universitätsbibliothek. Die Ausstellung thematisiert den Umgang mit diesen besonderen Quellen, ihre wissenschaftliche Auswertung oder ihre Verwendung als Zierde. Die begleitenden Texttafeln wurden von der Mainzer Martinus-Bibliothek als Wanderausstellung konzipiert, die bereits an verschiedenen Stationen in Deutschland zu sehen war. Gefördert wurde sie von der Koordinierungsstelle zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts im Rahmen des Modellprojekts „Dokumentation und Sicherung von Fragmenten aus mittelalterlichen Handschriften und frühneuzeitlichen Drucken in Bibliotheken. Praxishilfen, Know-how-Transfer“.